2. Reisebericht: Von Oaxaca ins zentrale Hochland

4. - 17. November 2015

Von Oaxaca, schon auf 1.600 Metern gelegen, geht unsere Reise weiter in das zentrale Hochland Mexikos. Wir umfahren Mexico-City, den Moloch einer 20 Millionen Einwohner-Stadt, weitläufig und heben uns einen Besuch für die nächste Reise auf. Während uns die Straßenschilder "Mexico City: 35 km" anzeigen, haben wir aufgrund des Verkehrs oft das Gefühl, uns schon mitten in der Stadt zu bewegen. Wahrscheinlich hat die Stadt eher 30 Millionen Einwohner, wenn man die Randbezirke dazu zählt.

Unsere Route befindet sich immer auf einer Höhe zwischen 1.500 und 3.500 Metern, was das Klima für uns sehr angenehm macht, denn tagsüber haben wir schöne 30 Grad und nachts ist es herrlich kühl zum Schlafen. Das macht auch die Besuche in den Kolonialstädten, die wir besichtigen wollen, angenehm. Wir übernachten häufig auf großen Trailerparks, die alle etwas heruntergekommen sind und scheinbar noch aus der Zeit stammen, als viele US-Amerikaner mit ihren großen Reisemobilen ihre Urlaube (oder den Winter) in Mexiko verbrachten. Relikte aus dieser Zeit - heruntergekommene Wohnwagen und verlassene Reisemobile - sind überall zu sehen und manchmal begegnet man noch Einigen, vorwiegend Kanadiern, die hier "hängen geblieben" sind und auf einem verlassenen Trailerpark leben.

Puebla

Wie besuchen die Kolonialstadt Puebla. Die historische Innenstadt zählt mehr als tausend Kolonialgebäude und eine beeindruckende Kathedrale, die den größten Geldschein Mexikos (500 Mex$ ~ EUR 17,50) ziert.

Wir besichtigen das Eisenbahnmuseum im früheren Bahnhof der Stadt und bummeln durch Cholula, einstmals ein bedeutendes religiöses Zentrum und heute ein Vorort von Puebla, in dem wir Quartier bezogen haben.

Rund 40km westlich von Puebla und 70km südlich von Mexico City liegt der Popocatepetl, der "rauchende Berg" - Mexikos zweithöchster Berg und ein sehr aktiver Vulkan, der die Stadt schon mehrfach lahmlegte. 2013 wurde Asche 3km hoch in den Himmel geschleudert, doch historisch gesehen ist der Popo gerade "relativ" ruhig.... das hoffen wir auch.

Teotihuacan

Die Hauptstadt des größten präkolumbianischen Imperiums Mexikos - das ist einen Besuch wert. Aus den Ruinen der ehemaligen Metropole ragen die Piramide del Sol (Sonnenpyramide) und die Piramide de la Luna (Mondpyramide) heraus, die durch die Calzada de los Muertos (Straße der Toten) verbunden sind. Die späteren Azteken glaubten, dass die großen Tempel und Paläste entlang der Straße die Gräber der früheren Herrscher waren.

Reserva Mariposa Monarca

Millionen von Monarchfaltern legen jedes Jahr eine Strecke von über 4.500km von der Grenze USA/Kanada bis nach Mexiko zurück, um in diesem Gebiet des mexikanischen Hochlandes zu überwintern. Am Ziel angekommen, bilden sie Kolonien und lassen sich in großen Trauben auf den Bäumen nieder. Im Frühjahr fliegen die befruchteten Weibchen zurück in den Norden und der Kreislauf beginnt von Neuem. Der Zug der Schmetterlinge gilt als eine der komplexesten Tiermigrationen der Welt und Wissenschaftler können sich bis heute nicht erklären, warum sie dies machen. Wir wollen uns dieses Naturschauspiel nicht entgehen lassen und fahren über einsame Wege zum neuesten Reservatsbereich im Süden des Nationalparks, abseits der Touristenströme.

Im kleinen Dorf Macheros betreiben Joel und seine amerikanische Frau Ellen ein gemütliches B&B und wir dürfen im Garten einziehen. Wir erfahren, dass jetzt zum Saisonbeginn die Schmetterlinge zwar alle angekommen sind, aber der Nationalpark offiziell noch geschlossen ist, um die Tiere bei der Bildung der Kolonien und Auswahl der Bäume nicht zu stören. Zum Glück ist Joel hier aufgewachsen und wir machen einen tollen Ausflug - hoch zu Roß - zu einer auf knapp 3.000m Höhe gelegenen Lichtung, über der die Schmetterlinge kreisen. Wir halten zwei Dinge fest: 1. Reiten sollte man bei dieser Tour eigentlich können, wir sitzen zum zweiten Mal in unserem Leben auf einem Pferd. Es geht über steile Geröllhänge und wir sind heilfroh, dass wir die Tour ohne runterzufallen überstanden haben, wenn uns auch noch Tage danach "alles" weh tut. 2. Wenn es bei unserer nächsten Reise passt, wollen wir den Nationalpark noch einmal zum Ende der Saison im Februar (zu Fuß!) besuchen, denn die rieisigen Kolonien in den Bäumen zu sehen dürfte spektakulär sein.

Bevor wir weiter in den Norden reisen, erholen wir unsere geschundenen Knochen in einem schön gelegenen Thermalbad in den Bergen.
Unser nächster Stop ist Morelia, mit seiner zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannten Altstadt. Das koloniale Zentrum begeistert uns, nicht nur weil es für uns völlig "unmexikanisch" ist - keine bunten Hausfassaden, sondern klassisch elegante Steingebäude mit Arkaden und eine tolle Kathedrale.

Guadalajara

Das nächste Ziel heißt Guadalajara, zuvor legen wir noch einen Stop am Lago Chapala, dem größten natürlichen See Mexikos, ein. Auch hier haben sich amerikanische Pensionäre niedergelassen und statt beschaulicher mexikanischer Dorfatmosphäre, reihen sich elegante "Residential Areas" aneinander. Der riesige Trailerpark ist hingegen verlassen, nur noch wenige große Wohnmobile stehen scheinbar unbewohnt auf dem Platz.
Guadalajara ist eine moderne Großstadt und auch das historische Zentrum weist nur noch einzelne koloniale Relikte auf, die aber sind absolut sehenswert und es macht Spaß, durch die belebten Fußgängerzonen zu schlendern, zumal unsere Stadttour auf einen Sonntag fällt und viele Mexikaner ebenfalls die Stadt besuchen.

Tequila

Mexikos bekanntestes Feuerwasser wurde vor fast 500 Jahren hier erfunden und darf auch heute noch nur in diesem und den drei benachbarten Bundesstaaten hergestellt werden. Wir fahren durch Felder mit blauen Agaven, in Tequila und den Orten im Umkreis reihen sich die Destillerien aneinander. Nachdem wir uns die Herstellung des Mezcal in einem kleinen Familienbetrieb angeschaut haben, wollen wir jetzt eine große Hacienda besichtigen. Die traditionsreiche "Hacienda Herradura" gilt als eine der schönsten Destillerien und die spanisch-englische Führung ist absolut empfehlenswert. Auch die Zahlen der Produktion beeindrucken: bis zu 900 Feldarbeiter holen in der Saison die 8-10 Jahre alten Agaven aus dem Boden und hacken die stachligen Blätter ab. Täglich können bis zu 360 Tonnen Agavenherzen in 15 Öfen gekocht werden. Per Hand werden die bis zu 150kg schweren Früchte in die Lehmöfen geschichtet und auch wieder herausgeholt. Das weiche Fruchtfleisch wird dann maschinell zerkleinert und gepresst bevor der Saft in offene Gärungstanks kommt und danach zweimal gebrannt wird. Ein hochwertiger Tequila besteht zu 100% aus Agaven und wird nicht mit Zuckerrohr versetzt, die Dauer der Lagerung in Eichenfässern bestimmt dann den Geschmack.

Jetzt wissen wir, wo unsere Weihnachtssterne herkommen! Wir fahren an riesigen Gewächshäusern vorbei, in denen die "Noche Buenas" für den Export verpackt werden. Wir hoffen, sie kommen rechtzeitig an und wünschen aus Mexiko eine schöne Vorweihnachtszeit.