4. Reisebericht: Vereinigte Arabische Emirate
24. November - 20. Dezember 2019
Breite Boulevards und glitzernde Hochhauspaläste statt enge Gassen und historische Lehmbauten, riesige Einkaufszentren statt kleine Geschäfte am Straßenrand, Touristinnen in Miniröcken und engen Tops statt Kopftuch und Schlabberkittel - was für ein Kontrast!
Wir schlendern entlang gepflegter palmengesäumter Promenaden und verdauen den Kulturschock. Das größte Einkaufszentrum der Welt, das höchste Hochhaus der Welt, aber kein schöner Platz zum campen. Und wie kommen wir in diesen Städten, die kein Ende nehmen, von A nach B? Im Iran sind wir in ein Taxi gesprungen, es hat weniger gekostet als ein Busticket bei uns.
Sharjah
Im "kleinen" Emirat Sharjah nördlich von Dubai kommen wir an und wollen uns gemeinsam mit den anderen Überquerern der Straße von Hormuz erst einmal an einem öffentlichen Strand von der schlaflosen Nacht und den insgesamt 22stündigen Ausreise-, Einreise- und Zollformalitäten erholen. Natürlich darf man mit dem Auto bis ans Wasser fahren und abends kommen viele Einheimische zum angeln oder schauen vom Auto aufs Meer. Neu ist, dass wir wieder in Ruhe gelassen werden. Niemand will wissen, woher wir kommen, wie es uns geht oder ob es uns hier gefällt.
Lt. unserem Reiseführer soll sich in Sharjah alt und neu verbinden und das historische Erbe noch erkennbar sein, doch es reiht sich Hochhaus an Hochhaus und die angeblich historische Altstadt ist ein Freilichtmuseum, das noch auf Besucher wartet.
Nach zwei Nächten an "unserem" Strand kommt leider die Polizei und erklärt uns, dass der Strand nur zum spazieren gehen sei und nicht zum übernachten. Wahrscheinich war unser Auftreten mit vier großen Trucks und unserem Toyopedi dann doch zu massiv.
Dubai
Dubai ist aus touristischer Sicht die Nummer eins am persischen Golf. Unzählige Shoppingmalls und mehr als 100 Luxushotels werben um Touristen. Derzeit besuchen jährlich 15 Millionen Touristen Dubai, in den nächsten Jahren sollen es über 20 Millionen werden. Um das zu erreichen folgt auf ein Megaprojekt ein noch größeres, schöneres und spektakuläreres Bauprojekt.
Im Jahr 2000 überraschte Dubai die Welt mit dem Burj al Arab, dem höchsten und einzigen 7-Sterne Hotel der Welt. Seit 2001 wird an gigantischen Projekten im Meer gebaut: zwei künstliche Inseln in Form von Palmen und weitere 300 künstliche Inseln, die als Ensemble die Weltkarte abbilden und als Millionär-Eldorado gelten.
2010 wurde der Burj Khalifa eröffnet, mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt. Der Turm wächst in Form einer Wüstenblume aus der Dubai Mall, dem größten Einkaufszentrum der Welt. Im Inneren des Burj Khalifa gibt es unzählige Büros, ein Hotel und Wohnraum für 38.000 Menschen.
Bei den Hochhausprojekten erkennen wir an den Balkonen ob Wohn- oder Büroraum geschaffen wird. Die meisten Bauprojekte sind demnach für Wohnraum. Wir können nicht ermessen wie viele Hochhausprojekte es derzeit gibt - sind es 20, 50 oder mehr? Vermutlich Letzteres! Dazu kommen neue Wohnsiedlungen mit unzähligen Einfamilien- und Appartmenthäusern. Hunderte? Tausende? Bestimmt noch mehr!
Schon 2007, als wir Dubai für ein verlängertes Wochenende besuchten, konnten wir den Bauboom nicht erfassen und heute ist die Stadt noch um ein Vielfaches größer und wächst permanent weiter. Wer soll hier wohnen? Wie viele Millionäre der Welt gibt es, die hier ihre fünfte, zehnte oder wievielte Wohnung kaufen? Und rechnen sich diese Immobilieninvestitionen für Anleger?
In einer Shopping Mall zeigt uns eine freundliche Immobilienverkäuferin, die den größten Immobilienentwickler Dubais vertritt, an einem Modell ein neues Mega-Wohnprojekt, das gerade in der Wüste begonnen wird. Es sieht beeindruckend aus und uns interessiert, wie viele Menschen dort leben werden und ob sich die vielen Wohnungen und Häuser verkaufen lassen. „Das ist für ca. 1,5 Millionen Menschen geplant und unsere Projekte sind sehr oft schon während der Bauphase ausverkauft.“ Wow, wir wünschen viel Glück. Nachvollziehen können wir es nicht.
Wir gehen zurück zum Ursprung, dem Dubai Creek, wo sich vor knapp 200 Jahren die aus Abu Dhabi ausgewanderte Beduinenfamilie Al Maktoum niederließ.
Basis für den Reichtum ist bekanntermaßen Erdöl und Erdgas, das die armen Beduinengesellschaften am Golf in wenigen Jahrzenten zu den wohlhabendsten Staaten der Welt machte und die Oasendörfer zu glitzernden Metropolen. Den Reichtum mehren aber auch hunderttausende Niedriglohnempfänger, vor allem aus Pakistan und Indien, in immenser Weise.
Und die rasante Entwicklung geht weiter. Schon heute werden in anderen Ländern der Region, vornehmlich Iran und Pakistan, aber auch in Afrika riesige Flächen angekauft, um landwirtschaftliche Produkte anzubauen, für die in den Emiraten das Wasser fehlt.
Wohin diese Entwicklung führt? Es bleibt für uns ein Fragezeichen, doch wir sind fasziniert von der atemberaubenden Geschwindigkeit der Entwicklung seit unserem ersten Besuch vor 12 Jahren und erstaunt, dass der Boom weiter anhält. In jedem Fall war Dubai ein "Must see" für uns.
Abu Dhabi
Die Infrastruktur ist beeindruckend. Nicht nur Richtung Abu Dhabi wird das deutlich. Breite Straßen und ausreichend Parkplätze in den Städten, beleuchtete Autobahnen mit bis zu 14 Spuren und gigantischen Kreuzen zwischen den Metropolen und ein entspannter und rücksichtsvoller Verkehr mit Luxuskarossen, die man bei uns nur aus dem Internet kennt. Dazu kommt ein gut funktionierender öffentlicher Nahverkehr und leistbare Taxis.
Auf dem Weg nach Abu Dhabi machen wir einen Abstecher in die Wüste, denn Freitags ist Kamelrennen und das wollen wir uns doch einmal anschauen.
Auch hier geht es entspannt zu, wir dürfen in das Gelände fahren und parken uns unter den monumentalen Bildern der herrschenden Scheichs ein. Um 7 Uhr am nächsten Morgen werden wir von lautem Hupen geweckt: das erste Rennen ist gestartet und die Kameleigner fahren unter wildem Gehupe in ihren SUVs die Rennstrecke entlang. Wie wir dann lernen, werden aus den fahrenden Autos die elektronischen Roboter-Jockeys auf den Rücken der Kamele gesteuert.
Abu Dhabi ist das größte der Emirate und dank der großen Erdölvorkommen auch das reichste. Noch in den 60er Jahren des 20sten Jhdts. lebten weniger als 5.000 Menschen auf der Sandinsel vor der Küste. Inzwischen hat Abu Dhabi mehr als eine Million Einwohner und wächst rasend schnell weiter.
Auf dem Weg in die Stadt passieren wir die Formel 1-Rennstrecke und die Ferrari World sowie riesige Neubaugebiete und ebenso große Baustellen für weitere Wohnviertel.
Entlang der toll angelegten Corniche, der Prachtstraße am Meer, mit breiter Promenade für Fußgänger, Rad- und Rollerfahrer bummeln wir an den Hochhäusern vorbei. Diese sind nicht ganz so spektakulär wie in Dubai, aber dennoch sehr sehenswert.
Den Abstecher in das angeblich sehr sehenswerte "Heritage Village", das das historische Dorf vor der Entdeckung des Erdöls darstellen soll, hätten wir uns sparen können, denn das Freilichtmuseum wirkt, im Gegensatz zum ansonsten so gepflegten Abu Dhabi, eher runtergekommen und die Touristen werden busseweise durchgeschoben. Aber: auf dem Weg passieren wir große Plakate mit dem Hinweis auf den Formel 2-Grand Prix der Speedboote. Wir fragen am Tor nach und in der Tat: in zwei Stunden startet das Finale des Weltmeisterschaftslaufes und der Lokalmatador aus Abu Dhabi ist der Favorit.
Ein Highlight in der Stadt ist der Besuch der Sheihk Zayed Moschee. Der Gründungsvater der Vereinigten Arabischen Emirate und über 30 Jahre lang ihr Präsident, Sheikh Zaed bin Sultan al Nahyan, wollte vor seinem Tod in der Hauptstadt seines Emirats eine wirklich große Moschee bauen. Mit über 350 Mio. Euro aus seiner Privatschatulle entstand in der Tat eine der größten und in ihrer Ausstattung wertvollsten Moscheen der Welt.
Ebenso spektakulär ist ein anderer Neubau der Stadt, das Louvre Abu Dhabi. Die Architektur des Gebäudes am Ufer einer weiteren Insel ist genial und die große Ausstellung absolut sehenswert.
Eine Tour durch die Emirate ohne einen Besuch der Oasenstädte wäre nicht vollständig. Somit geht es erst in südliche Richtung zur Oase Liwa. Eine schnurgerade, vierspurige und beleuchtete Autobahn führt in die Enklave.
Die Oasenstadt Al Ain ist das landwirtschaftliche Zentrum Abu Dhabis und der einzige noch existierende Kamelmarkt findet auch hier statt.
Auf den mit 1.249 Metern höchsten Berg des Emirats führt eine Serpentinenstraße in 60 Haarnadelkurven.
Die alte Oase wurde als Palmenpark im Zentrum der Stadt erhalten und das sie schützende Fort toll renoviert. Im ehemaligen Palast des Scheichs findet ein "kulturelles Verbindungsfest" statt und wir sind definitiv die einzigen Gäste mit europäischer Verbindung.
Wieder zurück in Dubai finden wir uns mit anderen Reisenden am "Traveller Festival" ein, ein unter Schirmherrschaft des Kronprinzen organisiertes Treffen von Weltreisenden.
Ein letzter Besuch im Luxushotel "Atlantis" auf der Palme Jumeirah und dann geht es für uns weiter in den Oman.
Wir wünschen allen Lesern unserer website Frohe Weihnachten!