4. Reisebericht: Simbabwe

5. - 17. November 2022

Die Ausreise aus Südafrika ist problemlos, der nette Zollbeamte erklärt uns noch, dass wir uns bei der Einreise nach Simbabwe nicht von den Grenzhelfern abzocken lassen sollen.
Wir wollen auch keine „Grenzhelfer“, denn Simbabwe hat in Beitbridge nicht nur ein schickes neues Abfertigungsgebäude für die Pass- und Zollkontrolle eingeweiht, sondern auch im Internet genau beschrieben wie der Ablauf der Einreiseformalitäten ist. Natürlich stimmt die Beschreibung nicht genau und wir erleben das aufwendigste Prozedere all unserer bisherigen Einreisen. Über zehn verschiedene Schalter sind anzulaufen, davon zwei Mal eine Gesundheitskontrolle, und die narürlich in der richtigen Reihenfolge. Nur wenn unser "Laufzettel" abgestempelt ist dürfen wir zum nächsten Schalter. Bezahlt wird auch an verschiedenen Schaltern, Kreditkarten werden nicht akzeptiert und unsere US-Dollar reichen nicht aus. Wenigstens können wir die hohen „Eintrittsgebühren“ für uns und den Toyo auch in südafrikanischen Rand bezahlen.
Nach 1 ½ Stunden haben wir es geschafft! Auch wenn es unsere bisher komplizierteste Einreise war, so war es auch der Grenzübergang mit den freundlichsten und hilfreichsten Beamten.

Unser Ziel sind die "Great Zimbabwe Ruins" und wir kämpfen uns Richtung Norden, denn die Nationalstraße wird zur Zeit erneuert und führt kilometerlang über Schotterpisten neben der eigentlichen Straße.

  • Interresante Felsformationen an der Strecke.

Great Zimbabwe Ruinen

Die größte Ruinenstätte im südlichen Afrika und das bedeutendste kulturelle Erbe Simbabwes, schreibt unser Reiseführer. Auf einem Hügel befindet sich der älteste Teil der Anlage und die imposante Steinwand ist bereits von weitem zu sehen. Wir marschieren erst einmal zur "Great Enclosure" im Tal, einer großen runden Einfriedung die wohl einmal eine königliche Wohnstätte war.

Die Ursprünge der Anlage gehen bis in das 6. Jh. zurück, der größte Teil der Bauten stammt aus dem 14. Jh. Damals kontrollierten die Herrscher von "Great Zimbabwe" den Gold- und Elfenbeinhandel zwischen dem heutigen Botswana und Mozambik. Warum die Stadt verlassen wurde, ist nicht bekannt. Als die Kolonialisten die verlassene Stadt entdeckten, wurden viele der Stätten durch unerfahrene Archäologen beschädigt.
Die Europäer gingen davon aus, dass Afrikaner niemals die Bauherren einer derartigen Stätte gewesen sein können. Somit wurden die Ruinen auch zum Synonym der Geringschätzung gegenüber der afrikanischen Kultur und Geschichte und gelten heute als ein Symbol der afrikanischen Identität.

  • Die Bergruine thront auf den Felsen.
  • Blick auf die "Great Enclosure" im Tal

Wir entscheiden uns, den Osten des Landes bei unserer nächsten Reise zu besuchen und fahren Richtung Bulawayo. Auf der landschaftlich schöneren Route durch die Berge rumpeln wir einen großen Teil der Strecke über eine mit Schlaglöchern übersäte Piste. Nach dem heruntergekommenen Campingplatz an den Ruinen übernachten wir auf einer schönen Farm in der u.a. Löwen gezüchtet werden. Die Besichtigung der Zucht erscheint uns sehr teuer, lieber beobachten wir wieder Löwen in freier Wildbahn.

  • Auf dem Weg zur Farm.
  • Unser schöner Übernachtungsplatz
  • Die "Donkey" Dusche wird eingeheizt.

Zahlungsmittel in Simbabwe ist der US-Dollar und die Preise sind zum Teil extrem hoch. Ausgeschrieben sind die Preise häufig in der Landeswährung, akzeptiert wird sie jedoch nicht. Bei unserem ersten Einkauf fühlen wir uns "übers Ohr gehauen" und rechnen nach: Ein kleines 200g Päckchen Frischkäse kostet umgerechnet ca. EUR 6,50 und ein großes Joghurt EUR 5,00.
Von seiten des Staates wird nicht einmal die Infrastruktur am Laufen gehalten. Unser Gastgeber in einem B&B erzählt uns, dass sie nur an 3 Tagen in der Woche Wasser seitens der Stadt bekommen und der Strom auch regelmäßig ausfällt. Auch an diesem Morgen läuft der Generator, doch dieses Mal waren in der Nacht die Kupferleitungen gestohlen worden. Die Eintritte in die Nationalparks sind 2-3 Mal höher als in Südafrika, dafür bekommt man aber auch nichts geboten und die Campingplätze sind leider ziemlich heruntergekommen. Der Staat kassiert und das Geld verschwindet offensichtlich, während im Land große Armut herrscht. Wie kann man ein so schönes Land und einstige "Kornkammer Afrikas" nur so herunterwirtschaften? Wir lesen nach und beschäftigen uns mit der Entwicklung seit der Unabhängigkeit in 1980. Dies niederzuschreiben führt hier zu weit, uns macht es betroffen und wir können nur hoffen, dass es für die Menschen wieder aufwärts geht.

Trotz oder gerade wegen dieser Not wird uns beim Vorbeifahren freundlich zugewunken, die Simbabwer freuen sich offensichtlich wieder Touristen im Land zu sehen und heißen uns willkommen.

Bulawayo ist ein altes Kolonialstädtchen mit einem sehenswerten Eisenbahnmuseum, breiten Straßen - ein 24-Ochsen-Gespann sollte in der Kolonialzeit bequem wenden können - und einigen viktorianischen Häusern im Zentrum.

Auf den Matobo Nationalpark mit den "Balancing Rocks" im Süden Bulawayos verzichten wir, denn der Eintritt soll US$ 60,00 kosten, dazu kämen US$ 30,00 für einen vermutlich wieder heruntergekommenen Campingplatz.
Wir entscheiden uns den größten Nationalpark des Landes zu besuchen, den Hwange Nationalpark. Mit etwa 14.500 qkm ist er halb so groß wie Belgien und nur der nördlich Teil ist touristisch erschloßen. In einem schönen Buschcamp am Rande des Parks gönnen wir uns noch eine Auszeit.

  • Toller Pool oberhalb eines Wasserlochs
  • Nachbau eines traditionellen Dorfes

Hwange Nationalpark

Auch in diesem Park hat sich die Lage seit dem freien Fall der Wirtschaft ab dem Jahr 2000 extrem verschlechtert. Im "Main Camp" gibt es weder Strom noch Wasser und auch eine Buchung in einer der Campsites im Park ist nicht möglich. Wir entscheiden uns dennoch zu fahren und zahlen erst einmal US$ 50,00 Eintritt. Nach nur wenigen Kilomtern fragen wir uns jedoch, warum wir uns das antun, denn die Reste der maroden Teersraße wurden notdürftig repariert und das Ergebnis ist eine grauenvolle Wellblechpiste. An den diversen Pfannen mit Wasserlöchern sehen wir leider nur wenige Tiere, denn es hat in den Tagen zuvor geregnet und sie finden offensichtlich genügend Wasser im Busch.
An einer hübsch renovierten "Picnic Site" mit Unterständen an einem Stausee halten wir und fragen den Attendant ob wir bleiben dürfen. Er fragt im zuständigen Camp nach und nachdem wir versichern, am nächsten Morgen dort zum Bezahlen zu halten, dürfen wir bleiben. Wie wir lernen, sind es engagierte Naturfreunde, NGOs und andere Sponsoren, die diese und andere Plätze im Park wieder hergerichtet haben.

  • Registrierung am Gate
  • Unser hübscher Übernachtungsplatz
  • an einem Stausee
  • mit witzigen Kllppschiefern
  • Nur mit Spenden können die Fazilitäten aufrecht erhalten werden.

Unterwegs in Simbabwe

  • Der Schwertransporter hat es eilig.
  • Vorfahrt achten oder einfach nur Achtung?
  • Kohleabbaugebiet

Victoriafälle

Als "donnernden Rauch" hatten die Ureinwohner die gewaltigen Wasserfälle bezeichnet, bevor David Livingstone sie zu Ehren seiner Königin umbenannte. Es streiten die Gelehrten, welche die größten Wasserfälle der Welt sind und je nach Kriterium - Wassermenge, Breite oder Höhe - gibt es unterschiedliche Ergebnisse. Für uns spielt das keine Rolle, wir freuen uns, dass wir nach Iguazu in Brasilien und den Niagarafällen in Kanada nun auch die Victoriafälle sehen werden. Zur Einstimmung machen wir einen Spaziergang durch den netten Ort und zum "Look out"-Café.

  • Der historische Bahnhof.
  • Blick vom Look Out-Café
  • ...auf den Sambesi mit der Victoria Falls-Brücke im Hintergrund
  • Wir campen im Hotel-Garten mit schönem Pool
  • ...und Craft Beer-Brauerei gegenüber

Es ist Niedrigwasser und von den vier Einzelfällen führen nur der "Devil's Cataract" und die "Main Falls" Wasser. Die mit 108 Metern höchsten "Rainbow Falls" sind nur noch ein Rinnsal und der "Eastern Cataract" ist trocken. Die noch verbleibenden Wassermengen sind dennoch beeindruckend und der ca. 3km lange Rundweg entlang der Schlucht in die der Sambesi stürzt ist mit seinen vielen Aussichtspunkten definitiv einen Besuch wert.

  • Eastern Cataract
  • Main Falls
  • Rainbow Falls

Wir gönnen uns am nächsten Tag einen Rundflug mit dem Hubschrauber über die Fälle und auch das ist beeindruckend, denn man sieht von oben die unglaubliche Breite des Sambesi und natürlich die ca. 1,7km lange Schlucht in die der Fluß stürzt.

  • Vorne rechts die Grenzstation nach Sambia, die Grenze ist auf der Brücke.
  • Vorne links der Abfluß des Sambesi und der weitere Verlauf der Schlucht.

Wir wollen uns noch nicht von Simbabwe verabschieden und fahren entlang des Sambesi in den gleichnamigen Nationalpark. Auch hier dürfen wir erst einmal stolze US$ 60,00 bezahlen, zumindest sind darin US$ 34,00 für eine Campsite "ohne alles" enthalten. Dafür bekommen wir einen schönen "River Drive" auf recht guter Piste mit vielen Aussichtspunkten entlang des Sambesi geboten.

  • "Sausage Tree"
  • Unser schöner Übernachtungsplatz am Sambesi.

Nach nur wenigen Kilometern befinden wir uns in der größten Elefantenherde die uns auf dieser Reise bislang begegnet ist. Wir verhalten uns ruhig und beobachten wie die Tiere vor und hinter uns den Weg in Richtung Fluß überqueren.

Nach einer einsamen Nacht auf unserem privaten Übernachtungsplatz geht es auf guter und einsamer Straße weiter nach Botswana.