8. Reisebericht: Neufundland & Labrador
9. - 27. August 2018
Die Fähre braucht 7 Stunden für die Überfahrt nach Neufundland, denn die östlichste Provinz Kanadas ist eine Insel. Auf etwa einem Viertel der Fläche Deutschlands leben knapp 500.000 Menschen. Somit sind Heike's Sorgen, daß es in Anbetracht der ausgebuchten Fähre zu voll sein könnte, wohl eher unbegründet.
Unser erster Eindruck der Landschaft: rauh. Zerklüftete Küsten mit steilen Klippen, felsige Wiesen und kleine Orte mit bunten Holzhäusern.
Unsere Inseltour startet im Südwesten und unser erstes Ziel ist der Gros Morne Nationalpark, ein UNESCO Welterbe aufgrund seiner besonderen Geologie.
Die Landschaft ist hier wieder "kanadischer" mit Bergen, Wäldern, Seen und großen Fjorden.
Entlang der einsamer werdenden Küste geht es weiter in den Norden der riesigen Insel.
Labrador, der östlichste Teil des kanadischen Festlandes, gehört ebenfalls zu dieser Provinz. Die Fähre über die Meerenge bringt uns zurück aufs kanadische Festland in diese entlegene Ecke Kanadas. Auf einer Fläche die fast Deutschland entspricht leben hier ca. 30.000 Menschen. Straßen gibt es so gut wie keine und die Versorgung der wenigen Einwohner erfolgt per Schiff oder Flugzeug.
Unser Tour folgt dem Labrador Coastal Drive bis nach Red Bay, einer ehemaligen Walfangstation und heute ebenalls UNESCO Welterbe.
Zurück auf Neufundland wollen wir uns auf die Küsten im Nordosten der Insel konzentrieren. Leider spielt das Wetter nicht so mit und wir erleben die "Road to the Isles" in die schöne Insel- und Buchtenwelt der Notre Dame-Bay in Nebel und Regen. Durch die spröde und karge Landschaft fühlen wir uns wie an einem grauen, kühlen Herbsttag, was die "Newfies" jedoch nicht davon abhält, diesen am Strand zu verbringen.
Oft wirkt die Landschaft mit den felsigen Wiesenabhängen und den knorrigen kleinen Nadelbäumen hochalpin. Wären da nicht die bunten Fischerboote und die Leuchttürme, könnten wir uns auch auf einem Hochplateau in den Bergen Österreichs, unserer Wahlheimat, befinden.
Wir legen einen Stop in dem kleinen Ort Elliston ein und begeben uns auf die Suche nach den Erdkellern, die die frühen Siedler als natürliche Kühlschränke in die Hügel gegraben hatten.
Die Hauptattraktion sind jedoch die Papageientaucher, die auf einem Felsen direkt vor der Küste nisten.
Das nur 200 Einwohner zählende Trinity gilt als eine der ältesten Siedlungen Nordamerikas. Neben den typischen, farbig getünchten Hozhäusern gibt es einige ansehnliche alte Gebäude unter Denkmalschutz.
Unser nächster Stop ist die Hauptstadt von Neufundland & Labrador, St. John. Die Stadt liegt malerisch an einer langgestreckten Bucht, deren enge Einfahrt von zwei hohen Felsen geschützt wird. Bunte Holzhäuser dominieren auch hier das Bild und eine nette Kneipenszene mit Cafés und Pubs lädt zum Verweilen ein.
Leider macht die "foggy town" ihrem Namen alle Ehre und wir haben an unserem Besichtigungstag dichten Nebel, der sich aber - neufundlandtypisch - innerhalb kürzester Zeit auch wieder auflöst.
Vorbei am Cape Spear, dem östlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents - leider im Nebel, starten wir unsere Rundtour der Avalon-Halbinsel.
Am Cape Race beobachten wir von einem traumhaften Übernachtungsplatz aus Wale und Seelöwen. An der Funkstation des Kaps wurden 1912 die Notrufsignale der Titanic empfangen.
Am Cape St. Mary's hat sich auf einem direkt vor der Küste liegenden großen Felsen eine Kolonie Basstölpel niedergelassen. Die großen Vögel sind zum Greifen nahe und wir beobachten fasziniert den unglaublichen "Betrieb" auf dem Felsen.
Neufundland & Labrador haben uns beeindruckt. So stellen wir uns die Tundra in Rußland und die Küsten im hohen Norden Europas vor. Das wechselhafte Wetter ist sicher auch vergleichbar. Die "Newfies" sind freundlich und hilfsbereit, aber nicht aufdringlich und ihre Gelassenheit ist extrem entspannend. Im Frühsommer ist Hummersaison, das haben wir leider verpasst, ebenso die von Grönland an den nördlichen Küsten vorbeitreibenden Eisberge, so daß ein erneuter Besuch dieser wilden Insel nicht ausgeschlossen ist.