3. Reisebericht: Tansania
24. Oktober - 14. November 2023
Tansania – ein Land der Superlative: der höchste und der tiefste Punkt Afrikas liegen in dem ostafrikanischen Land: der Kilimanjaro, mit 5.895 Metern der höchste Berg Afrikas, und der Tanganyika See mit einer Tiefe von 1.470 Metern, das sind knapp 700 Meter unter dem Meeresspiegel. Und natürlich das Land der Serengeti und dem Ngorongoro Krater.
Wir müssen erst einmal einreisen und haben uns einen wenig frequentierten Grenzübergang ausgesucht. Pech, wenn kurz zuvor zwei Busse angekommen sind. Bei der Ausreise aus Sambia müssen wir lange warten, bis der Zollbeamte irgendwann wieder aus seiner Hütte nahe der Zollstelle auftaucht. Den tansanischen Beamten an der Einreise hat die Abfertigung der Busse wohl so ermüdet, dass er erst einmal in die Frühstückspause verschwunden ist…. Nach seiner Rückkehr ist er dann wunderbar pragmatisch: „Give me US$ 50 per Person, I stamp your passports and write you the receipts.“ Wir wollen noch einwenden, dass wir ja noch keinen Visumantrag (mit unzähligen Fragen etc.) ausgefüllt haben…. und besinnen uns schnell: Klappe halten, Visumgebühr bezahlen und weg!
Unser erstes Ziel, die Lake Shore Lodge am Tanganyika See, ist dafür wieder ein echter Wohlfühlort. Gepflegte Chalets am See, Campingplätze unter großen Mangobäumen und ein offenes Restaurant am Seeufer, in dem am Abend zum gemeinsamen Essen am Strand eingeladen wird.
Interessantes zum See:
1. Mit fast 700km der längste See Afrikas und mit knapp 34.000 qkm Fläche der zweitgrößte nach dem Victoriasee. Der siebtgrößte See der Erde.
2. Mit 1.470 Metern ist er auch der tiefste See Afrikas, nur der Baikalsee in Sibirien ist noch tiefer.
3. Er liegt in einer tiefen Falte des Ostafrikanischen Grabenbruchs, der das östliche Afrika vom Jordan bis nach Mosambik durchzieht.
4. Der See existiert seit ungefähr 12 Millionen Jahren.
5. Der See hat keinen Austausch mit anderen Gewässern und die meisten der über 300 Fischarten sind endemisch. Bekannt sind die farbenfrohen Buntbarsche, die für Aquarien weltweit exportiert werden.
Auch in Tansania sind noch einige der Fernstraßen Erd- und Sandpisten, doch im Vergleich mit Sambia sind diese eine Autobahn. Und es wird gearbeitet: chinesische Baufirmen sind überall präsent und bauen nicht nur die Straßen. Bezahlt werden sie in Rohstoffen, wie wir erfahren sichern sie sich die Rechte unter anderem an großen Goldminen. Von uns Deutschen hat man sich aber offensichtlich auch etwas abgeschaut: 50km/h beginnt direkt am (vorhandenen!) Ortsschild, es gibt beschilderte Zebrastreifen und ein Ortsendeschild sowie ein Schild mit der Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung, das manchmal erst gefühlte 3km hinter dem Ortsende liegt. Und die Polizei kontrolliert mit Radarpistolen! Dabei war Tansania "nur" von 1885 bis zum Ende des 1. Weltkrieges deutsche Kolonie!
Eintritte in die Nationalparks sind in Tansania unglaublich hoch, dazu kommt noch eine Gebühr für das Fahrzeug, wobei in beiden Fällen "Ausländer" erheblich mehr bezahlen, so daß wir schnell bei mehreren Hundert Euro pro Tag sind. Daher werden wir auf Nationalparkbesuche weitgehend verzichten und einfach durch das Land cruisen. Am Rande des Katavi Nationalpark, den wir auf der Hauptpiste kostenfrei durchqueren dürfen - Tiersichtungen eingeschlossen - quartieren wir uns in einem kleinen Camp ein und haben einen Hippo-Pool mit ca. 50-60 Tieren direkt vor uns. Eine tolle Abendunterhaltung!
In Kigoma stoppen wir am Hafen und fragen am Tor nach der legendären MV Liemba. Nach kurzer Diskussion und einem kleinen Obulus für die beiden Torwächterinnen dürfen wir ins Gelände und bekommen dann vom ehemaligen 3. Offizier des Maschinenraums eine kostenlose Führung.
Die Geschichte dieses Schiffes ist unglaublich: 1913 von der Meyer-Werft in Papenburg gebaut, wurde sie in Einzelteilen nach „Deutsch-Ostafrika“ verschifft, dort blieben die Teile noch ein Jahr liegen, bis die Kolonialeisenbahn von der Hafenstadt Dar es Salaam nach Kigoma am Tanganyika See fertig gestellt war. In Kigoma angekommen wurde sie wieder zusammengebaut und als zivile „Graf Goetzen“ in Dienst gestellt. Schon nach kurzer Zeit wurde sie zum Militärtransporter und in 1916 von den Deutschen versenkt, da man sie nicht den Briten überlassen wollte. Belgier aus der benachbarten Kolonie Kongo bargen das Schiff, doch schon 1920 sank sie wieder. Die Briten bargen das Schiff erneut, restaurierten es und setzten es ab 1927 als „Liemba“, benannt nach dem historischen Namen des Sees, wieder ein. Bis Ende 2018 fuhr sie ununterbrochen und transportierte Waren und Passagiere zwischen Kigoma und dem sambischen Mpulungu am südlichen Ende des Sees. Wie uns unser Guide stolz und auch etwas traurig berichtet, konnte das Schiff 600 Passagiere und 200 Tonnen Fracht aufnehmen, hatte 10 Kabinen 1. Klasse und 18 Kabinen 2. Klasse. Die meisten Passagiere reisten 3. Klasse und schliefen auf Bänken unter Deck. Wir klettern über Leitern nach unten in die 3. Klasse und versuchen uns vorzustellen, hier knapp eine Woche zu wohnen….
Das über 100 Jahre alte Schiff ist stark überholungsbedürftig, doch unser netter Guide ist voller Hoffnung, dass eine Renovierung möglich ist. Hier hofft man auf Unterstützung aus Deutschland….
Weiter geht's zum Victoriasee. Inzwischen hat uns die "kleine" Regenzeit eingeholt und weicht die Pisten auf. Noch ist alles fahrbar und wir finden in der "Rocky Bay Lodge" am See eine angenehme Bleibe und sind die einzigen Gäste. Mit 68.800 Quadtratkilometern ist der Victoriasee der größte See Afrikas und der drittgrößte See der Welt. Die Oberfläche entspricht etwa der Fläche Bayerns oder Irlands. Das südliche Ufer liegt in Tansania, die nordwestliche Seite in Uganda und der Nordosten in Kenia.
„Weites Land“ bedeutet das Maasai-Wort „siringet“ und das beschreibt die riesigen Savannen der Serengeti mehr als zutreffend. Bekannt wurde das UNESCO-Welterbe nicht zuletzt durch die Forschungen von Prof. Grzimek und den Film „Serengeti darf nicht sterben“.
Für uns als begeisterte „Wildtierbeobachter“ eigentlich ein MUSS. Wären da nicht die Preise…. wir recherchieren und nehmen Kontakt zu einer kleinen Agentur auf, denn wenn wir uns schon ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk machen, dann wollen wir es auch beide genießen und nicht selbst fahren. Die unverschämten Gebühren für ausländische Fahrzeuge hatten wir ja schon erwähnt.
Wir fahren erst einmal in einem großen Bogen um das riesige Gebiet herum und quartieren uns in Karatu ein. Die Anfahrt zu unserer „Eco Lodge“ am Berg bestätigt uns in unserer Entscheidung, nicht selbst in den Nationalpark zu fahren, denn die Pisten sind aufgeweicht und wir schaffen es geradeso mit Untersetzungsgetriebe auf den Berg. Dummerweise hatten wir auch die „eigentlich unfahrbare“ Piste gewählt – das erfahren wir aber erst als wir ziemlich fertig in der wunderschönen Lodge ankommen.
Serengeti
Mit 15.000 qkm streng geschütztem Nationalpark und daran anschließenden kontrollierten Zonen, in denen die Landnutzung unter strengen Regeln erlaubt ist, sind fast 30.000 qkm Schutzgebiet entstanden in dem die jährliche Wanderung von fast einer Million Gnus, Zebras und Antilopen stattfindet, immer dem wachsenden Gras in den riesigen Steppen folgend. Wir hoffen, einige der tierischen Migranten zu sehen.
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Blick in den Ngorongoro Krater
Fazit: es hat sich gelohnt! Die Landschaft mit den riesigen Grassavannen, die den Blick bis zum Horizont erlauben, ist wirklich beeindruckend und man sieht in diesen endlosen Ebenen immer Tiere. Die ersten großen Gruppen von Gnus und Zebras sind auf ihrer Wanderung in der Serengeti angekommen, das hat natürlich zusätzlich beeindruckt. Löwenbegegnungen hatten wir unzählige und dann als krönenden Abschluß mit Beute und wartenden Hyänen. Und dann auch noch der Klassiker: ein Leopard mit Beute im Baum - besser geht es kaum und unsere Begeisterung für Tierbeobachtungen wurde nicht enttäuscht. Über 400 Fotos in 3 Tagen sind der beste Beweis.
Zum Abschluß der "Berg der Berge" Afrikas, doch es ist Regenzeit und die Berge sind in dichte Wolken gehüllt, vom "Kili" ist nichts zu sehen.
Die Region hat aber andere Vorzüge, denn wir können zum ersten Mal in diesem Land in einem Supermarkt einkaufen, der den Namen annähernd verdient. Es hat uns absolut verblüfft, dass es in Tansania weder internationale noch lokale Supermärkte gibt. Der Lebensmitteleinkauf spielt sich ausschließlich "auf der Straße" und in winzigen Shops ab. Ein Großeinkauf wurde so zum Tages-Event, denn wir mussten in jedes noch so kleine Lädchen schauen was dort angeboten wird und uns durchfragen. Kreditkartenzahlung ist auch nicht möglich, nicht einmal an den Tankstellen und die maximale Bargeldabhebung am Geldautomaten sind ca. EUR 150,00. Da war Geduld angesagt als wir unsere Serengeti-Safari bezahlen wollten!
Und dann zeigt er sich doch noch... vom Garten unserer schönen Lodge in Moshi haben wir einen ersten Blick auf den Kilimandscharo.
Wir haben das riesige Land von Süden nach Norden durchfahren, auf der eher dünn besiedelten Westseite. Unser Eindruck: große Unterschiede. Während im Süden die Menschen vor ihren einfachen Hütten saßen und augenscheinlich nichts machten, wurde in der Mitte des Landes auf den Feldern gearbeitet und im Norden, wo sich die touristischen Hotspots wie Serengeti und Kilimandscharo befinden, zeigt sich ein anderes Tansania. Die Straßen sind voll und die Städte haben auch eine entwickelte Infrastruktur mit Banken, Geschäften etc. Im ländlichen Bereich ist die Armut nach wie vor groß, denn für eine wirtschaftliche Entwicklung fehlt die Infrastruktur. Tansania gilt als eines der sichersten Länder Afrikas, ist für Reisende aber leider auch eines der teuersten Länder. Man will kein "Billig-Reiseland" sein und dem Gast soll in der afrikanischen Wildnis Luxus geboten werden, angefangen vom Fahrer für den 4x4, den Guide und natürlich den Koch plus diverse Helfer, die für eine Rundumversorgung im Busch sorgen. Das kostet natürlich alles und ist auch nicht unser Reisestil. Uns schrecken bereits die hohen Eintrittspreise in die Nationalparks und die zusätzliche Gebühr für unseren Toyo, die pro Tag EUR 200,00 beträgt.
Die Menschen waren wie immer unglaublich freundlich und hilfsbereit, wenn wir auch feststellen mussten, dass wir mit englisch manchmal nicht weiterkamen, denn in Ostafrika wird Kisuaheli gesprochen. Auch wenn englisch offizielle Sprache ist, brauchten wir das ein oder andere Mal wieder Hände und Zeichen zur Verständigung.