4. Reisebericht: Sweet Home Alabama
7. - 12. Dezember 2017
Wir fahren bis nach Mobile, Alabama. Das Wetter wird nicht wirklich besser und passend zur Kälte und dem Regen streikt seit einigen Tagen unsere Kabinenheizung. Notdürftig heizen wir mit unserem Gasherd, doch das Gas brauchen wir eigentlich zum Kochen.
Am nächsten Tag regnet es immer noch und wir besuchen den USS-Alabama Battleship-Memorial Park, dessen Hauptattraktion ein riesiges Schlachtschiff ist, dass im zweiten Weltkrieg im Pazifik eingesetzt wurde. Der Bordalltag der 2.500 Mann starken Besatzung ist auf einem „Rundweg“ durch das Schiff nachzuvollziehen. Beeindruckend ist auch die Bewaffnung mit unzähligen Kanonen gigantischen Kalibers.
Weitere Attraktionen des Parks sind verschiedene Kampfflugzeuge, Panzer, ein U-Boot aus dem zweiten Weltkrieg, das auch von innen besichtigt werden kann, und ein wendiges Patrouillenboot mit dem die US-Army in den 1960er Jahren Vietnams Flüsse kontrollierte. Auch Gedenkstätten an den Korea- und Vietnamkrieg sind eingerichtet, an denen die Flaggen auf Halbmast wehen. Ein Veteran erklärt uns, dass heute ein Gedenktag für die USA ist, denn vor 74 Jahren hat Japan die USA in Pearl Harbour angegriffen, worauf die USA Japan den Krieg erklärten und in den zweiten Weltkrieg eingriffen.
Am nächsten Tag ist es noch kälter und im tropischen Alabama wird Schnee erwartet – das passiert ca. alle 10 Jahre ein Mal und wir könnten darauf verzichten. Wir gehen in unseren „Lieblings-Schlechtwetterplatz“, die öffentliche Bibliothek, wo es immer schnelles Internet hat, und arbeiten an unserer Website. Als wir wieder herauskommen trauen wir kaum unseren Augen: eines unserer großen Kabinenfenster ist vollkommen zerstört. Zunächst denken wir an einen Einbruch, doch Foto, Kamera, Geld und Papiere sind noch da. Offensichtlich ist die Scheibe einfach explodiert – und das bei dem Wetter….. Ein Fenster mit Folie und Klebeband zu schließen ist bei Schneeregen nicht so einfach, denn das Band hält natürlich nicht. Wir suchen eine Werkstatt und bitten um Hilfe, werden aber zunächst abgewiesen mit der Erklärung, dass an Wohnmobilen nicht gearbeitet wird. Wir argumentieren, dass wir nur Hilfe brauchen und ja nicht am Auto gearbeitet werden soll. Wir wollen nur in die Halle fahren, eine Leiter holen, das Auto trocknen, Klebeband haben wir………… uns wird geholfen und sogar kostenlos. Der junge Mann, der mit Bernd am Auto arbeitet, lehnt auch ein Trinkgeld strikt ab.
Als wir am Übernachtungsplatz ankommen, ist die Kabine innen ziemlich nass, das Heizen mit dem Herd hilft auch nicht viel. Kommt das alles vom Fenster? Wir befreien kontinuierlich den Kabinenboden vom Wasser, die Wände sind beschlagen und wäre es nicht so kalt, würde der Vergleich mit einer Waschküche passen. Am nächsten Morgen zeigt unsere Wasserstandsanzeige einen deutlichen Wert an: Null! Schnell stellen wir fest, dass unsere Wasserpumpe undicht ist und über Nacht ca. 100 Liter Wasser in die Kabine gepumpt hat. Das hat uns jetzt noch gefehlt!
Jetzt sind Reparaturen angesagt! Nach Ausbau unserer Pumpe, Inspektion und Recherche ist klar, dass eine neue Wasserpumpe fällig ist. Zum Glück ist das „Marine-Modell“ eines amerikanischen Herstellers verbaut und wir sind an der Küste mit vielen Bootszubehörgeschäften. Schnell bekommen wir das Nachfolgemodell unserer Pumpe und der Einbau klappt problemlos (und alles ist dicht!). Ein kleines Propan-Heizgerät wird ebenfalls angeschafft. Das Fenster werden wir bei Bill in Farmington mit Plexiglas schließen, denn ein neues Fenster wollen wir nicht von Deutschland in die USA schicken, da wir im nächsten Jahr sowieso die Mekuwa-Fenster, mit denen wir nie wirklich zufrieden waren, ersetzen wollen.
Inzwischen hat auch der Regen nachgelassen, sogar die Sonne lässt sich wieder blicken, und wir fotografieren einige hübsche Südstaatenvillen in Mobile und verwöhnen uns mit überbackenen Austern.
Nach Florida und weiter ostwärts wollen wir nicht mehr fahren, somit sind wir am „Wendepunkt“ unserer Südstaatentour angelangt. Wir drehen eine große Runde um die Mobile Bay und setzen mit der Fähre auf die langgestreckte Halbinsel „Dauphin Island“ über und schauen uns die beiden Forts, die die riesige Bucht schützten, an.
Entlang von Farmen, dann wieder durch Sumpfgebiete, über teilweise gigantisch lange Brücken, geht es jetzt nach Mississippi.