1. Reisebericht: Von Port Elizabeth ostwärts
17. September - 3. Oktober 2022
Unser Flieger landet pünktlich in Port Elizabeth. 15 Grad Celsius oder doch nur 12? Gefühlt sind es höchstens 10 Grad. Südafrika empfängt uns mit kaltem und regnerischem Wetter. Südafrikanischen Frühling hatten wir uns wärmer vorgestellt.
Wir warten auf unseren Toyopedi und das Schiff aus Bremerhaven scheint auf die Minute pünktlich anzukommen. Hoffentlich ist alles in Ordnung und unser Reisemobil unbeschädigt. Zwei Tage müssen wir uns noch gedulden und verbringen die Zeit in einem netten Bed & Breakfast am Meer, gehen in einem tollen Fischrestaurant essen sowie zu einer exzellenten Sushi Bar und bekämpfen unsere Nervosität mit leckerem südafrikanischen Wein.
Endlich ist es soweit: wir erfahren von unserer Agentin, dass die Zollformalitäten erledigt sind und unser Toyopedi zum Abholen bereitsteht. Nach der üblichen Suche im Hafen, das kennen wir bereits, haben wir unsere Agentin gefunden und werden bis an eine Schranke, ca. 100 Meter von unserem Auto entfernt, gebracht. Hingehen dürfen wir noch nicht, denn die Verantwortlichen haben erst einmal eine Stunde Mittagspause und dann noch eine Stunde "Management Meeting" wo ihnen beigebracht wird was guter Kundenservice ist, wie uns später von einem Aufseher erzählt wird. Wir als Kunden stehen in der Zwischenzeit an der Sicherheitsschranke herum und warten. Aber kein Problem, die Sonne scheint wieder und wir haben ca. 28 Grad bei strahlend blauem Himmel.
Endlich darf einer von uns zum Toyopedi - super, alles in Ordnung! Keine Beschädigungen, nur die Starterbatterie gibt kein Mucks mehr von sich. Möglicherweise wurde das Licht angelassen als das Auto in Bremerhaven auf das Schiff gefahren wurde. Ein freundlicher Österreicher aus St. Pölten, der seinen Mercedes Rundhauber in Empfang nimmt, gibt uns Starthilfe und wir suchen mit Hilfe unserer Agentin einen Autoservice, der auf Batterien spezialisiert ist. Die Jungs vom Service sind super: Batterie prüfen und ausbauen, neue Batterie einbauen und bezahlen - alles in 10 Minuten und noch 2,5 Jahre Garantie.
Jetzt noch schnell vor Ladenschluss den Kühlschrank füllen und einmal quer durch die Stadt zu unserem ersten schönen Übernachtungsplatz an die Küste.
Nach einem relaxten Tag mit Spaziergängen am Meer sind wir bereit für die ersten "Pirschfahrten" und brechen zum Addo Elephant Nationalpark auf. Im Park ist das Camp belegt, wir finden jedoch bei einem netten B&B ca. 10km außerhalb des Parks einen schönen Platz. Und der Name des Parks hält was er verspricht...
Der Park ist seit unserem letzten Besuch vor 20 Jahren um mehr als das Doppelte gewachsen und ist heute der drittgrößte Nationalpark des Landes. Somit planen wir zwei Tage für unsere Pirschfahrten ein und werden nicht enttäuscht.
Der Mountain Zebra Nationalpark liegt etwa 300km weiter im Norden und ist mit "nur" 280 qkm viel kleiner als der Addo, dafür leben dort neben den seltenen Bergzebras auch Geparden. Also nichts wie hin.
Wir suchen die Bäume ab und versuchen einen Geparden zu entdecken der aus der erhöhten Position die Savanne beobachtet. Wir haben kein Glück, doch es gibt neben den kleinen Zebras mit ihrer charakteristischen rotbraunen Nase noch viele verschiedene Antilopen zu sehen und das in toller Landschaft an den Hängen des Bankberg-Massivs.
Für den nächsten Morgen haben wir eine Tour mit einem Ranger gebucht: "Cheeta Tracking". Zunächst lernen wir, dass Geparden nicht auf Bäumen relaxen, sondern versteckt darunter liegen. Die Burschen, die immer so scheinbar gelangweilt in Astgabeln lungern, sind Leoparden. Geparden können dafür sehr schnell rennen, bis zu 110km/h - wir ziehen vorsichtshalber unsere Joggingschuhe an! Unser Ranger lokalisiert über GPS wo sich eine Gepardin versteckt und wir haben Glück, denn es ist nur ein kurzer Fußmarsch und wir können uns bis ca. 15 Meter nähern. Sie hat vermutlich in der Nacht einen Springbock verspeist und ist außerdem trächtig. Somit hat sie keinen Appetit auf Menschen und zieht es vor weiter unter einem Busch zu dösen.
Wir wollen zurück an die Küste und zwar an die "Wild Coast" zwischen East London und Durban. In der Nacht beginnt es kräftig zu regnen und der kleine Bach an unserem schönen Stellplatz bei East London ist auf das Doppelte gewachsen. Auf der Fahrt an die Coffee Bay durch die Hügel der Region Amathole, der ehemaligen unabhängigen Ciskei, hängt der Nebel so tief, dass wir die Landschaft nur erahnen können. Noch dazu wird die Straße zur üblen Schlaglochpiste. Einer Empfehlung folgend quartieren wir uns im "White Clay Resort" ein. Was vielversprechender klingt als es ist, doch das "Seafood" im Restaurant entschädigt für die Fahrt, das schlechte Wetter und das etwas vernachlässigte Resort.
An der Küste soll das Wetter schlecht bleiben, also geht's am nächsten Tag wieder landeinwärts mit dem Ziel: Lesotho, das Dach Afrikas. Einen unerwartet schönen Zwischenstopp haben wir im Mount Currie Nature Reserve an einem kleinen Stausee in völliger Einsamkeit zu einen Preis von rd. EUR 7,50 für 2 Personen inkl. Strom, Frischwasser und Waschräumen mit heißen Duschen.
Königreich Lesotho
Lesotho in einem Wort beschreiben: bergig.
Auf südafrikanischer Seite wird die eben noch gute Teerstraße zur Schotterpiste und wir rumpeln den Pass zur Grenze nach Lesotho hoch. Wir sind die einzigen "Kunden" und in wenigen Minuten aus Südafrika aus- und nach Lesotho eingereist, freundlich willkommen geheißen von den Grenzbeamten in Lesotho. Wir zahlen umgerechnet EUR 4,50 Straßenbenutzungsgebühr und los geht's. Die Straße ist wieder geteert und windet sich in abenteuerlichen Kurven teils extrem steil bergauf und ebenso wieder bergab. Am Straßenrand und auf den Feldern begegnen wir in Decken gehüllten Einheimischen mit bunten Sturmhauben auf dem Kopf, viele zu Pferd, die uns freundlich lächelnd zuwinken.
Unser erstes Ziel ist die Semongkong Lodge im zentralen Hochland, nahe des höchsten Wasserfalls des Landes. Die Lodge liegt idyllisch am Fluß mit rustikalen Steinrondavels und gilt als ein Musterbeispiel für Gemeindetourismsus. Ein Dorfweg führt durch die Lodge und wir beobachten von unserem netten Stellplatz am Fluß den permanenten Betrieb der Dorfbewohner mit bepackten Eseln und Pferden. Natürlich besuchen wir auch den Wasserfall.
Die permanent steilen Bergstrecken lassen uns nur extrem langsam vorankommen, bergauf im 1. oder 2. Gang, abwärts das Gleiche und sogar noch mit Stops um die Bremsen abzukühlen. Wir beschließen unsere geplante Rundtour zu verkürzen und im Norden wieder nach Südafrika auszureisen, zumal der berühmte Sani Pass aufgrund starker Regenfälle nahezu unpassierbar sein soll. So "bummeln" wir weiter durch die Berge, immer zwischen 1.700 und 2.800 Höhenmetern, in einsamer toller Landschaft mit verstreuten Rondavels und kleinen Dörfern.