1. Reisebericht: Auf nach Botswana
12. - 30. September 2023
Der Start unserer zweiten Afrikareise beginnt etwas "holprig". Wir wollen von Wien über Frankfurt nach Windhoeck fliegen, doch kurz vor dem Start in Wien heisst es: Flugabfertigung in Frankfurt wegen starkem Gewitter unterbrochen, Abflug eine Stunde später. Nach fünf Minuten starten wir dann doch, dafür dürfen wir nahe Frankfurt eine Stunde Warteschleifen drehen. Für uns noch kein Problem, unser Anschlussflug geht erst in zwei Stunden. Nach der Landung das nächste Problem: kein freies Gate zum Parken des Fliegers. Als dies endlich gelöst ist, gibt es keine Treppe zum Aussteigen. So langsam werden wir nervös. Irgendwann kommt die Treppe, aber kein Bus zum Terminal! Nach mehr als einer Stunde Wartezeit haben wir keine Hoffnung mehr unseren Flug nach Windhoek noch zu bekommen. Wir probieren es trotzdem, doch der Flughafen hat inzwischen "Feierabend" und die Passkontrolle ist nicht mehr besetzt. Zum Glück ist der Schalter unserer Airline noch besetzt und wir bekommen einen Hotel- und Taxigutschein sowie die Umbuchung auf den nächsten Abend.
Wir vergammeln den nächsten Tag in Heikes altem Wohnort Hanau-Steinheim und bekommen permanent Nachrichten zu unseren Umbuchungen und Flugänderungen. Bei einem schönen Abendessen mit Handkäse, Frankfurter "Grie Soss" und Apfelwein erreicht uns die schlechte Nachricht, dass unser Flug auf den nächsten Morgen verschoben wurde. Wir rufen das Call Center der Fluggesellschaft an, da kommt die nächste Nachricht: der Flug geht doch am Abend, aber einer Stunde früher. Also schnell zurück zum Hotel, Tasche holen und mit dem Taxi zum Flughafen.
Die "Umsortierung" der Passagiere vor dem Einsteigen ist etwas chaotisch, denn wir sind nicht die Einzigen, die es gestern erwischt hatte. Doch letztendlich starten wir pünktlich, wenn auch einen Tag später.
Den Servicetermin für unseren Toyo bei den Spezialisten von Safari Engineering konnten wir verlegen und das Team organisiert auch noch neue Batterien für die Kabine, denn die hatten die Standzeit nicht überlebt. Die erste gebuchte Nacht auf dem Stadtcamping in Windhoeck haben wir allerdings verloren, wir entschädigen uns mit leckerem Essen im Restaurant des "Urban Camp" und in Joe's Beerhouse.
Im exzellenten Spar-Supermarkt (mit der deutschen Metzgerei) kaufen wir ein, bekommen beim Zoll in Windhoek ohne Probleme unser neues Carnet de Pasage eingestempelt, machen kleinere Reparaturarbeiten am Auto, erfolgreich und weniger erfolgreich, und haben somit trotz Verspätung noch alles vor dem Wochenende geregelt.
Auf nach Botswana
52.800 qkm umfasst das Central Kalahari Game Reserve und ist damit das größte unter Naturschutz stehende Gebiet Afrikas. Dort wollen wir hin! Wir haben drei Übernachtungen in Buschcamps gebucht. Die kosten nur EUR 2,00 pro Person, sind nicht eingezäunt und bieten ausser dem gekennzeichneten Platz nichts. Dafür hat man so viel Platz, dass man mit x Autos dort stehen könnte und der nächste Stellplatz ist so weit weg, dass man niemanden sieht oder hört, außer den Tieren. Also Einsamkeit pur!
Auch die Entfernungen sind riesig und wir fahren gefühlt endlose Kilometer auf teilweise sehr schlechten Schotter- und tiefen Sandpisten. Viele Wege sind so eng, dass die Kameldornbäume mit ihren langen harten Stacheln unseren Toyo extrem malträtieren. Tiere sehen wir am ersten Tag so gut wie gar nicht, das wird am nächsten Tag an einigen Wasserlöchern besser, auch wenn die Löwin, die wir am Wasserloch treffen, wohl eher im Sterben liegt. Die Landschaft ist flach und trocken mit Savannengras und Dornenbüschen, große Flächen sind durch Buschbrände zerstört.
So richtig überzeugt hat uns dieser riesige Nationalpark nicht und wir freuen uns auf eine schöne Lodge am Boteti Fluß und einen kleinen Ausflug am Rande der Makgadikgadi Salzpfannen. Weit trauen wir uns nicht in die tief versandeten Wege mit unserem 4-Tonnen-Gefährt, doch gerade am Rande des Boteti gibt es in den noch verbliebenen Wassertümpeln viele Tiere zu sehen. Wir entdecken im fast trockenen Flussbett den Kadaver eines vor etwa einem Monat (Rangerauskunft) verstorbenen Elefanten. Es sind nur noch die Haut und die Zähne zu sehen, die Geier und Hyänen haben hier ganze Arbeit geleistet. Gegen Abend kommt eine Gruppe von ca. 20 Elefanten vorbei und wir beobachten, wie sie sich um die Reste des toten Elefanten versammeln und dort mehrere Minuten nahezu bewegungslos verharren. Als die Gruppe weiter zieht bleibt ein einzelner Elefant zurück und streicht mit seinem Rüssel lange Zeit über den Kadaver. Wir haben wohl zum ersten Mal die "Trauer der Elefanten" erlebt.
Auch wenn der Kronenkranich der Nationalvogel Ugandas ist, konnten wir in Botswana tolle Schnappschüsse dieses schönen Vogels an einem unserer Camps machen.
Die Makgadikgadi und angrenzenden Pfannen gelten als das grösste Salzpfannengebiet der Welt. Aus der Sowa Pan erhebt sich ca. 20 Meter über dem Pfannenboden eine „Insel“, bewachsen mit uralten Baobab Bäumen. Das wollen wir uns anschauen und hoffen, dass die über 100km Piste nicht allzu rauh sind.
Wir erinnern uns an die Fahrt auf den riesigen Salzsee Uyuni in Bolivien vor einigen Jahren oder unsere Wüstentour am Rand der Salzpfannen im Norden des Iran - es fährt sich angenehm auf dem festen Untergrund, mann sollte nur nicht den Pfad verlassen. Auf der Insel gibt es einige Buschcampingplätze und wir haben uns einen Platz im zuständigen Gemeindebüro an der Einfahrt zur Pfanne gebucht. Wie immer sind alle Mitarbeiter unglaublich freundlich und gut drauf und wir bekommen noch ein Bündel Feuerholz für umgerechnet einen Euro mit dem Hinweis, dass an der Pfanne derzeit Elefanten wären und wir wachsam sein sollen.
Auf der Fahrt in den Norden stoppen wir wieder im bekannten "Elephant Sands Camp". Wie der Name verspricht: viele Elefanten und viel Sand. Jetzt, am Ende der Trockenzeit, ist das Wasserloch fast ausgetrocknet und nur noch voll Schlamm. Die kleine Leitung des Bohrlochs ist von Elefanten umringt, die sich um diese kleine Wasserquelle drängen. Nur wenige sind agressiv, die meisten warten geduldig und rücken langsam näher an die Quelle. Für die wenigen Camper und die Zelt-Chalets, die in grösserem Abstand um das Wasserloch gebaut sind, interessieren sie sich nicht. Sie kommen aus allen Himmelsrichtungen gelaufen und sind nur auf das Wasserloch konzentriert.
Der Pool und Barbereich des Camps liegen direkt hinter der Beobachtungsplattform für das Wasserloch. Während wir die Szenerie beobachten fühlen wir uns bedrückt zu sehen, wie diese riesigen Tiere versuchen in der trockenen Hitze zu überleben und um jeden Tropfen Wasser kämpfen. Die Menschen, nur wenige Meter entfernt, baden im Pool und lassen sich kalte Getränke servieren. Andererseits ist das Bohrloch von Menschenhand geschaffen worden und ohne diese "Hilfe" würden die Elefanten vermutlich nicht überleben, denn im Umkreis von vielen Kilometern gibt es keine zweite künstliche Wasserquelle.
Es ist schon dunkel und wir sitzen mit einem Glas Wein vor unserem Toyo. Plötzlich sehen wir, dass ein Elefant ganz nahe an die Autos kommt und sie abschreitet. Bei uns bleibt er stehen, denn wir sind die einzigen die noch draußen sitzen. Und dann dreht er sich um und schaut uns an. Wir bewegen uns nicht, stellen das Atmen ein und schauen ehrfürchtig auf die großen hellen Stoßzähne über uns. Irgendwann - nach einer gefühlten Ewigkeit - dreht er sich um und geht. Wir dann auch - in den Toyo!
Zum Abschluß von Botswana noch einmal der Chobe Nationalpark: nach dem Chobe Fluß benannt gilt das Flußufer mit seinen Überschwemmungsgebieten als eines der tierreichsten Gebiete der Welt. Im letzten Jahr hatten wir eine tolle Bootsfahrt mit "Sundowner" gemacht, dieses Mal entscheiden wir uns zu einer geführten 4x4-Safari und das ist auch gut so, denn die Uferwege sind teilweise tief versandet und das wäre unser Toyo dann wohl auch.
Unser Guide wollte in einem früheren Leben wohl Ralley-Fahrer werden, denn er heizt über die sandigen Pisten mit dem unbedingten Wunsch, uns auf dieser Safari auch "Katzen" zeigen zu können. Und er hat Erfolg....
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Abschied von Botswana
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Abschied von Botswana