2. Reisebericht: Colonia & Montevideo
17.-20. September 2013: Colonia del Sacramento
Buenos Aires verabschiedet uns mit winterlicher Kaelte, aber wenigstens hat der dreitaegige Dauerregen aufgehoert. Die Power-Faehre Buquebus bringt uns innerhalb einer Stunde 50 km ueber den Rio de la Plata nach Colonia del Sacramento und wir betreten erstmals uruguayanischen Boden. Wir sind noch 180 km von Montevideo entfernt, so gross ist die Bucht des Rio de la Plata. Unser Toyopedi schwimmt in der Naehe von Sao Paulo, Brasilien, und wird noch mindestens eine Woche benoetigen, um in Montevideo anzukommen. So beschliessen wir drei Tage in dem huebschen Kolonialstaedtchen Colonia del Sacramento zu bleiben.
Colonia del Sacramento hatte seine Bluetezeit im 17. Jahrhundert und diente den Portugiesen als Schmugglerfestung. Waehrend die Spanier das Handelsmonopol hatten, versuchten die Portugiesen die Waren ueber die Nordseite des Rio de la Plata zu transportieren und das spanische Buenos Aires zu umschiffen. Dies fuehrte immer wieder zu Schlachten und die Stadtmauerreste sowie Kanonenrohre sind heute noch als stille Zeitzeugen zu sehen. In den alten Haeusern im Kolonialstil laden Cafes, Weinbars und Restaurants zum Verweilen in der Altstadt ein. Wir geniessen das beschauliche Staedtchen und bummeln durch die historischen Gassen.
Unser Gastronomie-Tip ist das “Buen Suspiro”, nur durch ein grosses Loch in der Mauer eines alten Hauses zu erkennen und mit eingezogenem Kopf zu betreten. In alten Regalen wird der Wein gelagert, neben Kaese und Salami aus der Region sowie anderen lokalen Spezialitaeten. Es gibt nur 5 kleine Tische fuer jeweils 2 Personen und zum leckeren Wein werden "Picadas", kleine kalte und warme (Vor-)Speisen serviert.
Wir besuchen das Touristenzentrum und lernen, wie sehr man sich in Uruguay um Touristen bemueht. Uruguay ist das kleinste, spanisch sprechende Land in Suedamerika und mit 3,5 Millionen Einwohnern nicht gerade stark besiedelt. Die Flaeche ist so gross wie Oesterreich und Ungarn zusammen. Die Menschen sind freundlich und immer wieder werden wir mit einem froehlichen “Hola muchachos, de donde son?” angesprochen. Man erkennt uns als Touristen, freut sich und moechte wissen, woher wir sind.
20. September - 4. Oktober 2013: Montevideo
Mit einem komfortablen Ueberlandbus erreichen wir in zwei Stunden die Hauptstadt Montevideo. Inzwischen zeigt der Fahrplan der Grimaldi Lines, dass unser heiss erwartetes Schiff doch erst am 26. September in Montevideo eintreffen wird. Dazu sind noch etwa fuenf Tage Zollabwicklung zu addieren und moeglicherweise einige Tage Reparatur, weil wir auf der Fahrt nach Hamburg einen Elektrikdefekt hatten, der noch nicht vollstaendig repariert werden konnte. So werden wir wohl nicht vor Anfang Oktober los fahren koennen und duerfen noch einige Tage Hotelaufenthalt geniessen.
Wir beziehen ein kleines, nettes Hotel in der Altstadt. Das Haus ist im Jahre 1870 erbaut, im altem Stil renoviert und mit antiken Moebeln, Accesoires und vielen Originalgemaelden ausgestattet.
Montevideo ist eine Mischung aus neoklassizistischen Bauwerken, besonders das Stadtzentrum und das Bankenviertel sind hiervon gepraegt, und kleinen huebschen Haeusern im Kolonialstil. Hat uns Buenos Aires noch stark an Bukarest erinnert, mit seinem "Durcheinander" aus alten, renovierten oder extrem sanierungsbeduerftigen Gebaeuden, neuen modernen Glaspalaesten, dazwischen elegante Boulevards und kaputte Nebenstrassen, so ist Montevideo aehnlich und doch anders. Hier wirkt alles kleiner und beschaulicher, mit Ausnahme einiger monumentaler Bauwerke, und es gibt nicht so viele neue Buero- und Wohnpalaeste mit modernen Glasfassaden. Die Stadt ist von alter Bausubstanz gepraegt und dies nicht nur in der Altstadt.
An vielen alten Bauwerken hat der Zahn der Zeit heftig genagt und wir sehen einige verlassene Haeuser, vor allem in der Altstadt, die zum Verkauf stehen, und wir fragen uns, ob sich eine Renovierung noch lohnt. Viele dieser schoenen alten Gebaeude werden vermutlich in einigen Jahren abgerissen und verschwunden sein. Die stilvoll renovierten Haeuser sind aus den verschiedensten Epochen, vom Klassizismus der Kolonialzeit bis zum Art Deco des beginnenden 20. Jahrhunderts.
Der "Grande Amburgo" mit unserem Toyopedi an Bord ist scheinbar der Diesel ausgegangen, sie liegt nun schon seit drei Tagen an der Muendung des Rio de la Plata auf Hoehe von Maldonado, Uruguay. Sie muss noch flussaufwaerts den Rio de la Plata bis Zarate, Argentinien, fahren und wird dort vier Tage be- und entladen. Erst dann kommt sie nach Montevideo. Somit wird dem verschobenen Ankunftstermin ein weiterer verschobener Ankunftstermin folgen….
Wir lernen derweil die uruguayanische Kueche kennen, was gar nicht so einfach ist, da viele Restaurants abends geschlossen haben. Offensichtlich wird mittags essen gegangen und am Wochenende zu unserem Erstaunen gar nicht, denn am Sonntag haben nicht einmal die uns inzwischen vertrauten Bars und Cafes geoeffnet - dank McDonalds muessen wir dennoch nicht hungern.
Wir verlaengern unseren Hotelaufenthalt in Montevideo, doch nach einer Woche folgen wir der Einladung von Michael & Meli, unseren Agenten fuer die Abholung des Toyopedi, zu ihnen zu uebersiedeln. Michael Maier (www.uruguay-trip.com) bietet Weltreisenden auf "Heimaturlaub" Unterstellmoeglichkeiten fuer ihre Fahrzeuge, hilft bei An- und Abreise und vieles mehr.
Wir duerfen auf ihrem Grundstueck in der Naehe von Las Piedras im Wohnmobil uebernachten und schliessen erste Kontakte zu anderen Reisenden, die von hier aus zu ihren Touren starten. Es sind einige "erfahrene" Globetrotter dabei, Rosita & Manfred aus Goslar sowie Christine & Hans aus Ternitz in Niederoesterreich, und wir hoeren gespannt ihren Erzaehlungen zu und bekommen Tips fuer unsere Reise. Hoffentlich kommt die Grande Amburgo bald an....
Neue Reisende sind angekommen
und der Toyopedi ist da!
Nach ueber 3 Wochen die wir bereits in Suedamerika sind ist nun endlich auch unser Reisemobil angekommen. Die Grande Amburgo hat am 29. September in Montevideo angelegt, dann wurde unsere Geduld nochmals auf eine harte Probe gestellt, denn die Zollformalitaeten koennen bis zu 5 Arbeitstage dauern, aber am 2. Oktober war es dank unseres Agenten bereits soweit und wir konnten unser Gefaehrt wohbehalten in Empfang nehmen. Entgegen unseren Befuerchtungen wurde weder etwas beschaedigt noch gestohlen. Mit Michael Maier's Hilfe wird auch unser Elektrikproblem geloest und wir sind bereit zur Abfahrt: "endlich on tour"