3. Reisebericht: Louisiana - Sportsman's Paradise
1. - 6. Dezember 2017
Swamps, Seafood & Southern Mansions: wir sind im Süden angekommen mit seinen tollen Herrenhäusern, den Sümpfen entlang des Mississippi-Deltas und nicht zuletzt der leckeren Südstaatenküche - ja, hier gibt es ausser Fast Food-Ketten und Familiy Restaurants mit der immer gleichen Speisekarte eine tolle regionale Küche, geprägt von den Sklaven aus Afrika und der Karibik sowie französischen Einwanderern.
Im "Welcome Center" an der Staatengrenze werden wir wie immer mit viel Material versorgt und bekommen den Tipp, eine Bootstour durch die Sümpfe doch direkt hier im Atchafayala-Basin zu machen. Uns hatten auf der Fahrt bereits die riesigen Zypressensümpfe beeindruckt, auf einer knapp 20 Meilen langen Autobahnbrücke überquerten wir den Henderson Lake und seine Überschwemmungsgebiete. Bei einem der Anbieter dürfen wir auf dem ruhigen Parkplatz übernachten und es gibt eine nette Bar, der Treffpunkt der Einheimischen, das passt.
Am nächsten Morgen liegt dichter Nebel über dem See und den Sümpfen, keine Chance eine Bootstour zu machen. Zum Glück hatten wir am Abend zuvor in der Bar die zwei älteren Südstaaten-Ladies kennengelernt, die mit uns die Tour fahren wollen. Die Bootstour wird auf die Mittagszeit verlegt und die zwei Damen nehmen uns zum "Zydaco" mit. Um 8 Uhr morgens betreten wir eine brechend volle Kneipe, früher eine Autowerkstatt, es werden Bloody Mary's ausgeschenkt und auf der Bühne spielt eine Band eine Mischung aus Country Musik und Rock 'n' Roll. Die Tanzfläche ist voll und die Stimmung klasse. Nebenbei wird auch noch Frühstück serviert....
Um die Mittagszeit ist es immer noch diesig, doch unser Kapitän ist sich sicher, dass sich die Sonne bald durchsetzt. Scheinbar mühelos steuert er das Airboot durch einen Märchenwald riesiger Zypressen, die im diffusen Licht wie verzaubert wirken.
Das Atchafayala-Basin erstreckt sich über ein Gebiet von rd. 150 Meilen Länge und 20 Meilen Breite und ist damit Louisianas größtes Sumpfgebiet.
Vom "Cajun Country", dem französisch geprägten Südwesten Louisianas, kommen wir ins "Plantation Country" mit seinen herrschaftlichen Plantagenvillen. Wir besuchen die "Oak Alley Plantation", eine ehemalige Zuckerrohrplantage. Eine 400 Meter lange Allee mit 300 Jahre alten Eichen führt vom Mississippi zum Herrenhaus. Unglaublicher Wohlstand auf der einen Seite und Ausbeutung durch Sklaverei auf der anderen, doch der "Traum vom alten Süden" wird hier bewahrt und Heike meint, dass Margaret Mitchells "Vom Winde verweht" hier gespielt haben könnte.
Doch was ist bloß aus Scarlett O'Hara geworden? Die jungen Damen von heute fahren 8 Zylinder Pick up-Trucks und haben das Korsett gegen Jeans und Sweater getauscht... wir bleiben noch ein bischen in der Vergangenheit und bummeln entlang des Mississippi an tollen "Antebellum"-Prachtbauten vorbei, wobei der Begriff (lat. vor dem Krieg) für die Blütezeit der Südstaaten steht.
New Orleans
The Big Easy - der große Leichtsinn - wie die Stadt gerne genannt wird. Vielleicht auch, weil es wohl die einzige Stadt der USA ist, in der Alkohol auf der Straße getrunken werden darf.... Ein Amerikaner erklärt uns, das "N'Awlins" - wird im Südstaatenslang tatsächlich so ausgesprochen - die europäischste Stadt der USA sei. Viel Europäisches finden wir nicht, abgesehen davon, daß die Stadt vor knapp 300 Jahren als französische Kolonie gegründet wurde. Die ersten Siedler waren übrigens entlassene Strafgefangene, Schmuggler und "Damen der Nacht".
Und N'Awlins ist der Geburtsort des Jazz, wobei in vielen Bars und Clubs an denen wir vorbeischlendern davon nichts mehr zu spüren ist. Offensichtlich steht die jüngere Generation mehr auf Modernes, doch es gibt noch die schönen "alten" Jazz und Blues Bars.
Tagsüber ist das berühmte French Quarter eher ruhig und wir bummeln durch die engen Gassen mit der so typischen Architektur: schmiedeeiserne Balkongitter, Blumen und schöne Innenhöfe bevor am Abend wieder Live Musik aus jeder Bar dröhnt.
Eigentlich wollten wir uns noch einige Tage in der Stadt aufhalten und Touren in schöne Vororte machen, doch das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Es regnet ununterbrochen und die Temperaturen lassen zu wünschen übrig. So beschließen wir weiterzuziehen und das heißt Alabama.