1. Reisebericht: Buenos Aires

10. - 17. September 2013

Prachtstrassen - Tango - Bars - Evita - Steaks - Wirtschaftskrise

Buenos Aires empfaengt uns mit einem schoenen Sonnenaufgang am Morgen des 10. September und fruehlingshaften Temperaturen. Nach 14 Stunden koennen wir endlich das Flugzeug verlassen und fahren mit dem Taxi, teilweise auf bis zu 10-spurigen Autobahnen, zu unserem kleinen Hotel in San Telmo, einem Altstadtteil von Buenos Aires.

Respekt haben wir vor der grossen Stadt und den Warnungen vor Kriminalitaet. 10 Millionen Einwohner, das sind noch 3 Millionen mehr als in unserer Wahlheimat Oesterreich leben. Doch wir stellen fest, trotz ihrer Groesse wirkt die Stadt relaxed, suedamerikanische Hektik hatten wir uns anders vorgestellt.
Eine Ausnahme bilden die Busfahrer, man hat den Eindruck, dass sie Rennen veranstalten, jeder will zuerst um die naechste Kurve und glaubt Juan-Manuel Fangiu zu sein, der 5-malige argentinische Formel 1 Weltmeister aus den 50ern. Im modern renovierten ehemaligen Hafengebiet Puerto Madero ist ihm ein Denkmal in Originalgroesse gewidmet.

Hier zwischen Bueros, Bars, Cafes, Restaurants und edlen Appartments, ist das neue Buenos Aires entstanden und hat den alten Hafen in ein modernes Wohn-/Geschaefts- und Ausgehviertel verwandelt.

Die alten Hafenkraene sind renoviert und dienen heute als eine nette Dekoration. Einst wurden sie von VEB Kranbau, Eberswalde in der ehemaligen DDR, geliefert.

Wir besuchen den beruehmten Friedhof von Recoleta, der uns sehr beeindruckt. Hier sind Staatspraesidenten, Doktoren und Professoren sowie reiche Argentinier in Graebern bestattet, die aufgebaut sind wie kleine Kapellen. Sie gehen mehrere Etagen in die Tiefe und viele Generationen einer Familie koennen in solch einem Mausuleum beerdigt und die Saerge in den Regalen "abgestellt" werden. Einige Grabstaetten sind verglast und man hat einen freien Blick auf die Saerge, die teilweise noch aus dem 19ten Jahrhundert stammen. Viele Besucher draengen sich vor der Grabstaette der Familie Duarte, der Familie von Evita Peron, die mit dem gleichnamigen Staatspraesidenten verheiratet war und die sich als eine der ersten Frauen in Argentinien politisch aeusserte und fuer Frauenrechte einsetzte. Es scheint die Lieblingsgrabstaette japanischer Touristen zu sein, die sich alle mit laechelndem Gesicht davor ablichten lassen.

Im Zentrum geniessen wir es an den alten Haeuserfassaden im Kolonialstil entlang zu bummeln, schauen uns das Regierungs- und Geschaeftsviertel an und verweilen in den Cafes, die es zu Hunderten gibt, hier koennten wir zu Kuchen und Empanadas Fans werden. Zu Steakfans sind wir bereits geworden und glauben ein so tolles Fleisch noch nie gegessen zu haben. Wir beobachten die Hundeausfuehrer und besuchen La Boca, ein Arbeiterviertel und ehemals Heimat spanischer und italienischer Einwanderer.

Bei einem Spaziergang durch die Einkaufsstrassen wird uns die nun schon fast ein Jahrzehnt andauernde Wirtschaftskrise wieder vor Augen gefuehrt. Nicht nur durch die kaputten Strassen und Buergersteige fuer deren Reparaturen offensichtlich kein Geld da ist, sondern auch aufgrund der permanenten “Cambio”-Angebote der Geldwechsler. Vor fast jedem Schaufenster steht ein mobiler Geldwechsler und bietet lautstark seine "Dienste" an. Der offizielle Wechselkurs liegt bei 5,7 argentinischen Peso fuer 1 US Dollar. Hier kann man bis zu 9,25 Peso erhalten. Auch die Geschaefte und Restaurants bieten bei Barzahlung schnell 15% Rabatt an und einen guten Wechselkurs, so dass wir uns fast schaemen wie guenstig wir hier einkaufen und essen koennen. Im Restaurant kosten uns zwei riesige Filetsteaks mit Beilagen und einer Flasche Spitzen-Rotwein gerade einmal 30,00 Euro. Die Banken scheinen aufgrund von Devisenknappheit kein argentinisches Geld in USD oder Euro zu wechseln oder nur zu bestimmten, staatlich festgelegten Kriterien, so dass dieser Schwarzmarkt entstanden ist. Selbst Bus- oder U-Bahnfahrkarten kann man nur mit abgezaehltem Geld kaufen, da den Verkaufsstellen scheinbar kein Wechselgeld zur Verfuegung gestellt werden kann.

Wir geniessen die Stadt trotzdem, auch wenn der Winter zurueckgekehrt ist. Hatten wir die ersten zwei Tage noch Temperaturen, die mittags 30 Grad erreichten, haben wir jetzt nur noch maximal 11 Grad, Wind und Regen. Nun, dieses Wochenende ist kalendarisch das letzte Winterwochenende und wir lernen, dass um die 10 Grad die normale Temperatur zu dieser Jahreszeit ist. Am 21. September ist Fruehlingsanfang, da kann es ja nur noch besser werden.