1. Reisebericht: Von Palermo zum Ätna

12. - 29. Oktober 2024

Sechs Monate war der Toyopedi "auf Kur" in Deutschland, letztes Wochenende haben wir unser Reisemobil endlich wieder nach Hause geholt. Schnell ist der letzte rote Staub Afrikas beseitigt und alles gepackt. Über Udine und Venedig geht es nach Livorno zur Fähre. Ein Stopp in Pisa läßt schon ein wenig Italien „Feeling“ aufkommen.

  • Oblogatorischer Stopp bei einm Pisa Besuch....
  • ...immer noch schief
  • ...und immer noch ein Besuchermagnet

Die Überfahrt auf der großen Grimaldi-Fähre ist eher langweilig, doch in weniger als 24 Stunden sind wir in Palermo und quartieren uns auf einem der städtischen „Area Sosta Camper“ ein. Dies sind einfache Wohnmobilstellplätze in Städten, oft ein separater Teil eines Parkplatzes, und eine kostengünstige Möglichkeit in einer Stadt relativ zentral zu „campen“.

  • Toyo in Gesellschaft
  • Ein schier unglaubliche Zahl an LKWs passt auf die Fähre.

Ein Spaziergang durch Palermo steht natürlich auf dem Programm.

  • Teatro Massimo
  • Palazzo dei Normanni - heute Sitz des Parlaments Siziliens
  • Kathedrale

Wir starten unsere Inselumrundung im Uhrzeigersinn und cruisen entspannt auf der Landstraße entlang der Küste. Ein kurzer Abstecher ins bergige Hinterland führt uns nach Caccamo. Das Bergdorf liegt malerisch auf einem Hügel und wird von einer prächtigen Burg gekrönt.

Erster Stopp an der Küste ist Cefalu, ein kleiner malerisch gelegener Ort mit schöner Altstadt.

  • Blick auf Cefalu mit Burgberg
  • Altstadt
  • Normannische Kathedrale

Die Gebirgskette Madonie lockt uns ins Hinterland. Schnell sind wir fast alleine unterwegs und kurven im wahrsten Sinne des Wortes durch die Landschaft. Noch schöner als die Bergwelt sind die Dörfer, und vor allem ihre Lage. Auf einer Bergspitze thronend oder in eine Senke zwischen zwei Berge gepfercht, wirken sie wie Nester in der Landschaft. Die Gassen sind so eng und steil, dass wir den Toyo draußen lassen müssen.

  • Friedhof
  • Friedhof

Zurück an der Küste geht es kurvenreich weiter entlang der Steilküste. Hoch oben auf einer Klippe liegt auch die Wallfahrtskirche „Santuario di Tindari“ zu Ehren der schwarzen Madonna. Die Kirche ist dafür umso bunter. Noch ungewöhnlicher ist das Kunstprojekt „Fiumara d’Arte“: riesige abstrakte Kunstwerke in der Landschaft. Der Begründer und Mäzen dieses Projektes musste über 20 Jahre vor Gericht für seine Kunst kämpfen, denn lokale Politiker und die Mafia fürchteten offenbar, dass die Künstler mit ihren Objekten fortschrittliche Signale senden, die den alten Verhältnissen entgegen wirken könnten.

  • Schwarze Madonna mit schwarzen Engeln
  • Monumentale Skulptur unter der Autobahn
  • Übernachtungsplatz am Kunstobjekt "Labyrinth"

Es geht zurück in die Berge. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist gut und wir wollen zum Ätna. Für unsere aktuelle „Bergtour“ spielt das Wetter leider nicht mit, denn Wolken und Nebel hängen dicht in den Bergen. Und dann soll die Straße noch durch einen Erdrutsch blockiert sein. Andere Autos sind nicht unterwegs, es liegen Äste, Blätter, Geröll und Matsch auf der Straße als ob sie seit Wochen nicht mehr befahren wird. Vorsichtig tasten wir uns im Nebel um jede Kurve, passieren die Ruinen verlassener Dörfer und stehen plötzlich neben einem LKW mit Straßenarbeitern. Natürlich fragen wir nach, auch wenn wir weder italienisch sprechen noch viel verstehen. Doch wie so meist klappt es, wir können noch weiterfahren bis zum Abzweig zu einer Nebenstrecke.

  • Geisterdorf in den Bergen
  • Ein gescheitertes Siedlungsprojekt aus den 1950er Jahren.

Als eine der schönsten Städte Siziliens gilt Taormina. Eine der touristischsten ist sie in jedem Fall. Wir quartieren uns im Nachbarort ein und fahren mit dem Bus in das spektakulär auf einem Felsrücken liegende Städtchen. Das Teatro Greco bietet den berühmtesten Blick der Stadt: durch die halb verfallene Bühne auf den Ätna und das Meer. Natürlich nur bei klarem Himmel und den haben wir nicht. Der Ätna hüllt sich in Wolken. Die Kulisse ist dennoch beeindruckend.

Wir erhaschen einen ersten Blick von unserem Übernachtungsplatz auf den größten Vulkan Europas und starten unsere Tour um den Ätna herum. Durch kleine Orte zwischen Weingärten und Olivenbäumen führt die Panoramastraße um das Bergmassiv herum. Wir quartieren uns in einem kleinen Agricamping kurz unterhalb der Talstation der Seilbahn ein. Schon am frühen Abend zieht dichter Nebel herein und wir sind nicht sehr optimistisch für unsere Vulkantour am nächsten Tag, doch: wir werden von strahlendem Sonnenschein geweckt und stellen nach kurzer Fahrt zum Rifugio Sapienza auf knapp 1.900 Metern fest, dass wir oberhalb einer dichten Wolkendecke sind. Der Blick ist traumhaft!

  • Keine optimale Lage...
  • Traumhaft schön über der Wolkendecke.
  • Ein erster Blick auf zwei der aktiven Krater.

Mit der Seilbahn geht es durch die beeindruckende Lavalandschaft auf ca. 2.500 Meter hoch und dann noch einmal ca. 300 Meter höher mit dem Geländebus. Ein Guide führt uns zu zwei erloschenen Kratern mit einer atemberaubenden Sicht auf drei derzeit rauchende Schlote. Der Ätna ist der aktivste Vulkan Europas, gilt jedoch aufgrund der umfangreichen Überwachung nicht als der Gefährlichste, so lernen wir von einer Einheimischen. Wir hoffen, sie hat recht!

  • Wir sind nicht die einzigen Besucher...

Wie wichtig das vielleicht für uns ist merken wir als wir nach einer tollen Tour gegen Mittag unseren Toyo wieder starten wollen. Es lässt sich kein Gang mehr einlegen! Auch mit geduldigem Probieren und vielen Tricks, es geht nichts mehr. Natürlich ist es Freitag und wir sind vermutlich an einem der abgelegensten Orte der Insel um abgeschleppt zu werden. Doch es hilft nichts, nach kurzer Überlegung was wir machen können rufen wir den ADAC an. Eine sehr freundliche Dame des ADAC Italien nimmt alle unsere Daten auf, erklärt uns begeistert, dass sie genau weiß wo wir sind, denn sie ist aus Sizilien, und lässt uns wissen, dass in 90 Minuten Hilfe da sei. Das wäre schön! Wir können das nicht so ganz glauben, denn schließlich dauert schon die Anfahrt auf den Berg von der nächsten größeren Stadt Catania mindestens eine Stunde.
Also heißt es warten. Nach gut 3 Stunden rufen wir wieder den ADAC Italien an und fragen nach, ob denn mit Hilfe zu rechnen sei. Uns wird versichert, dass daran gearbeitet wird, aber leider bereits mehrere Abschleppunternehmen abgesagt hätten und sie weiter bemüht sind. Wir warten weiter und nach rund 6 Stunden rollt ein großer Abschleppwagen an. Es ist inzwischen dunkel und wir sind, außer zwei weiteren Campern die übernachten wollen, alleine auf dem riesigen Parkplatz. Unser Helfer wirkt nicht gerade motiviert und spricht auch kein Wort englisch, doch wir schaffen es den Toyo zu verladen und dann geht die abenteuerliche Fahrt den Berg hinunter los. Unser Fahrer Luigi nimmt die Abkürzung, eine kleine enge Straße mit vielen Schlaglöchern. Unser Toyo, jetzt rund 4 Meter hoch, rasiert gefühlt sämtliche Äste entlang der Straße, hält sich aber tapfer auf dem Abschleppwagen. Luigi tippt ständig auf seinem Navi herum und wir fragen uns, warum er nicht einfach die Hauptstraße nimmt, bis er plötzlich stoppt. Wir hatten es schon bemerkt, er jetzt auch: die Bremsen des Abschleppwagens sind total überhitzt. Wir legen eine Pause ein, danach geht es gaaanz langsam weiter. Uns ist das nur recht.

  • Toyo ist verladen.
  • Eine Nacht am Abschleppunternehmen.

Spät am Abend kommen wir in Catania an und dürfen vor dem Gelände des Abschleppunternehmens am Tor übernachten - direkt an der Autobahn. Am nächsten Morgen recherchieren wir Werkstätten in der Nähe und finden doch tatsächlich nur 500 Meter weiter eine freie Werkstatt. Die Mitarbeiter der Abschleppfirma meinen die sei gut und geleiten uns dort hin, inzwischen gehen aber auch wieder die Gänge rein (!). Der Hof der Firma ist voll mit Schrottautos, wir werden von Chef und Chefin begrüßt, er springt direkt in den Toyo, testet die Kupplung und bestätigt unseren Verdacht: diese ist wohl der Grund des Übels. Eine neue Kupplung könnten sie uns am Montag besorgen und innerhalb eines Tages einbauen. Sollten wir so viel Glück im Unglück haben? Wir quartieren uns auf einem Campingplatz in der Stadt ein und nutzen den Sonntag für einen Spaziergang durch die Altstadt von Catania und ein leckeres Mittagessen in einem der kleinen Lokale in einer Nebenstraße.

Am Montag stehen wir wie bestellt um 7.30 Uhr in der Werkstatt, doch der Chef ist erst mal mit einem „Notfall“ beschäftigt. Zwischen 8 und 9 Uhr trudeln die Mitarbeiter ein und irgendwann fängt dann auch ein Mechaniker an, den Ausbau des Getriebes in Angriff zu nehmen, mit vielen Zigaretten & Espressopausen. Kurz vor der Mittags-Siesta ist dann das Getriebe ausgebaut und wir sehen, dass an der Kupplung zwei Federn komplett gebrochen sind. Die Chefin fährt uns ins nahe Einkaufszentrum zur Mittagspause und dann weiter eine Kupplung kaufen. Wir können immer noch nicht glauben, dass diese hier zu bekommen ist, denn unser Toyota Modell ist in Europa nicht bekannt, Ersatzteile sind selten auf Lager und dann auf Sizilien? Nach 3 Stunden Mittagspause sind wir wieder in der Werkstatt und: die neue Kupplung ist da, sogar eine Verstärkte wie wir sie hatten, und das Getriebe wird wieder eingebaut. Wir sind erleichtert und brauchen wohl doch keinen Plan B!

  • Los geht's...
  • Impressionen vom Werkstatthof...
  • Mal wieder eine Nacht in der Werkstatt verbringen...

Wie so meist läuft dann doch nicht alles glatt, da zwei Schrauben abgebrochen sind und sich auch das 4x4 und das Untersetzungsgetriebe nicht richtig schalten lassen. Wir verbringen eine ruhige Nacht in der Werkstatt, am nächsten Morgen legt der Chef selbst Hand an, und wir können am Nachmittag wieder vom Hof rollen. Nächstes Ziel: Syrakus