7. Reisebericht: Patagonien & Nationalparks

19. November - 4. Dezember 2013

Abschied von Feuerland

Als haetten wir das Wetter aus der Antarktis mitgebracht schneit es in Ushuaia bei unserer Rueckkehr. Unseren Toyopedi hatten wir gegen eine geringe Gebuehr am Camping Andino geparkt, wo wir unser Reisemobil auch unversehrt vorfinden. Wir legen noch einen “Waschtag” ein und brechen am naechsten Tag endlich Richtung Norden auf.

An der Bahia Inutil, der unnuetzen Bucht - vor langer Zeit von den Seeleuten so getauft, weil sie hofften es waere eine Verbindung zum Atlantik, sehen wir sie endlich: Koenigspinguine! Eine Kolonie von ca. 80 Tieren lebt seit einiger Zeit hier und hat das Eismeer gegen ein milderes Klima getauscht. Wir lernen, dass sich immer zwischen 20 und 80 Tiere hier aufhalten. Warum sie gerade diesen Platz gewaehlt haben und was ihnen hier besser gefaellt als in der Antarktis erfahren wir nicht.

Bei Porvenir ueberqueren wir mit der Faehre die Magellanstrasse nach Punta Arenas und verlassen Feuerland. Die zweistuendige Seefahrt macht uns trotz hohen Wellen nichts aus, haben wir doch jetzt “Sea Legs”.

Nationalpark Torres del Paine

Entlang der verschneiten und vereisten Kordilliere Darwin geht es weiter ueber Puerto Natales zum Nationalpark Torres del Paine, eine der Hauptattraktionen Suedchiles.
Die Landschaft ist grandios: schroffe Felswaende, deren Entstehungsgeschichte an den verschiedenen Gesteinsschichten zu sehen ist, Gletscher und tuerkisfarbene Seen, die durch Fluesse und Wasserfaelle verbunden sind. Auf unseren Wanderungen beobachten wir Guanakos, Nandus, Fuechse, Flamingos, Kondore und viele andere Voegel.

Um zum naechsten Nationalpark "Los Glaciares" mit dem Gletscher Perito Moreno zu kommen, muessen wir wieder nach Argentinien einreisen. Vom Grenzort Cerro Castillo geht es Richtung El Calafate, wo wir zunaechst unsere Vorraete auffuellen, da wir an der Grenze natuerlich wieder eine Lebensmittelkontrolle erwartet haben und somit unser frisches Gemuese, Wurst etc. aufgegessen hatten. An dem kleinen Grenzuebergang hat die EDV noch nicht Einzug gehalten, die Grenzpolizisten muessen alle Formulare handschriftlich ausfuellen und haben scheinbar keine Lust auf eine Lebensmittelkontrolle.
El Calafate ist ein kleiner, netter Ort, der hauptsaechlich vom Tourismus lebt und sehr an einen oesterreichischen Alpenort erinnert. Die Hauptstrasse ist voll von Souvenirlaeden, Restaurants, Cafes, Touranbietern etc. Wir geniessen den Trubel, nachdem wir so oft in der Einsamkeit waren, und buchen uns auf dem Campingplatz El Ovejero ein. Humberto, der Eigentuemer, betreibt auch ein Restaurant und seine Grillspezialitaeten sollen die Besten im Ort sein. Schon beim einchecken sehen wir die Laemmer aufgespannt ueber dem Feuer……

Nationalpark Los Glaciares

Am naechsten Tag fahren wir dann zum beruehmten Gletscher Perito Moreno. Gigantisch! 50–60 Meter ist die Gletscherfront hoch, ca. 5 km breit sowie 60 km lang der Gletscher. Ein Ausflugsboot, drei Decks hoch, sieht vor der Gletscherwand wie ein Spielzeug aus. Bevor wir die Aussichtsplattformen erreichen hoeren wir bereits das Knacken des Eises, aehnlich einem Whiskey der ueber Eiswuerfel ins Glas gegossen wird. Nur die Lautstaerke ist ein Vielfaches und erinnert eher an Kampfpanzer bei Schiessuebungen. Man kommt bis auf ca. 150m an einen Teil der Wand heran und wir verbringen mehrere Stunden damit auf den Gletscher zu schauen und warten darauf, dass er kalbt. Mehrere Eisbloecke von ca. 5–20 Metern Groesse sind schon abgebrochen und mit ohrenbetaeubendem Laerm in den See gestuerzt und ploetzlich sehen wir es auch: zuerst loesen sich mit einem lauten Knall “kleine” metergrosse Eisbrocken und dann bricht eine 60 Meter hohe Wand ab und stuerzt in den See. Ein unbeschreibliches Schauspiel! Wir beschliessen, am naechsten Tag noch einmal zum Gletscher zu fahren. Auch muessen wir bei dem netten Ranger nicht noch einmal Eintritt bezahlen, nachdem wir bestaetigen, dass wir eher Bayern Muenchen Fans sind und nicht Borussia Dortmund. "Si, si, Ribbery" strahlt der Argentinier, hier am Ende der Welt….

Der "Parque Nacional Los Glaciares" ist ein Schutzgebiet der Superlative und schuetzt eines der wildesten Stuecke Argentiniens. Der Park erstreckt sich auf einer Flaeche von 4.460 km2 und gehoert zur suedlichen patagonischen Kontinentaleisflaeche. Im Sueden befindet sich der Gletscher Perito Moreno und im Norden steigen die 3.441 Meter hohen Zinnen des Fitz Roy-Massivs empor. Dieser gehoert zwar nicht zu den hoechsten Bergen Argentiniens, ist aber ein Traumziel vieler Bergsteiger. Wir begnuegen uns bei praechtigem Wetter mit einer 16km langen Wanderung, ueberwinden 350 Hoehenmeter und stellen fest, dass wir mehr Training brauchen.

Nationalpark Perito Moreno

Etwa 200 km weiter noerdlich machen wir einen Abstecher von der Ruta 40 ueber 180km Schotterpiste und besuchen den Nationalpark Perito Moreno. Der abgelegene Park wird im Jahr von kaum mehr als 1.000 Gaesten besucht, das ist uns einen Abstecher wert. Er umfasst eine Flaeche von rd. 1.100 km2 und liegt um die 1.000 m hoch, entsprechend frisch weht der patagonische Wind und morgens liegt Schnee. Die Berge der Sierra Colorada umrahmen tuerkisblaue Seen und bilden mit ihren leuchtend roten Faerbungen die Kulisse zu einer wunderschoenen Landschaft.

Die Tierwelt ist unglaublich vielseitig, wir beobachten unzaehlige Voegel, u.a. Flamingos, und sind mal wieder voellig alleine unterwegs.
Dass sich das Wetter in Patagonien schnell aendernt, merken wir auch hier wieder: die Berge ziehen sich zu, die Temperatur sinkt und wir haben wieder den starken patagonischen Wind, so beschliessen wir den Park zu verlassen. An der Rangerstation treffen wir Manfred und Karin, die wir zuletzt am Besucherzentrum auf der Halbinsel Valdes getroffen haben, einige hundert Kilometer entfernt, an der Ostkueste Argentiniens. Sie waren dann im Norden, wir im Sueden – somit stellen wir fest, Suedamerika muss ein “kleines” Land sein. Wir erzaehlen einen ganzen Nachmittag und verlegen unsere Weiterfahrt auf den naechsten Tag.

Cueva de los Manos

Einige Kondore kreisen am Himmel als wir am naechsten Morgen zur Cueva de los Manos, Hoehle der Haende, aufbrechen. Wir bewundern die Hoehlenmalereien, hauptsaechlich die Darstellung von Haenden; die aeltesten Malereien an den nahezu senkrechten Felswaenden stammen aus der Zeit um 7.300 v. Chr. Genauso beeindruckend wie die Felsmalereien ist der Canyon, der diesen von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklaerten Ort beherbergt.

Nach diesem Abstecher geht es weiter ueber Los Antiguos zum Grenzuebergang nach Chile zur naechsten Etappe unserer Reise entlang der "Carretera Austral".