2. Reisebericht: Sambia
1. - 23. Oktober 2023
Sambia’s Straßennetz umfasst rund 90.000 km, davon sind etwa 20% geteert. Der Rest besteht – laut unserem Reiseführer - aus ausgewaschenen und steinigen Erdstraßen, tiefsandigen Pisten sowie Feld- und Waldwegen. Es heißt wohl nicht umsonst in einem alten Werbeslogan „Zambia – The Real Africa“.
Für uns beginnt das Sambia "Abenteuer" erst einmal sehr entspannt an den Victoriafällen. Leider ist wieder Niedrigwasser und die Fälle auf sambischer Seite sind weitgehend trocken. Einen Besuch ist es uns dennoch wert.
Auf weiterhin guter Teerstraße geht es Richtung Lusaka, der Hauptstadt. Zuvor machen wir einen letzten Abstecher an den Sambesi und fahren auf schöner Bergstrecke das "Zambesi-Escarpment" hinab in das Sambesital. Am Straßenrand wird neben Gemüse und halbtoten Hühnern auch Holzkohle in großen Bündeln angeboten. Dem Kahlschlag entlang der Straßen zu schließen, läuft der Handel gut.
Leider ist der Lower Zambezi Nationalpark für uns nicht wirklich geeignet, denn es gibt keine Campingplätze, "nur" Luxus-Lodges, und die Anfahrt vom letzten Campingplatz außerhalb nimmt noch so viel Zeit in Anspruch, dass es sich kaum lohnt in den Park zu fahren. Tiere halten sich sowieso nicht an Parkgrenzen und wir genießen den Blick auf den Fluß mit tollem Sonnenaufgang von einem kleinen Buschcamp und lauschen dem Schnaufen und Brüllen der Hippos.
Der Versorgungsstopp in Lusaka fällt kurz aus, denn touristische Highlights hat die Stadt nicht zu bieten. Einkaufen, Versicherung für die ostafrikanischen Länder abschließen, Wäsche waschen im hübschen Lukasa B&B und weiter geht es zu einem Highlight des Landes: dem South Luangwa Nationalpark.
Laut unserem Reiseführer einer der großartigsten Nationalparks Afrikas - da liegt die Latte hoch und wir sind gespannt. Unser Camp reiht sich schon einmal in die Reihe der "Favoriten" ein: in einer Schleife des Luangwa gelegen, stehen wir in "erster Reihe" am Fluss und beobachten von unserem Stellplatz eine Herde Elefanten bei der Durchquerung des Flusses. Als Zugabe durchqueren sie auch unser Camp und wir erleben die riesigen Tiere wieder einmal hautnah. Antilopen und Warzenschweine tummeln sich in der Nähe und in der Nacht hören wir den grasenden Hippos unterhalb unserer "Terrasse" zu.
Wir starten mit einer geführten Safari zum Sonnenaufgang und haben über 4 Stunden eine tolle private Tour, denn wir sind die einzigen Gäste. Da unser Parkeintritt für einen Tag gilt, buchen wir eine weitere 4-Stunden-Tour für den Abend, denn die Ranger dürfen bis zu 2 Stunden nach Sonnenuntergang im Park bleiben.
Das Luangwatal gilt als einer der größten Schätze Afrikas, denn der Fluß verläuft vollkommen naturbelassen entlang eines Hochplateaus, das Teil des Ostafrikanischen Grabenbruchs ist und eine natürliche Barriere bildet. Die Landschaft entlang des Flusses ist parkähnlich mit Auen und Wäldern an den Ufern und vielen Lagunen die austrocknen und als grasbewachsene Überschwemmungsebenen viele Tiere anlocken.
Ein tierisches Highlight war die Beobachtung einer Löwenfamilie. Während am Morgen alle in einem dicken Knäuel zusammenlagen und dösten, war am Abend Training der Jungen angesagt und es wurde fangen und kämpfen geübt. Eine weitere tolle Beobachtung war eine Leopardin, die wir im Schein der Lampen scheinbar auf der Jagd entdeckten und die direkt an unserem offenen Jeep vorbeilief. Auch eine Tüpfelhyäne mit einem Jungen konnten wir im Scheinwerferlichtlicht sehen.
Wir fahren wieder selbst "auf Pirsch" in den entlegenen Nsefu Sektor des Parks. Die Piste führt durch mehrere trockene Flußläufe, was es immer spannend macht, denn wenn diese zu tief versandet sind, bekommen wir mit unserem 4 Tonnen-Schwergewicht Probleme. Doch alles passt.
Wir müssen eine Entscheidung treffen für unsere weitere Reise Richtung Norden. Fahren wir 180km Piste vom South Luangwa Park Richtung North Luangwa Park oder fahren wir einen großen Bogen um die Nationalparks, was ca. 400km bedeutet. Wir sind am Ende der Trockenzeit und müssten auf der Piste zahlreiche Flussdurchquerungen meistern. Das kann auch in der Trockenzeit zum Problem werden, denn in den trockenen Flussbetten ist meistens tiefer loser Sand. Außerdem müssen wir den Luangwa Fluss mit einem Ponton überqueren. Niemand kann uns sagen, ob für den Ponton genug Wasser vorhanden ist - es wird von 2 oder 3t Maximalgewicht gesprochen - oder ob das Wasser so niedrig ist, dass wir einfach durch den Fluss fahren können. Wir wollen nicht wieder umkehren und 180km Piste zurück fahren müssen und entscheiden uns für den Umweg ausserhalb der Parks.
Einen ersten Stop machen wir in Lundazi. Hier sollte in den 1940er Jahren der damalige Distriktverwalter der nordrhodesischen Kolonialverwaltung ein Rasthaus für durchreisende Regierungsbeamte errichten, doch Errol Button hatte den Traum ein normannisches Schloss in Afrika zu bauen. Zwar überstiegen die Baukosten sein Budget um das Vierfache, doch die Durchreisenden liebten das Märchenschloss und schon wenige Jahre nach Fertigstellung wurde das verschachtelte Hotel erweitert. Wir dürfen im großen Hof des in die Jahre gekommenen Schlosshotels übernachten, eine Führung durch die verwinkelten Gänge, inklusive des Angebots in einem der winzigen Zimmer zu übernachten, eingeschlossen. Nach der Besichtigung wohnen wir lieber im Toyo.
War bis Lundazi noch eine einigermaßen befahrbare Straße, wird diese nach der Stadt zur Piste mit Schlaglöchern, die kaum Schrittgeschwindigkeit zuläßt. Zusätzlich fahren bzw. kriechen viele LKWs über diesen Weg. Aber es kommt noch schlimmer: die Piste wird zu einem schmalen Waldweg, der von der Regenzeit des letzten Jahres tiefe ausgetrocknete Gräben hat, teilweise bis zu einem Meter tief. Bloß nicht da hinein rutschen! Jetzt wünschen wir uns grosse LKW-Räder. Wir schaffen natürlich nicht unser Etappenziel und übernachten im Busch. Nach weiteren 100km freuen wir uns auf die "Great North Road". Doch auch die wird zur Enttäuschung. “Great” ist nur die Anzahl der LKWs und der Schlaglöcher. Die Straße ist zwar geteert, doch die noch vorhandenen Teerreste sind so schmal, daß keine zwei LKW aneinander vorbeikommen und hat die schlimmsten Schlaglöcher, die wir je gesehen haben.
Unser Ziel zum Erholen heißt Kapishya Hot Springs: eine heiße Quelle in einem tropischen Garten. Was für eine Erholung nach dem Staub der letzten Tage! Wir stoppen kurz am Herrenhaus des Sir Stewart Gore-Browne, der in den 1920er Jahren ein altenglisches Herrschaftsanwesen im sambischen Busch errichten ließ. Noch heute ist das Anwesen im Familienbesitz und der Enkel führt die Kapishya Hot Springs Lodge in der wir es uns gemütlich machen.
Wir fahren die "Great Old North Road" in den Norden und die entpuppt sich, entgegen ihres Namens, als gute Straße mit nur wenigen Löchern. In Kasama füllen wir noch einmal die Vorräte auf und dann geht es Richtung tansanische Grenze. Auf der "Flower & Fern" Farm quartieren wir uns ein und bleiben spontan einige Tage.
In Mbala besuchen wir das Moto Moto Museum mit einer sehenswerten ethnografischen Ausstellung, einem interessanten Bereich über die Landesgeschichte und einer Sonderausstellung zum 1. Weltkrieg, denn Nordrhodesien wurde als britische Kolonie in den Krieg involviert und zehntausende Afrikaner starben in einem Krieg, der sie nichts anging.
Sambia war das erste "neue" Land für uns auf dieser Reise.
Unser Eindruck: wie in fast allen Ländern, die wir bisher bereist haben, waren die Menschen unglaublich freundlich und haben uns lachend und winkend willkommen geheißen. Die Bevölkerung ist jung, 2/3 aller Einwohner sind jünger als 25 Jahre alt, das hohe Bevölkerungswachstum ist allerdings ein Problem für das Land, auch wenn die Lebenserwartung nur bei 51 Jahren für Männer und 54 Jahren für Frauen liegt. Eine Frau bekommt im Durchschnitt sechs Kinder.
Als Sambia 1964 unabhängig wurde hieß es, das Land sei mit einem "goldenen Löffel im Mund geboren", da es über riesige Erzvorkommen verfügt. Die Abhängigkeit von Kupferexporten ist aber auch ein Problem, da Nachfrage und Weltmarktpreise stark schwanken.
Sambia zählt nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt und es bleibt zu hoffen, daß die Initiativen z.B. in der Landwirtschaft und im Tourismus Früchte tragen und dieses fröhliche Reiseland eine gute Zukunft hat.