11. Reisebericht: In den zentralen Anden
18. - 31. Januar 2014
Nationalpark Ischigualasto
Bei ueber 40 Grad Celsius geht es weiter nach Norden. Wir wollen uns ueber das Schwitzen nicht beschweren, denn in der Heimat wird jetzt gefroren und wir haben uns im kalten Patagonien gewuenscht, dass wir endlich ins Warme kommen. Also freuen wir uns darueber, dass der Wind auf der Haut brennt wenn man aus dem klimatisierten Auto steigt und ueber unsere Diskussionen wie kalt man die Klimaanlage einstellen sollte. Eigentlich egal, unsere Wohnkabine hat keine Klimaanlage und auch wenn wir tagsueber nicht schwitzen, haben wir es nachts sowieso "mollig" warm.
Wir wollen in den Nationalpark Ischigualasto, auch Valle de la Luna, das Tal des Mondes, genannt. Einige Reisende haben uns abgeraten, da man nur im Konvoi mit einem Ranger fahren darf und nicht auf eigene Faust. Uns stoert das nicht und wir verstehen warum das so ist. Parks in denen man sich frei bewegen kann und Plaetze zum Camping oder Picknick haben, sind oft auch entsprechend verschmutzt, da Abfaelle einfach liegen gelassen werden, sowohl in Argentinien als auch in Chile. Ausserdem ist das Valle de la Luna ein bedeutender Fundort fuer Fossilien aus der Zeit der Dinosaurier.
Der Park erinnert uns an die Nationalparks im Westen der USA, insbesondere die Gebiete um den Grand Canyon, und wir koennten permanent anhalten und fotografieren.
Wir uebernachten auf dem Parkplatz der Rangerstation und “geniessen” ein Gewitter mit Blitzen, wie wir sie noch nie gesehen haben. Endlich wurde mal wieder der Staub vom Toyopedi gewaschen und unsere Photovoltaikanlage auf dem Dach laedt wieder etwas schneller.
Paso Agua Negra
Am naechsten Tag muessen wir einige Wasserlaeufe durchqueren und wollen ueber den "Agua Negra" Pass auf ueber 4.700 Metern wieder nach Chile fahren. Wir kommen an der argentinischen Grenzstation gegen 17.30 Uhr an und man schuettelt freundlich den Kopf: geschlossen, erst morgen frueh koennen wir Richtung Chile fahren. Am naechsten Morgen kaempfen wir uns auf den Pass hoch. Auf ca. 3.500 Metern wird es einspurig, geteert ist die Piste schon lang nicht mehr und die Abgruende werden immer tiefer. Nach unten sehen ist nicht angesagt, sondern Konzentration nach vorne. Auf der Passhoehe, bei ca. 4.760 Metern, ist uns irgendwie zum Feiern zumute, doch wir muessen ja auch wieder runter....
Erst einmal geniessen wir jedoch die grandiose Hochgebirgslandschaft mit einer Farbenvielfalt der Berge wie wir sie noch nie gesehen haben. An der chilenischen Grenzstation sind wir dann doch froh, dass wir den Pass geschafft haben und sind erneut erstaunt ueber die Distanz zwischen den Grenzstationen: etwa 80 km vor der Landesgrenze ist die Ausreise aus Argentinien und ca. 100 km nach der Landesgrenze erst die Einreise nach Chile.
Valle Elqui
Eigentlich ist das Valle Elqui eine Steinwueste, genauso wie der Agua Negra Pass, den wir hinter uns gelassen haben. Doch dann tauchen in diesem engen Tal ploetzlich Weinberge auf und wir koennen kaum glauben, dass es zwischen den grauen Felsen solch kraeftige gruene Farben gibt. Dass hier Wein angebaut wird ist wirklich erstaunlich: Steine, Felsen, Sand und Staub, dazu aber Bewaesserung und viel Sonne - das laesst die suessesten Weintrauben wachsen, die wir bisher probiert haben. Die Muskateller-Trauben werden hier aber nicht zur Weinproduktion verwendet, sonder zur Herstellung des chilenischen Nationalgetraenks Pisco, ein Traubenschnaps, und auch zur Herstellung von Rosinen. Wir schauen in eine historische Brennerei, halten uns aber bei nach wie vor 40 Grad Celsius mit dem Probieren zurueck. In einem Seitental kommen wir an trockenen Ebenen vorbei, wo die Weintrauben zum Trocknen ausgebreitet werden. Man winkt uns zu, wir halten an, fragen ob wir fotografieren duerfen. Wenig spaeter sind wir mit 5 Kilo zuckersuessen Trauben bepackt wieder unterwegs. Wir fahren auf der "Ruta de las Estrellas", also auf der Sternenstrasse, und besuchen in Vicuna eine Sternenwarte. Im Valle Elqui und auch noch weiter im Norden in der Atacama Wueste ist der Himmel extrem klar und zur Sternenbeobachtung bestens geeignet. Durch das Teleskop sehen wir u.a. den Jupiter mit seinen Streifen und Monden, wieder eine neue Erfahrung fuer uns.
Am naechsten Morgen machen wir einen weiteren Abstecher durch die Wueste auf einer anspruchsvollen, einspurigen Schotterpiste und einem “Mini-Pass” von 2.000 Metern Hoehe zur Hacienda Los Andes. Die einsam gelegene Lodge gehoert einem Belgier, der in Santiago fuer eine deutsche Firma arbeitet, und einige Angestellte sind auch aus Deutschland. Hier in der chilenischen Wueste bekommen wir zum Abendessen Rindsrouladen und Bratkartoffeln serviert………
Nationalreservat "Pinguino Humboldt"
Wir fahren weiter Richtung Norden, machen aber einen Abstecher ans Meer und entfliehen der ungeheuren Hitze. Am tuerkisblauen, aber kalten Pazifik liegt auch der Nationalpark "Pinguino Humboldt" und wir machen eine Bootstour zu den Inseln vor der Kueste, um unserer Lieblingsbeschaeftigung “Tierbeobachtungen” nachzugehen. Auch koennen wir hier unsere Pinguinfoto-Sammlung ergaenzen, denn wir treffen auf die Humboldt-Pinguine. Zum ersten Mal sehen wir auch grosse Delphine neben dem Boot, die aus dem Wasser springen und scheinbar Spass daran haben, mit dem Boot um die Wette zu schwimmen. Bei einem Spaziergang ueber eine der Inseln begleitet uns das Geschrei der riesigen Moewen, die zwischen den Steinen auf dem Boden gebruetet haben und ihre flauschigen Kids bewachen. Sie fliegen mit ihrer Fluegelspannweite von ueber einem Meter nur knapp ueber uns und druecken wohl damit ihr Missfallen ueber unseren Besuch aus.
Auf unserer Weiterfahrt wollen wir wieder am Pazifik uebernachten, doch die meisten Fischerdoerfer sehen nicht gerade vertrauenserweckend aus und uns alleine irgendwo an den Strand direkt neben der Nord-Sued "Autobahn" zu stellen, behagt uns auch nicht. Doch dann sehen wir am Strand "wildes" Campen, wie Zigeunerlager, die allerdings auch nicht unbedingt einladend wirken. Es ist schon spaet und wir biegen trotzdem an einem der "Lager" von der Schnellstrasse ab, erkennen aber schnell, dass es sich um chilenische Familien handelt, die hier zwischen Meer und Strasse Campingurlaub machen. Wir fragen hoeflich, ob wir uns fuer eine Nacht dazu stellen duerfen - selbstverstaendlich, es kostet auch nichts und wenn wir eingeparkt haben, sollen wir gleich zum Essen kommen... Der Motor ist kaum ausgeschaltet, da ist nebenan schon fuer uns eingedeckt und wir werden gerufen uns doch dazu zu setzen. Wir bekommen gegrilltes Huhn auf den Teller geladen, dazu chilenischen Rotwein und verbringen einen netten Abend mit unseren chilenischen "Gastgebern".
Nationalpark Pan de Azucar
In Chanaral bekommt der Toyopedi bei mittlerweile fast 25.000 Kilometern einen Oelwechsel. 12 Liter Mobil-Oel und ein neuer Oelfilter inkl. Arbeitszeit fuer umgerechnet EUR 80,- ist ein fairer Preis!
Anschliessend fahren wir weiter in den Nationalpark “Pan de Azucar” (Zuckerbrot). Obwohl wir schon seit mehreren hundert Kilometern in der Atacama-Region fahren, fuehlen wir uns hier richtig in der Wueste und die Trockenheit ist spuerbar. Verschiedenste Kakteen wachsen hier und an der einzigen unterirdischen Quelle weit und breit kreisen mehrere Dutzend Kondore. Wir nehmen uns Zeit, die majestaetischen Voegel zu beobachten.
Am naechsten Morgen wollen wir in dem kleinen Fischerdorf im Nationalpark noch frischen Fisch kaufen. Die Fischer haben ihren Fang schon an Land gebracht und wir schauen den Pelikanen und einigen Kondoren zu, die nach Resten Ausschau halten. Wir bekommen fangfrischen "Congrio" (Seeaal) angeboten, doch wir muessten den kompletten Fisch mit Kopf und Innereien nehmen, und das ist (noch) nichts fuer uns...
Paso de San Francisco
Der 4.726 Meter hohe Paso de San Francisco erwartet uns. Auf dem Weg zur Passhoehe fahren wir durch chilenische Minengebiete, eine Steinwueste mit teilweise riesigen “Minenfabriken”, aber auch verlassenen Minen und Geisterstaedten. Ein Bachlauf an der Strasse in dieser trockenen Einoede ist eingezaeunt, als wir einen Blick darauf erhaschen, sieht das Wasser aus, als waere es fluessiges Blei, so grau-metallic glaenzt es - hier fuellen wir keine Wasservorraete auf. Doch bald tauchen wir wieder ein in die fantastische Bergwelt der zentralen Anden mit ihrem unglaublichen Farbenspiel der Felsen. Schnell geht es auf fast 4.000 Meter hoch und wir fahren ueber mehrere Stunden auf dieser Hoehe. Unser Navigationsgeraet scheint schon unter Hoehenkoller zu leiden, schickt uns nach rechts statt nach links, und wir haben das Gefuehl wieder zurueck zu fahren. Endlich, fast 1.000 Hoehenmeter tiefer, treffen wir ein anderes Auto, stoppen es, und lernen, dass wir wieder zurueck muessen. Hatten wir ja schon vermutet... also, wieder 1.000 Hoehenmeter im 1. Gang auf der Schotterpiste hochklettern und in die andere Richtung weiter. Der Toyopedi drueckt sein Missfallen ueber die sauerstoffarme Luft mit grossen schwarzen Rauchwolken aus dem Auspuff aus. Wir spueren auch den geringen Sauerstoffgehalt der Luft, muessen sehr oft das Fenster oeffnen und tief durchatmen. Spaeter stellen wir fest, dass unserem Navi nur eine Verbindung von wenigen Kilometern gefehlt hat, dann haette es uns richtig geschickt.
Durch unseren Umweg schaffen wir es gerade vor Eintritt der Dunkelheit an die chilenische Grenzstation und beschliessen, davor zu uebernachten. Die Hoehe von fast 4.000 Metern macht uns zu schaffen und wir schlafen schlecht. Am naechsten Morgen sind wir froh, dass es weiter geht und nehmen die 110 km bis zur Passhoehe in Angriff. Die Landschaft ist traumhaft schoen, die Schotterpiste aber schlecht und es geht nur langsam, mit schwarzen Wolken aus dem Auspuff bergauf. Der Pass ist nicht so spektakulaer wie der "Agua Negra", denn hier fehlen die steilen Abgruende, an denen es hunderte Meter bergab geht wenn man einmal falsch lenkt, doch die kargen Hochebenen sind wieder ein landschaftliches Highlight auf unserer Tour. Als wir endlich oben sind, werden wir durch ein grosses Schild in Argentinien willkommen gehiessen und es geht auf einer perfekten Teerstrasse weiter. Was den Zustand der Strassen betrifft, koennen sich die Chilenen wirklich eine Scheibe von den Argentiniern abschneiden.
Auch in Argentinien fahren wir noch rd. 100 km auf knapp 4.000 Hoehenmetern bevor es durch eine farbenpraechtige Schlucht wieder bergab geht. Wir sind froh, wieder auf fuer uns besser vertraeglichen Hoehen zu sein und geniessen einen Stop an den heissen Quellen in Fiambala.