2. Reisebericht: Texas - The Lone Star State
10. - 30. November 2017
Der zweitgrößte Bundesstaat der USA (nach Alaska) ist riesig: 696.000 qkm - da passt Deutschland mit 357.000 qkm fast zwei Mal rein und unsere Wahlheimat Österreich (84.000 qkm) mehr als acht Mal. Wenn man dann bedenkt, dass Texas mit 25 Mio. Menschen fast drei Mal so viel Einwohner hat wie Österreich (8,8 Mio.), oder Deutschland mit 83 Mio. mehr als drei Mal so viel Einwohner wie Texas hat, von denen die meisten Menschen in den Millionenstädten Houston, Austin, Dallas und San Antonio leben, kann man sich in etwa vorstellen wie einsam man durch die Prärien in Texas reist. Wir mögen diese Einsamkeit und daher auch New Mexico, denn 3,8 Mio. Einwohner auf 315.000 qkm ist auch nicht gerade mit Europa vergleichbar.
Carlsbad Caverns
Von Bill's Werkstatt in Farmington fahren wir südwärts Richtung Texas und halten zum zweiten Mal bei den Carlsberg Caverns im Süden von New Mexico. Letztes Jahr als wir die Höhlen besuchen wollten waren die Fahrstühle defekt und wir verzichteten auf die Besichtigung. Dafür verzichten wir dieses Mal auf die Fahrstühle - zumindest auf 50% und wandern durch den natürlichen Höhleneingang ca. 250 Höhenmeter steil nach unten. Nach oben nehmen wir den Fahrstuhl.
Die Carlsbad Caverns gelten als das schönste Höhlensystem in Nordamerika und das erscheint uns nicht übertrieben. Die bizarren Felsen waren einst ein Riff in einem Inlandsmeer, das Teile des heutigen New Mexico und Texas bedeckte und die Gesteinsformationen wecken in der Tat Assoziationen mit einem Korallenriff. Die geologische Geschichte reicht rd. 265 mio Jahre zurück. Uns beindruckt vor allem die Größe der verschiedenen Höhlen (Big Room: 550m lang, 335m breit, 78 m hoch), aber auch die Verschiedenartigkeit der Gesteine.
Nach Überfahren der Grenze von New Mexico nach Texas sind wir erst einmal schockiert. Wir fahren durch verlassene oder heruntergekommene Ortschaften mit unendlich viel Müll, passieren viele Industrieruinen, dann Ölbohrtürme, Pipelinebaustellen und einsame Farmen, wo wir nicht erkennen können, ob dort noch irgendetwas angebaut wird. Und der Highway ist der schlechteste, den wir nach über 20.000km in den USA erleben. Ca. 200 km fahren wir durch diese Trostlosigkeit und können irgendwie nachvollziehen warum ein Präsident der verspricht: „Make America great again“ wohl auch unsere Stimme bekommen hätte……
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Es gab mal bessere Zeiten...
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und wieder endlose Weite
Fort Davis
Doch das Landschaftsbild wird im Land der Farmer und Ölbarone auch wieder schöner und wir halten am Fort Davis, einem ehemaligen Grenzposten. Wir brauchen keinen Eintritt zu zahlen, denn es ist Veteranentag. Bernd behauptet er ist auch Veteran, ein Veteran aus den Zeiten des kalten Krieges. Die junge Rangerin lächelt irritiert.
Das Fort war im 19. Jhdt. ein „Schlüssel-Posten“ bei der Verteidigung der Westgrenze der besiedelten Gebiete und schützte außerdem Postkutschen, Händler, Siedler und Reisende auf der wichtigen Verbindungsroute von San Antonio nach El Paso.
Wir fahren durch einsame Gegenden mit schöner Landschaft entlang der heutigen Grenze der USA zu Mexiko am Rio Grande und sind überrascht, wie wenig geschützt die Grenze ist. Der illegale Grenzübertritt dürfte hier unproblematisch sein.
Big Bend Nationalpark
Im schönen Big Band Nationalpark verbringen wir mehrere Tage in der Einsamkeit der Wüste. Entlang der Südseite des Nationalparks bildet der Rio Grande auch hier die Grenze zu Mexiko und mexikanische Händler reiten oder paddeln durch den Fluß, um ihre Handwerkskunst entlang der Wanderwege anzubieten.
In Langtry halten wir am „Texas Welcome Center“ um uns mit Informationen über Attraktionen und Straßenkarten einzudecken. Das Visitorcenter ist gleichzeitig ein kleines Museum und nach dem Richter Roy Bean benannt, der als das „Gesetz westlich des Flusses Pecos“ galt und bereits zu Lebzeiten eine Legende wurde. Während des Eisenbahnbaus New Orleans – San Francisco ernannt um für Ordnung zu sorgen, sprach er schon eine Woche bevor er offiziell im Amt war das erste Mal Recht. Er hatte seinen eigenen Sinn für Gerechtigkeit und den Saloon in Langtry erklärte er wenn nötig zum Gerichtssaal, seine Smith & Wesson lag dabei immer auf dem Richtertisch. Die Neuauflage des texanischen Gesetzbuches wurde ihm einmal im Jahr aus der Hauptstadt zugesendet - seiner Meinung nach war das Werk lediglich zum Feuer machen nützlich, denn er war THE LAW – West of the Pecos.
Seminole Canyon
Bei einem Übernachtungsstop am Seminole Canyon schließt sich Heike einer geführten Wanderung in den Canyon zu über 4.000 Jahre alten Felsmalereien an.
Hill Country
Fredericksburg, Gruene, New Braunfels und Luckenbach - deutsche Auswanderer kamen Mitte des 19. Jahrhunderts in mehreren Siedler-Trecks nach Texas. Auch der deutsche Landwirt Ernst Gruene erreichte in den 1840er Jahren New Braunfels, kaufte Land weiter flussabwärts und baute in Gruene das erste Fachwerkhaus. Sein Sohn Henry D. Gruene legte die ersten Baumwollfelder an, die sich zur "number one cash crop" entwickelten und 30 weitere Familien nach Gruene brachte. Damit war der Grundstein für die Entwicklung des Ortes gelegt.
Zentrum der Dörfer wurde die „Dance Hall“, eine Art Dorfgemeinschaftshaus, Veranstaltungssaal und Gasthaus. Bis heute spielen täglich Live Bands und Gruene hat die älteste ununterbrochen aktive Music Hall in Texas, in Luckenbach erleben wir noch die Ausklänge der Band am Sonntagnachmittag.
Außer einigen deutschen Namen, den obligatorischen Biergärten sowie einer überdimensionierten Weihnachtspyramide wie aus dem Erzgebirge können wir allerdings nicht mehr viel „deutsches“ erkennen.
San Antonio
Die älteste Stadt von Texas, entstanden vor rd. 300 Jahren aus einer spanischen Mission, ist uns einen Besuch wert. Das heutige Texas gehörte zu Mexiko und die mexikanische Regierung warb im damaligen Süden Amerikas um Siedler für das kaum bewohnte Gebiet. Diesem Ruf folgten so Viele, dass die Zahl der Neuankömmlinge bald drei Mal so hoch war, wie die der ursprünglichen Einwohner.
Sehenswertes Highlight im heutigen Zentrum ist der "River Walk", eine grüne Oase entlang des Flusses San Antonio mit vielen Kneipen unter riesigen Bäumen.
Anfang des 19. Jahrhunderts strebte die Region nach Unabhängigkeit von der zentralistischen Regierung und mit einer List erreichten die Aufständischen 1836 ihr Ziel, Texas wurde unabhängig. Die frühere Mission "The Alamos", zu der Zeit bereits ein militärischer Stützpunkt, wurde von den Aufständischen als Zufluchtsort genutzt.
Es ist "Thanksgiving", einer der wichtigsten Feiertage in den USA, die Kids haben eine Woche Schulferien - da fahren wir doch auch mal ans Meer.... vorsorglich haben wir uns einen 60 (!) Meilen langen Strand ausgesucht, der befahren werden darf. Die ersten Kilometer mit normalen Autos, dann nur noch mit Allrad. Schnell haben wir eine Sandbucht vor den Dünen für uns besetzt und schauen den an uns vorbeifahrenden Pickup's zu und es wird nicht langweilig: winken, Daumen nach oben, anhalten und unseren "Truck" bewundern. Nach zwei Nächten haben wir genügend Sand in der Nase und ziehen weiter.
Brazos Bend Statepark
Es geht weiter ostwärts und mit jedem Kilometer verabschieden wir uns vom trockenen Wüstenklima. Im schönen Brazos Bend Naturpark, einem großen Feuchtgebiet mit Seen, Sumpflandschaften und unzähligen Vögeln verbringen wir einige Tage.
Hey Houston: wir haben ein Problem!
Wer kennt den Funkspruch von James R. Lovell Jr., Kommandant der Apollo 13, nicht?
Diese und andere Erinnerungen an die Geschichte der Raumfahrt sind im Space Center Houston eindrucksvoll dargestellt. Eine von drei noch existierenden Saturnraketen zählt zu den Exponaten, ebenso eines der beiden Space Shuttle-Transportflugzeuge mit der Replika eines Shuttle auf dem Rücken. Aber es wird nicht nur Historie präsentiert, eine informative Ausstellug ist der internationalen Raumstation gewidmet, dazu gibt es stündlich Vorträge über das Leben auf der ISS. Und natürlich der Blick in die Zukunft, die Eroberung des "deep space", allem voran die Erforschung des Planeten Mars. Interessant finden wir, dass die NASA das gesamte kommerzielle Raumfahrtprogramm "outgesourct" hat und sich ausschließlich auf die "Mission Mars" konzentriert. Eine geführte Tour durch das NASA-Forschungsgelände mit einem Besuch des historischen "Mission Control Center" sowie der Astronauten-Trainingseinrichtungen machen wir auch mit. Nach fast fünf Stunden werden wir mit den letzten Besuchern hinausgekehrt - man könnte locker einen Tag hier verbringen.
Weiter geht es an der Küste Richtung Louisiana. Würden wir nicht riesige Raffinerien und Ölverladeterminals passieren, könnten wir uns auch in Florida wähnen, denn die Landschaft ist durchzogen von Flüssen, Kanälen und unzähligen Seen. Tolle Brückenkonstruktionen überspannen die Schiffahrtswege.