3. Reisebericht: Portugal

30. März - 16. April 2022

Dass Portugal, eingerahmt von Atlantik und dem fünfmal so großen Spanien, die halbe Welt erorberte, liegt wohl auch an seiner exponierten Lage. Gerade mal eine Million Einwohner hatte das kleine Land im 15. Jahrhundert, heute sprechen rd. 240 Millionen Menschen in der ganzen Welt portugiesisch als Muttersprache. In der Heimat war es zudem unruhig, da irgendwer immer Portugal für sich beanspruchte - Griechen, Römer, Vandalen, Goten und die Mauren. Wenn gerade keiner übers Meer kam, bekriegten sich Spanien und Portugal. Und dann tauchte auch noch Napoleon auf.

  • Felsenküste an der Algarve

Wie klein die Welt ist stellen wir auch gerade fest, denn wir erhalten eine Nachricht von lieben Reisebekannten, die wir Ende 2014 in Bolivien kennengelernt haben. Elisabeth & Kurt aus der Schweiz laden uns auf ihr Grundstück oberhalb der Algarve ein und wir genießen zwei schöne Tage mit vielen netten Gesprächen und einem Spaziergang durch den hübschen Ort Tavira.

  • Übernachtungsplatz bei Elisabeth & Kurt mit toller Aussicht
  • Festung in Tavira
  • Ein schönes Wiedersehen!

Wir wollen die schöne Algarve mit ihren Buchten und kleinen Stränden "entdecken", doch unser Elan erhält schnell einen Dämpfer: waren in Spanien nur die strandnahen Parkplätze für Wohnmobile gesperrt, sind es in Portugal bereits die Zufahrtstraßen. Einerseits verständlich, denn die kleinen Orte oberhalb der Steilküsten mit ihren engen Gassen können keine Armada an WoMos verkraften, andereseits vermissen wir bei den Restriktionen die Alternative in Form von Parkplätzen vor den Sperrzonen. Offensichtlich hat es genug Tourismus, so dass die "Camper" eher als lästig angesehen werden.
Wir finden dennoch einige erlaubte Stellplätze und erhalten einen ersten Eindruck von den schönen Stränden.

Über das hübsche Städtchen Loulé im Hinterland geht es wieder an die Küste mit ihren tollen Felsbuchten.

  • Mit Azulejos dekorierte Kapelle in Loulé
  • Markthalle
  • Carvoeiro an einer malerischen Bucht mit kleinem Strand

Oberhalb von Silves, der alten Hauptstadt der maurischen Provinz Al-Gharb (Algarve), thront eine mächtige Burganlage.

Zurück an der Küste ist Lagos unser nächstes Ziel. Nur einen kurzen Spaziergang von der Uferpromenade entfernt beginnen malerische, von hohen Felsen eingerahmte Buchten.

  • Fort am alten Hafen

Natürlich ein "Muss": der südwestlichste Punkt Europas am Cabo de Sao Vicente. Das Wetter ist uns gnädig und wir haben einen tollen Blick auf die beeindruckende Küste mit ihren hohen Klippen.

  • Blick auf den südwestlichsten Punkt Europas
  • Cabo Sao Vicente
  • Malerischer Fischerhafen

Entlang der Atlantikküste geht es jetzt Richtung Norden. Bei einem Stopp am Cabo Sardao beobachten wir spektakulär nistende Störche, wir nennen sie "Klippenstörche".

Wir verlassen die Küste und wollen das Hinterland, den "Alentejo", erkunden. Die Landschaft wird hügelig und einsam. Olivenhaine und Korkeichen, Kühe und Schafe, dazwischen Farmen und kleine Dörfer.

  • "Geschälte" Korkeichen
  • Olivenhain

Unser erstes Ziel ist Evora mit hübschem Marktplatz, kleinen malerischen Gassen und leider Regen.

  • Hauptplatz mit schönen Arkadengängen
  • Eingang der Kathedrale
  • Tempel aus römischer Zeit

Am nächsten Tag regnet es immer noch und wir verzichten auf die Besichtigung des "schönsten Kreuzganges" Portugals an der Kathedrale von Evora. Stattdessen fahren wir weiter Richtung Osten zu einem der bekannten Bergdörfer: Monsaraz, malerisch auf einem Hügel gelegen und von einer Festungsmauer umschlossen, wirkt wie ein Freilichtmuseum. Wir erwischen einen regenfreien Moment und spazieren durch die holprigen Gassen bis zur Burg, in deren Hof die Bewohner aus den Steinen der verfallenen Anlage im 19. Jhdt. eine Stierkampfarena bauten.

  • Stierkampfarena im Burghof
  • Blick auf den Lago do Alqueva

Unser nächster Stopp ist Elvas, eine Festungsstadt deren Wehrarchitektur unter UNESCO-Welterbe steht. Uns beeindruckt zunächst das bis zu vierstöckige Aquädukt aus römischer Zeit. Mit fast 8km Länge ist es das größte Europas.

  • Beeindruckende Wehrmauern von Elvas
  • Festungsmauern der Stadt und ein weiteres Fort auf einem Hügel

Nicht nur die Altstadt ist von einer beeindruckenden Wehrmauer umgeben, außerhalb der Stadt liegen auf zwei Hügeln weitere Forts. Wir besichtigen das "Fort de Nossa Senhora da Graca" und sind begeistert von der Villa des Kommandanten, die über der Anlage thront.

  • Innere Wehrnauer und Villa des Kommandanten
  • Unterkünfte der Wachsoldaten
  • Blick auf Elvas mit seiner Wehrmauer

Dass die Portugiesen stolz auf ihre Vergangenheit und Geschichte sind, können wir an diesen historischen Orten feststellen. Doch sie leben in der Gegenwart, denn selbst in den kleinsten Dörfern sind viele Häuser renoviert und es gibt eine gute touristische Infrastruktur. Unser Reiseführer erinnert uns, dass nach der Wirtschaftskrise der 2000er Jahre massivste Einschnitte in den Lebensstandard hingenommen wurden und der Staat nach einer Phase der Konsolidierung massiv zu investieren begann und den Grundstein für Wirtschaftswachstum schuf.
Das sehen wir auch in Marvao, das wie schon Monsaraz einem lebendigen Freilichtmuseum gleicht. Auf einem Hügel und von weitem sichtbar ist der Ort komplett von einer Festungsmauer umschlossen. Innerhalb der Mauern stehen weißgetünchte Häuschen, zusätzlich geschützt von einer prächtigen Burg.

Uns gefällt die bergige Landschaft mit unterschiedlichen Wäldern, Weiden und natürlich den Zitrusplantagen und Olivenhainen. Der "Durchbruch" des Flusses Tejo in den Bergen ist nicht ganz so spektakulär wie ihn unser Reiseführer beschreibt, aber einen Stopp wert.

Entlang des höchsten Gebirges des Landes , der Serra da Estrela, geht es weiter Richtung Porto. Auf dem Weg ist die alte Universitätsstadt Coimbra ein Zwischenziel. Steile und enge Gassen führen hinauf zur Altstadt, wo der Königspalast die erste Lehranstalt beherbergte. Die Bibliothek gilt als eine der schönsten der Welt und die wollen wir anschauen. Leider Fehlanzeige, denn es gelten noch die Winteröffnungszeiten und es ist schon geschlossen.

  • Kleine einsame Dörfer
  • mit "Inka-Terrassen" für die Landwirtschaft
  • Blick auf die Altstadt von Coimbra
  • Steile und enge Gassen in der Altstadt
  • Kathedrale
  • Geschlossene Bibliothek...

Auch am nächsten Tag haben wir kein Glück, noch dazu regnet es schon wieder, und wir verzichten auf einen dritten Anlauf. Stattdessen halten wir in Aveiro, das lt. unserem Reiseführer auch "Venedig Portugals" genannt wird. Den Vergleich halten wir für ziemlich übertrieben, auch wenn die Stadt an einer Lagune liegt und einige Kanäle durch die nette Altstadt führen. Einen Spaziergang ist es trotzdem wert, zumal es nicht mehr regnet.

  • Ehemalige Fliessenfabrik, schön renoviert

Porto

Adel und König war es verboten sich in der Stadt niederzulassen, denn hier regierte der Handel. Die ehemalige Börse ist Zeugnis dieser Macht, denn die Kaufleute liessen es an nichts fehlen. Daneben punktet die Stadt vor allem mit ihrer Lage an der Mündung des Douro und den eindrucksvoll beidseitig des Flusses eng bebauten Hangterrassen, die den Eindruck vermittlen die Häuser wären in- und übereinander gebaut. Die elegante Eisenbrücke "Ponte Dom Luis I" verbindet das Gaia-Viertel der Kellerein mit der Altstadt.

Nur wenn die Trauben aus dem Douro-Tal stammen ist es Portwein! Den zu verkosten steht in Porto natürlich auf unserem Programm und die Kellereien im Gaia-Viertel bieten fast alle Besichtigungen und Proben an.

  • In der Pocas Kellerei
  • Verkostung von edlem Jahrgangs-Portwein
  • Gasse im Kellerviertel

Die Stadt steht unter UNESCO-Welterbe und die Uferpromenade gilt als die schönste Häuserzeile des Landes. Uns gefällt die Mischung von prächtigen und toll renovierten Kaufmannshäusern neben arg renovierungsbedürfigen charmanten alten Gebäuden.

Durch das Tal des Douro geht es jetzt Richtung spanische Grenze. Wir cruisen entspannt entlang des Flusses an Obstanbaugebieten vorbei, von Wein sehen wir zunächst nur wenig bis wir uns erinnern, dass nur das obere Douro-Tal die (Port-)weinregion ist.

Zum Abschluss unserer Portugalreise noch eine Festungsstadt. Braganca liegt kurz vor der Grenze zu Kastilien & Leon und war dementsprechend gut gesichert. Die Festungsmauer zieht sich um die kleine Altstadt und ist komplett begehbar. Die schmucke Burg, die Kirche und auch viele der kleinern Häuser innerhalb der Mauern sind wieder toll renoviert. Als Service der Stadt wurde ein Parkplatz an der Wehrmauer für Camper eingerichtet, somit wohnen wir mit Blick auf die nachts beleuchtete Festung.

  • Blick auf die alte Festungsstadt
  • Stadttor

  • Schön war's in Portugal!