5. Reisebericht: Alaska
1. - 19. Juni 2018
Alaska, Dead Horse, Yukon, Whitehorse, Klondike, Dawson City, Inuvik, Northwest Territories - die Grenze zwischen Kanada und Alaska verschwimmt, aber das Gefühl von Goldrauschzeiten und Abenteuer ist allgegenwärtig. Wir sind wieder in die USA - Alaska - eingereist, das Passieren der Grenzen ist hier im hohen Norden völlig entspannt. Kurz vor dem kleinen Grenzübergang treffen wir "die Ausreiser" Karin & Manfred mit ihrem MoMo; vor 5 Jahren haben wir uns in Argentinien kennengelernt, somit ist die Freude groß, uns erneut zu begegnen.
Alaska ist der nördlichste und größte Bundesstaat der USA, die Bundesrepublik Deutschland passt mehr als vier Mal in seine Grenzen. Die Einwohnerzahl beträgt ca. 730.000, wovon etwa 300.000 in Anchorage leben. Wer die Einsamkeit sucht ist hier richtig, denn Alaska ist extrem: überall Bären, Elche und Rentiere, aber kaum Menschen, und Straßen oder Schotterpisten erschließen nur einen Bruchteil des 49. Staates der USA. Wo die Schotterstraße endet geht es nur per Schiff oder Flugzeug weiter, wenn überhaupt.
Die wenigen Straßen und Wege die es gibt wollen wir unter unsere Geländereifen nehmen. Richtig dunkel wird es jetzt im Juni nicht mehr, lediglich ein wenig dämmrig zwischen Mitternacht und 4 Uhr morgens, somit schaffen wir auch lange Fahretappen.
Etwas Historie muss sein: Alaska wurde im 18. Jahrhundert von den Russen besiedelt, doch das Interesse der Russen beschränkte sich im wesentlichen auf die Pelztiere. Da der Verkauf der Pelze hohen Profit einbrachte, führte die gnadenlose Jagd zur fast vollständigen Ausrottung der Seeottern und darüber hinaus zu einer hohen Dezimierung anderer Arten. Somit warf die Kolonie ab Mitte des 19. Jahrhunderts keinen Profit mehr für die Zarenkrone ab, verursachte aber weiterhin hohe Kosten, so dass Alaska zum Verkauf angeboten wurde. 1867 kauften die USA Alaska für die aus heutiger Sicht lächerliche Summe von US$ 7,2 Millionen, was weniger als US$ 5 pro qkm entsprach.
Zunächst wurde der Kauf des "Eiskastens" belächelt, doch schon wenige Jahre später änderte sich die öffentliche Meinung, denn es wurde Gold entdeckt und es folgte der legendäre Klondike Gold Rush.
Die Lagerstätten waren schnell ausgebeutet und das Interesse am hohen Norden erlosch wieder, doch im Jahr 1942 besetzten die Japaner die Inselkette der Aleuten im Westen Alaskas und die USA befürchteten die Besetzung ganz Alaskas, was zum Bau des legendären Alaska Highways quer durch Kanada bis nach Fairbanks führte, um schnell neue Militärstützpunkte einrichten zu können.
Entscheidend für die weitere Entwicklung Alaskas war die Entdeckung von Öl im Nordpolarmeer im Jahre 1968 und in Folge dessen der Bau der Trans-Alaska-Pipeline über knapp 1.300km bis zu dem eisfreien Hafen Valdez im Süden des Staates.
Entlang der Pipeline fahren wir nach Valdez, erneut eine wunderschöne Route entlang schneebedeckter Berge und imposanter Gletscher. Wir wollen den der Straße am nächsten liegenden Gletscher zu Fuß erkunden, doch der kurze Fußweg zur Gletscherzunge ist am 5. Juni noch unter Eis und Schnee verborgen. Am Thompson-Pass mit 800 Höhenmetern werden im Winter bis zu 25 Meter Schnee gemessen, und auch jetzt sehen wir entlang der Straße noch die Reste der meterhohen Schneeverwehungen.
Bekannt wurde Valdez durch die folgenschwerste Ölkatastrophe der US-Geschichte als 1989 der Supertanker Exxon Valdez auf ein Riff lief und über 40 Mio. Rohöl ins Meer liefen. Die Natur und jahrelange Ölbekämpfung haben inzwischen die Spuren der Katastrophe beseitigt.
Denali Highway & Nationalpark
Über den Denali Highway, eine 135 Meilen lange Schotterpiste, fahren wir in westlicher Richtung zum gleichnamigen Nationalpark. Die Berge sind in Wolken gehüllt, im Flußtal liegt der Nebel, die meisten Seen sind noch zugefroren und es ist kalt. Die letzten Schneeflocken verwandeln sich auf unserer Windschutzscheibe in Regen.
Denali, der größte Nationalpark Alaskas, benannt nach dem mit 6.168 Metern höchsten Berg der USA, ist fester Programmpunkt der meisten Alaska-Reisenden. Die 90 Meilen lange Piste durch den Park darf bereits seit vielen Jahren nicht mehr mit dem eigenen Auto befahren werden, sondern nur noch mit Shuttle-Bussen. Im kurzen Alaska-Sommer muss man eine Tour schon Wochen im Voraus buchen, um einen Platz im Bus zu bekommen. Wir sind am Beginn der Saison, buchen online den Bus und auch den Campingplatz, und erfahren, dass der 8. Juni der erste Tag in diesem Sommer ist, an dem die Shuttle-Busse in den Park fahren. Da wir "schwarze" Schwarzbären und "braune" Schwarzbären schon häufig gesehen haben, wünschen wir uns natürlich für diesen Ausflug endlich auch Grizzlys zu sichten. Und wir haben Glück: insgesamt sehen wir 11 Mal Grizzlybären, davon zwei Mal eine Mutter mit zwei Jungen, also 15 Grizzlys insgesamt.
Wir sehen außerdem Caribous (wilde Rentiere), Elche und die seltenen, in den hohen Bergen lebenden, Dallschafe. Die Landschaft ist, wie bislang in Alaska, wieder traumhaft schön und als Zugabe zeigt sich sogar der normalerweise von Wolken verhüllte Denali.
Anchorage & Kenai Halbinsel
Auf dem Weg nach Anchorage stoppen wir am Ausgangspunkt des bedeutendsten Schlittenhunderennens der Welt, dem "Iditarod Trail Sled Dog Race". Über knapp 1.800 km geht es quer durch Alaska's Winter, das Gewinnerteam braucht für diese T(ort)our knapp 9 Tage.
Wir besuchen außerdem eine Moschusochsenfarm, denn diese in arktischen Gefilden lebenden Ur-Viecher sind in freier Wildbahn kaum noch anzutreffen. Sie werden heute wegen ihrer feinen, wärmenden Unterwolle gezüchtet und fühlen sich erst bei -40 Grad Celsius richtig wohl.
Die größte Stadt Alaskas ist entspannt, die Straßen sind wie fast immer in amerikanischen Städten im Schachbrettmuster angeordnet, so daß die Orientierung leicht fällt. 1964 wurden viele Gebäude von einem Erdbeben zerstört, daher macht die Stadt einen eher modernen und nüchternen Eindruck. Wir machen einen Versorgungsstopp und genießen auch wieder einen Abend im Pub.
Ein landschaftliches Highlight soll die Kenai Halbinsel südlich von Anchorage sein und wir machen uns auf den Weg. Die Route durch die Kenai Mountains ist in der Tat wieder traumhaft schön.
Das "Allerbeste was Alaska zu bieten hat" ist lt. unserem Reiseführer eine Schiffstour in den Kenai Fjords Nationalpark. Wir hören uns bei anderen Reisenden um und bekommen nur begeistertes Feedback. Also los: die Wettervorhersage passt und wir starten früh am Morgen zu einer 9-stündigen Tour durch die Fjorde in dieses nur noch per Boot oder Flugzeug zu erreichende riesige Naturschutzgebiet.
Und es lohnt sich: entlang einer wunderschönen Küste mit kleinen vorgelagerten Inseln fahren wir bei strahlendem Sonnenschein in einen schmalen Fjord mit mehreren spektakulären Gletschern, die in das Meer kalben. Die gigantischen Gletscher sind die Ausläufer eines über 800 qkm großen Eisfeldes, das große Teile der Halbinsel bedeckt.
Und wir sehen zum ersten Mal Orcas, die berüchtigten Killerwale, die zur Familie der Delphine gehören.
In den kanadischen Rocky Mountains haben wir uns gefragt, ob diese grandiose Naturkulisse noch zu toppen ist, doch Alaska's wilde Natur beeindruckt uns fast noch mehr. Definitiv ist Alaska auf unserer Favoriten-Liste ganz weit oben.
Über den "Top of the World-Highway" geht es nun wieder zurück nach Kanada. Ihren Namen erhielt die Schotterstraße wegen ihrer Streckenführung entlang einer Kammlinie mit weiten Ausblicken zu beiden Seiten der Piste. Der einsame Grenzort in Alaska ist Chicken, ein Nest aus Goldgräberzeiten, das seinen Namen einem Disput über die Schreibweise des Nationalvogels "Ptarmigan" verdankt. Da man sich nicht einigen konnte, wurde der Ort kurzerhand Chicken genannt.
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Auf Wiedersehen Alaska!