4. Reisebericht: Kenia
15. November - 3. Dezember 2023
Des einen Freud ist des anderen Leid: es ist Regenzeit und wir sehen strahlende Gesichter der Einheimischen, denn das gesäte Gemüse wächst und sie brauchen kein Geld auszugeben um importiertes Gemüse zu kaufen, sondern können von der eigenen Ernte sogar noch etwas verkaufen.
Für uns ist die aktuelle "kleine" Regenzeit kein Grund zur Freude, denn sie fällt in diesem Jahr heftig aus und es wird schon von einem "El Nino"-Jahr gesprochen mit anhaltendem Regen bis zur "großen" Regenzeit im März. In manchen Jahren fällt der November-Regen ganz aus, meistens sind es nur Schauer oder Gewitter am Abend und in der Nacht. Dieses Jahr stehen einige Landstriche von Kenia bereits jetzt unter Wasser, was die erhoffte Ernte leider auch wieder zunichte macht.
Der Regen beeinflußt unsere Reiseroute: die Küstenregion um Mombasa ist "Land unter" und im Norden des Landes sind einige Nationalparks geschlossen oder nur sehr eingeschränkt befahrbar. Also werden wir uns auf den Süden des Landes beschränken und dann weiter nach Uganda reisen in der Hoffnung, dass der Regen bis dann nachläßt.
Den Tsavo West Nationalpark durchqueren wir nach der Grenze auf der Hauptverbindungsstraße kostenfrei. Am nächsten Morgen geht es in den Park und durch schöne hügelige Landschaft und Wälder auf guter Piste in Richtung Kilimandscharo. Tiere sehen wir wenig, denn die brauchen weder Wasserlöcher noch den Tsavo Fluß und das Gras ist durch den vielen Regen inzwischen auch hoch.
Beeindruckend sind die mächtigen Lavafelder des Shetani Vulkans (Shetani heisst Teufel auf Kisuaheli!), die vor zwei Jahrhunderten bei einem Ausbruch entstanden sind. Viele Geschichten sind überliefert, die von den Menschen erzählen, die damals in den Lavamassen umgekommen sind.
100 Kilometer Piste verbinden den Tsavo Park mit dem Amboseli Nationalpark am Kilimandscharo. Die Piste soll gut befahrbar sein, doch das gilt definitiv nicht für die Regenzeit. Wir quälen uns durch Wasserdurchfahrten und tiefen Schlamm, bis zu einem halben Meter tief, immer in der Hoffnung bald bessere Abschnitte zu erreichen. Nachdem wir etwa die Hälfte geschafft haben ist endgültig Schluss. Die Piste ist blockiert. Ein kleiner Lkw steckt fest und ein Toyota eines Safariunternehmers liegt im Schlamm auf der Seite. Die Touristen stehen verstört am Wegesrand. Die einheimischen Maasai der umliegenden Dörfer erklären uns, dass alles in einer Stunde wieder frei sei. Das glauben wir nicht, denn hier müssen Kettenfahrzeuge helfen. Kurz überlegen wir, ob wir die freundlichen Einladungen der Maasai bei ihnen zu übernachten bzw. abzuwarten annehmen sollten, doch dann lehnen wir höflich ab, obwohl unser Einlader stolz erklärt, dass seine 3 Frauen und 10 Kinder auch dort leben!
Äusserst vorsichtig drehen wir unseren Toyo um und quälen uns Richtung Tsavo Park zurück. Natürlich dürfen wir nochmals stolze US$100,00 Eintritt zahlen und $40,00 für das Campen im Park, obwohl es nur eine Wiese mit heruntergekommenen Waschräumen ist.
Am nächsten Morgen bessert sich das Wetter etwas, wir haben sogar ab und zu Sonnenschein, und wir fahren erneut Richtung Kilimandscharo, dieses Mal auf der Teerstraße, denn wir wollen den höchsten Berg Afrikas auch von der kenianischen Seite sehen. Bei den Wetterkapriolen wohl eine reine Glückssache. Einen netten Zwischenstopp legen wir auf der kleinen Gemüsefarm einer Italienerin ein, die uns mit köstlichem italienischen Essen - es heißt die beste Pizza Afrikas - und leckerem hausgemachten Ananaswein versorgt.
Das 100 Kilometer lange Vulkanmassiv des Kilimandscharo sieht man auf kenianischer Seite bei idealen Bedingungen schon von weitem, denn es ragt fast wie eine Fata Morgana aus der Steppe. Wir haben Glück, es bleibt trocken, und wir haben schon aus der Ferne einen fast wolkenfreien Blick auf den Berg. Im kleinen Dorf Kimana ist Markttag und das nutzen wir zum Gemüse- und Obsteinkauf. Wir schauen uns auch die angebotenen Schuhe und Kleidung an - alles gebraucht und vermutlich aus europäischen Sammlungen oder Spenden. Auch das Taxi zum Markt ist für uns etwas Spezielles: Boda-Boda heißt das allseits beliebte kleine Motorrad für den Personen- und Lastentransport. Vorzugsweise aus indischer oder chinesischer Produktion knattern sie über schlechteste Pisten und bieten für viele junge Männer einen Ausweg aus der Arbeitslosigkeit. Der jährliche Umsatz wird auf über 3 Mrd. Euro geschätzt. Also, Augen zu und durch!
Unser nächstes Ziel ist Nairobi und wir quartieren uns in der "Jungle Junction" im schicken Vorort Karen ein. Hier hat der Deutsche Chris mitten in der Großstadt eine Oase für Overlander mit großer Campingwiese, Restaurant und hübschem Garten geschaffen. Leider können wir nicht viel davon nutzen, denn es regnet wieder permanent und die Campingwiese verwandelt sich langsam in einen Wasserpark. In seiner Werkstatt hat er allerdings Platz für uns und wir nutzen die Zeit und gönnen unserem Toyopedi eine Wellnessbehandlung. Leider hat Heike ein Augenproblem und wir brauchen einen Augenarzt bzw. ein Krankenhaus. Nach einem Tag Taxifahrten durch die 5 Millionen Einwohner Metropole und dem Besuch zweier Krankenhäuser erfahren wir von einem jungen Arzt, dass es keinen Grund gibt, sich Sorgen zu machen. Es war ein anstrengender Tag, doch wir haben eine unglaubliche Hilfsbereitschaft erfahren, vor allem an den Rezeptionen, wo für uns telefoniert und recherchiert wurde, und von seiten des Sicherheitspersonals, das uns überall hin geleitete.
Wir besuchen am nächsten Tag noch einen Bauern-Spezialitätenmarkt in unserem netten Viertel und sind dann auch schon wieder "on tour", denn wirkliche Sehenswürdigkeiten hat die Stadt nicht.
Wir machen einen Abstecher in das zentrale "Rift Valley", den afrikanischen Grabenbruch im Westen Kenias, durch den sich eine Seen-Kette zieht. Das Seewasser und die fruchtbaren Böden haben die Region zu einem Agrarzentrum gemacht und der Exportschlager schlechthin sind Schnittblumen für Europa. Inzwischen ist deren Exportwert sogar höher als der von Tee.
Wir nähern uns der Maasai Mara, dem "nur" 1.500 Quadratkilometer großen kenianischen Teil der Serengeti. Namensgeber sind das Hirtenvolk der Maasai und der Mara Fluß. Die Maasai, den wohl bekanntesten Volksstamm Kenias mit seinen bunt geschmückten Kriegern, wollen wir näher kennenlernen und quartieren uns im "Maji Moto Maasai Cultural Village" ein. Hier bemüht sich Chief Salaton die Traditionen seines Volkes den Gästen näher zu bringen, und das ohne den üblichen touristischen Klamauk. Campen dürfen wir zwischen riesigen Kandelaber-Kakteen und werden dann zu einer kleinen Tour durch das Dorf mitgenommen. Am Abend geht es auf den "göttlichen Berg", eine felsige Anhöhe mit tollem Blick in die Mara Ebene. Das gemeinsame Dinner für die Gäste und das traditionelle Entzünden des Lagerfeuers beschließen den schönen Abend.
Eine der gefragtesten Safari-Destinationen und gemeinsam mit der tansanischen Serengeti Weltnaturerbe: die Maasai Mara. Das "Mara Triangle" im Westen gilt als die Perle des Reservates und dann führt als einzige Zufahrt eine steinige und teilweise extrem schlechte Piste zu diesem Hotspot - und das fast 100 Kilometer!
Wir folgen einem Tipp aus der sehr nützlichen iOverlander-App und quartieren uns auf einer kleinen Farm oberhalb des Oloololo Gates ein. Der Eigentümer der Farm vermittelt geführte Touren und ist selbst Guide, so daß wir uns für den nächsten Tag verabreden. Und es hat sich wieder gelohnt, auch wenn hier die Pisten erheblich besser sind als auf tansanischer Seite und wir unseren Toyo durchaus auf Pirsch hätten schicken können. James kennt den Park extrem gut, ist über eine "Ranger App" über die aktuellen Tierbeobachtungen informiert und fährt mit uns bis an die "grüne Grenze" zur Serengeti, wo sich die meisten Tiere aufhalten.
Impressionen und Highlights unserer Pirschfahrten
Es war für uns ein weiteres Highlight an Tierbeobachtungen, auch wenn noch weitere knapp 80 Kilometer Piste vor uns liegen, bis wir wieder eine geteerte Straße erreichen, und entspannt in Richtung der Grenze zu Uganda cruisen.