5. Reisebericht: Arizona - The Grand Canyon State
19. - 31. Oktober 2016
Die spektakulärste Schlucht auf amerikanischem Boden ist auch für uns ein Pflichtziel, und da wir aus nördlicher Richtung kommen besuchen wir zunächst die wenig touristische Nordseite des Grand Canyon. In einer Brochure lesen wir, daß der "North Rim" ab Mitte Oktober geschlossen wird, da bereits mit Schneefällen zu rechnen ist. Wir haben strahlenden Sonnenschein, doch in der Tat sind die Lodge und alle dazugehörenden Einrichtungen bereits im Winterschlaf, die Zufahrt an die Nordkante aber noch geöffnet.
Der Blick in die riesige Schlucht mit ihren Plateaus, Klippen und Seitencanyons ist atemberaubend.
Bernd fragt: wenn man in Nordhessen in der Nähe der Edertalsperre aufgewachsen ist, kann man sich dann noch für den Lake Powell oder den Hoover Damm begeistern? Man kann, denn in den USA ist alles XXL. Der durch den Glen Canyon Damm in der Nähe der Ortschaft Page aufgestaute Colorado bildet den Lake Powell, dessen gesamte Uferlinie über 3.000 Kilometer lang ist - länger als die amerikanische Pazifikküste. Gigantisch hat sich der Colorado in Millionen von Jahren durch die Hochebenen von Utah und Arizona gegraben und den Grand Canyon geprägt, bevor er nahe Las Vegas vom Hoover Damm erneut aufgestaut wird und dort der Wasserversorgung von Las Vegas dient sowie Strom für Nevada und Kalifornien produziert.
Wir verbringen zunächst einige Tage am Lake Powell bei Page.
Horseshoe Bend
300 Meter unter der Abbruchkante eines Plateaus beschreibt der Colorado bei Page eine hufeisenförmige 270 Grad Schleife – um uns herum springen kleine Kinder, Selfies werden am Rand der überhängenden Felsen in die Schlucht geschossen und es gibt keine Zäune oder Absperrungen – für uns wieder unglaublich in einem Land, in dem wir in jedem National oder State Park eine Liste von Warnungen und Sicherheitshinweisen bekommen, die teilweise überzogen wirken oder Selbstverständlichkeiten enthalten.
Upper Antelope Canyon
Nahe Page besuchen wir in einer geführten Tour den Upper Antelope Canoyn und diese Schlucht wird unerwartet ein Higlight unserer bisherigen Reise. Die roten Sandsteinwände liegen nur wenige Meter auseinander und im Inneren hat das Wasser einzigartige Formen geschaffen: alles wirkt rund und fließend. Wir haben bei den Navajos die Mittagstour gebucht, denn je höher die Sonne steht, desto gigantischer ist das Farbenspiel in dem schmalen Canyon. Man glaubt sich in einer Märchenwelt.
Lower Antelope Canyon
Wir sind so begeistert, daß wir nach dem "Upper Canyon" auch die Tour durch den "Lower Canyon" buchen. Obwohl der obere Canyon der Bekanntere ist und die Tour auch erheblich teurer, gefällt uns der untere Canyon noch besser, da er sich nach oben leicht öffnet und die Farbenspiele noch unglaublicher sind. Einige inzwischen weltberühmte Fotos entstanden in dieser Schlucht, auch die Idee für den Microsoft-Bildschirmschoner stammt von der Felsformation "The Wave". Unser Guide erklärt uns, dass durch Springfluten noch vor wenigen Jahren Besucher ums Leben kamen - wir haben strahlenden Sonnenschein und steigen die Leitern ohne allzu große Sorge hinab.
Monument Valley
Der Geschmack von Abenteuer und Freiheit?
Ja, wir sind im Monument Valley, der großen Weite des amerikanischen Westens. Die ist gut besucht, doch auf der knapp 30km langen Rundtour auf einer staubigen Piste um die gewaltigen Felsformationen lässt der Rummel nach. Die Sandsteinformationen des Monument Valley liegen auf einer riesigen Hochfläche, daher der Eindruck der unendlichen Weite. Ausgegraben wurden die Felsruinen von Wind und Regen, aus den Sedimenten eines früheren Meeres.
Valley of the Gods
Auf der Suche nach einem schönen Übernachtungsplatz in freier Natur fahren wir diesen "Scenic Drive" und stellen fest, dass uns die Felsformationen mindestens genauso gut gefallen wie im Monument Valley.
Unterwegs stoppen wir am "Gooseneck State Park", so genannt weil der San Juan River ca. 200m weiter unten im Canyon eine doppelte Schleife dreht.
Canyon de Chelly
Auf dem Weg zur Südseite des Grand Canyon fahren wir einen Bogen durch das Land der Navajos, der größten Reservation der USA. Flächenmäßig etwas größer als die Schweiz leben rd. 200.000 Native Americans in diesem Gebiet. Wir besuchen den Canyon de Chelly, in dem heute noch ca. 50 Navajo-Familien unter einfachsten Bedingungen leben und Landwirtschaft betreiben. Die ersten Bewohner des Canyons waren Anasazi-Indianer, die vermutlich aus Furcht vor Überfällen sog. Klippenhäuser in den überhängenden Felswänden errichteten - nur kletternd zu erreichen oder über extrem lange Pfähle
Grand Canyon
Der Anblick von der Nordkante war schon beeindruckend, doch das Panorama von den Aussichtspunkten auf der Südseite der großen Schlucht ist Ehrfurcht einflößend. Vom Canyonrand blickt man auf bizarre Felsformationen und Klippen, dazwischen erodierte Gesteinsstufen und Plateaus und weit unten den Colorado. Geschätzte 2 Milliarden Jahre Erdgeschichte werden hier sichtbar und man steht einfach nur andächtig vor dieser grandiosen Kulisse.
Einige Fakten:
Die offizielle Länge des Grand Canyon beträgt 446 km von Lees’s Ferry bis zu den Grand Wash Cliffs.
Der Canyon ist bis zu 1,6km tief und bis zu 16km breit.
Innerhalb des Canyons fällt der Colorado um 91 Meter.
Ca. 4.100 qkm, etwa die Hälfte des Canyongebietes, sind heute Nationalpark.
Entlang der legendären Route 66 geht unsere Tour weiter Richtung Westen. Auch wenn weite Strecken inzwischen unter Autobahnen begraben sind, die noch existierenden Abschnitte der ehemaligen „Main Street of America“ pflegen den Mythos und sind heute Kult.
Seligman
Hackberry
Weiter geht es nach Nevada und die Entertainment-Metropole in der Wüste: Las Vegas.