4. Reisebericht: Auf dem Weg nach Feuerland
13.-22. Oktober 2013
Die letzte Nacht auf Valdes verbringen wir einsam am Golfo San Jose und brechen am naechsten Morgen auf, um zum Punta Ninfas zu fahren. Bis zum alten Leuchtturm an der Steilkueste sind fast 70 km Schotter- und Schlammpiste zu bewaeltigen und wir sind froh, dass es nicht regnet. Die Steilkueste ist beeindruckend, ca. 50 - 60 Meter geht es gerade herunter und wir fuehlen uns am Abgrund nicht wohl, weiss man doch nicht, wann wieder ein Stueck abbricht. Weit unter uns sehen wir einen einsamen See-Elefanten liegen und nicht die Kolonie, die der Reisefuehrer versprochen hatte. Die Nacht verbringen wir alleine an diesem Kap am Leuchtturm und werden erst am naechsten Morgen durch einige argentinische Angler geweckt.
Einen Zwischenstop legen wir in Gaiman ein, einem ehemaligen walisischen Einwandererort, der heute landesweit bekannt ist, da die walisische Teetradition gepflegt wird, feines Teegebaeck und Kuchenspezialitaeten angeboten werden. Wir sind zufaellig am Sonntag dort und der kleine Ort ist voll mit argentinischen Touristen, die in grossen Bussen angereist kommen und in die gemuetlichen Teestuben einkehren. Auch auf dem Campingplatz, der von der freiwilligen Feuerwehr betrieben wird, ist jeder Grillplatz von Tagesausflueglern belegt und es riecht toll nach gegrilltem Fleisch. Bei uns gibt es Nudeln - und am Abend sind wir wieder alleine auf dem Campingplatz.
Punta Tombo - jetzt geht es richtig los.
Wir besuchen die groesste Pinguinkolonie Suedamerikas. Es sollen ca. 210.000 Magellan-Pinguinpaare und noch ca. 80.000 Pinguine anderer Arten sein, also rd. eine halbe Million. Wir kommen abends am Punta Tombo an, viele Argentinier kamen uns auf der staubigen Schotterpiste entgegen und auch der Parkplatz ist noch voll mit Autos. Wir wollen auf dem Besucherparkplatz uebernachten, eine freundliche aber bestimmte Rangerin erklaert uns jedoch, dass dies nicht gestattet ist und wir wieder aus dem Nationalpark raus muessen. Wir haben keine Lust, die 20 km Piste wieder zurueckzufahren und fahren erst einmal direkt zum Eingang. Der Weg dorthin darf nur von Rangern genutzt werden, doch das steht da nicht. An der Rangerstation am Eingang fragen wir erneut und bekommen von einem netten Ranger erklaert, dass wir die Nacht dort stehen duerfen, aber abends nach 20 Uhr nicht mehr aus dem Auto gehen sollen und morgens nicht vor 8 Uhr, denn das sind die Nationalparkzeiten und die Pinguine brauchen ihre Nachtruhe. Wir versprechen es und duerfen bis 20 Uhr noch Pinguine anschauen, ohne auf zu viele Touristen zu treffen. In der Nacht begleiten uns die Lockrufe der Maennchen in den Schlaf, denn es ist noch Paarungszeit. Am naechsten Tag sind wir um 8 Uhr die ersten Besucher und beobachten wie die kleinen hungrigen Kerle in Gruppen zum Meer marschieren. Man soll Abstand zu den Pinguinen halten - das versuchen wir auch, aber die Pinguine interessiert das nicht. Wir muessen wirklich aufpassen, ihnen nicht auf die Fuesse zu treten. Stundenlang koennten wir ihnen zuschauen, sie flirten mit uns oder laufen gedankenverloren und tollpatschig zum Meer, stolpern ueber die Steine und landen auf dem Bauch.
Eine weitere Kolonie besuchen wir am Cabo dos Bahias, es sind “nur” 25.000 Pinguinpaare doch es herrscht der gleiche Balz-, Liebes- und Brutbetrieb. Fuer uns ist es am Cabo dos Bahias noch schoener, denn wir sind hier nur zu zweit und dass 450.000 Pinguine weniger da sind merkt man nicht. Von unserem Fruehstuecksplatz koennen wir die Kolonie betrachten und beobachten ausserdem Voegel, Guanakos, und Guerteltiere.
Puerto Deseado
In dem kleinen Kuestenort Rada Tilly treffen wir auf die "4 Amigos" aus den Niederlanden. Wir hatten ihren grossen Camper schon einige Male unterwegs gesehen, so auch am Punta Tombo, wo sie auch gefragt hatten, ob sie im Park uebernachten duerfen und das Nein der Parkplatzrangerin akzeptierten. Als wir nicht zurueckkehrten, haben sie sich natuerlich gewundert und wollen nun wissen wie wir das gemacht haben. Wir versichern, keine Tricks angewendet zu haben.
Unser Toyopedi bekommt in Rada Tilly einen Oelwechsel und fuer EUR 25,- Arbeitszeit auch einen Komplettcheck.
Ca. 200 km suedlich von Rada Tilly beschliessen wir die Ruta 3 zu verlassen, und einen 260 km langen Umweg nach Puerto Deseado zu machen. Hier ist eine geologisch interessante Landschaft entstanden, da die Muendung des Rio Deseado um mehrere Meter abgesackt ist, wodurch das Meer ca. 40 km in das Landesinnere vordringen konnte und sich eine einzigartige Flora und Fauna bildete, die wir bei einer Bootstour erkunden. Wir sind kaum gestartet, schon werden wir von mehreren Delphinen begleitet, sie wollen sich jedoch nicht fotografieren lassen und tauchen immer dort auf, wo man gerade nicht hinschaut. Wir beobachten bei tollem Fruehlingswetter verschiedene Vogelarten, u.a. seltene Komorane, eine Seeloewenkolonie und auch wieder Magellanpinguine und holen uns von der patagonischen Sonne den ersten leichten Sonnenbrand. Das stoert uns nicht, denn morgen soll es sehr stuermisch werden und nur noch max. 4 Grad Temperatur haben.
Die 4 Grad erreichen wir nicht ganz, gefuehlt waren es die letzten Tage jedoch um die Null. Zwar bleibt es fast immer sonnig, doch der eiskalte patagonische Wind dringt selbst durch unsere "Windstopper"-Jacken. Ausserdem weht er uns aus dem Sueden so stark entgegen, dass wir inzwischen ueber 18 Liter Diesel auf 100 km benoetigen und trotzdem nur mit 60 – 80 km/h voran kommen. Beim Parken hat man das Gefuehl der Wind ist stark genug unser 4t schweres Auto umzukippen, so sehr schaukelt es.
Wir besuchen den versteinerten Wald "Bosques Petrificados" und sind beeindruckt von den 150 Millionen Jahre alten riesigen Baumstaemmen.
Parque Nacional Monte Leon ist unser naechstes Ziel, denn die Kuestenlandschaft soll grandios sein, er hat aber noch geschlossen. Wir wollen trotzdem die 30 km an die Kueste fahren, aber es wird uns abgeraten - die Strasse, eine Schotterpiste, sei vom Winterwetter noch voellig zerstoert. Etwas entaeuscht fahren wir weiter nach Rio Gallegos und zur Laguna Azul, einem kleinen tiefblauen See in einem Vulkankrater. Hier werden wir mal wieder in der Einsamkeit uebernachten und auch unsere Vorraete aufessen, denn wir wollen morgen frueh nach Chile einreisen und duerfen keine frischen Lebensmittel mitbringen, aber einen anderen Weg nach Feuerland gibt es nicht.