1. Reisebericht: Mexiko - Von Cancun nach Oaxaca
1. Oktober - 3. November 2015
Cancun begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und schwülheißen 35 Grad. Zur Einstimmung auf unsere neue Reise geniessen wir zwei Tage am schönen Karibikstrand bevor wir in Izamal unseren Toyopedi treffen.
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Karibikstrand von Cancun
"endlich" am Toyopedi und bald wieder "on tour"
Unser Reisemobil hat den tropischen Sommer gut überstanden und trotz der hohen Luftfeuchtigkeit ist auch in unserer Kabine alles bestens und vor allem trocken. Gut gelaunt beziehen wir wieder unser kleines Haus, verstauen mitgebrachten Proviant und Ersatzteile und erledigen notwendige Arbeiten am Auto. Leider funktioniert unser Gasdruckregler nicht mehr und wir verbringen viel Zeit mit Recherche woher wir einen Ersatz bekommen. Vielen Dank auch von hier an "Murmel Ellu" für die tolle Unterstützung. Da unsere Küche kalt bleibt, lassen wir uns von Sonia und Harald mit mexikanisch/österreichischer Küche verwöhnen, bevor wir wieder "on tour" gehen.
Laguna Catemaco
Wir verlassen Izamal entlang des Golf von Mexiko. Unser erster Stop ist die Region Tuxtla mit der Laguna Catemaco, gelegen am nördlichsten Regenwald Amerikas. Die Landschaft ist subtropisch, es ist feucht-heiss und die Moskitos sind selbst bei Dunkelheit noch im Einsatz. Wir verbringen schöne Tage in "La Jungla", einem herrlichen Platz am See inmitten tropischer Vegetation, schreienden Aras und Brüllaffen.
Leider haben wir keine Fotos von dieser Etappe, denn wir haben unsere Kamera in Oaxaca (s. unten) verloren und die Bilder waren noch nicht gesichert. Doch wir planen, unsere nächste Reise wieder von Izamal zu starten, dann werden die Fotos nachgeliefert...
Santa Maria del Tule
Es geht in die Berge. Wir fahren durch das wunderschöne "Valle Nacional" in die Sierra Juaraz. Unsere geplante Tagesetappe wird unerwartet zu einer 10stündigen Mammut-Tour. Die Ruta Nacional ist zuerst eine üble Loch- und Sandpiste, danach reiht sich Kurve an Kurve, unvorstellbare 200km lang. Unser Toyo muss den ersten 3.000er Pass dieser Reise erklimmen und wir freuen uns, wenn die Straße einmal für 100 Meter geradeaus verläuft, was allerdings nur ein oder zweimal vorkommt. Als es dann noch dunkel wird in den Wäldern und Bergen, die Strasse keine Leitpfosten und Fahrbahnmarkierungen mehr hat, liegen die Nerven blank. Zum Glück haben wir ein Ziel, die "Overlander Oasis" bei Oaxaca, und werden dort auch spät am Abend von Leanne und Calvin herzlich begrüßt.
Die beiden Kanadier sind selbst mit einem alten Greyhound-Bus durch Amerika gereist und inzwischen seit fast 10 Jahren in Mexiko. Ihr gemütliches Domizil in Santa Maria del Tule ist ein Treffpunkt für Reisende, zumal Calvin als ehemaliger aktiver Motorsportler und Schrauber ein wahrer Experte ist, viele gute Tips geben kann und auch schon mal selbst Hand anlegt. Auch wir wollen einige Dinge am Auto erledigen, ausserdem halten die Batterien für die Kabine seit einigen Tagen nicht mehr die Ladung und wir brauchen dringend Ersatz.
Namensgeber des Dorfes ist eine ca. 2.000 Jahre alte Montezuma-Zypresse, die als größter Baum der Welt gilt. "General Sherman" in Kalifornien ist wohl noch höher, aber wir glauben durchaus, dass der "El Tule" mit 58 Metern Stammumfang der dickste Baum der Welt ist. Mit seinen 817 Kubikmetern Holz könnten wir unser Haus 40 Jahre heizen.
Oaxaca
Oaxaca, die alte Hauptstadt der Zapoteken, ist wahrscheinlich eine der schönsten Kolonialstädte des Landes und soll die kreativste Gastroszene ganz Mexikos haben. Somit können wir die Service-Pause mit Ausflügen in die Stadt und die Umgebung verbinden. Bei unserer ersten Tour durch die wirklich tolle Altstadt verfolgen wir die Ankunft der Teilnehmer der historischen Rally Panamericana und geniessen die kulinarische Spezialität der Region: Mole - eine geniale Sauce auf Nuss-, Chili- und Gewürzbasis mi einem Hauch Schokolade.
Und dann passiert das Unfassbare: wir vergessen auf dem Heimweg unsere Kamera im Taxi! Wir merken es genau einen Moment zu spät, das Taxi ist um die nächste Ecke gebogen! Unsere hilfreiche Gastgeberin Leanne hängt sich sofort ans Telefon und ruft sämtliche Taxi-Standorte der Stadt an, aber da wir die Nummer des Taxis nicht wissen und der Fahrer auch die Fahrt in unser Dorf nicht bei der Zentrale angemeldet hat, sind unsere Chancen denkbar schlecht. Nicht nur, dass unsere neuwertige Nikon-Kamera mit dem teuren Spezialobjektiv weg ist, auch die Fotos der bisherigen Reise sind damit verschwunden. Wir sind sprachlos über unsere eigene Schusseligkeit und müssen diesen Ärger erst einmal verdauen. Die Telefonaktion bleibt leider erfolglos und uns bleibt nichts anderes übrig, als eine neue Kamera zu bestellen. Die Lieferung aus den USA dauert voraussichtlich 10 Tage, bis dahin behelfen wir uns mit unserer kleinen "Outdoor-/ Unterwasserkamera" weiter.
Valles Centrales
Oaxaca liegt am Treffpunkt dreier Täler, die schon zu vorkolonialer Zeit Zentren der Zivilisation waren, und auch heute noch von den indigenen Zapoteken bewohnt werden. Wir nutzen unsere Zwangspause und besichtigen archäologische Stätten und traditionelle Dörfer mit tollem Kunsthandwerk.
Monte Alban war das Zentrum der Zapoteken und wurde um 500 vor Chr. besiedelt. Die Anlage liegt auf einer flachen Bergkuppe oberhalb von Oaxaca mit tollem Blick auf die Stadt und die umliegenden Berge. Nach den Inka- und Maya-Stätten die wir bereits besucht haben beeindrucken uns die Ruinen nicht so sehr, dennoch macht es Spass durch die Anlage zu laufen.
Obwohl wir rund 200km hinter der Küste sind, spüren wir die Ausläufer des Hurrikans Patricia der sich der Küste nördlich von uns nähert und als gefährlichster Wirbelsturm seit 1959 eingestuft wurde, mit Windgeschwindigkeiten von unglaublichen 350 km/h.
Ausser Regen und einigen Windböen bleiben wir verschont und schon nach wenigen Tagen setzen wir unsere Ausflüge in der Region fort.
Die Ruinen von Mitla waren eine Kultstätte und wohl das bedeutendste zapotekische Zeremonialzentrum. Die gut erhaltene Anlage ist auch bekannt für ihre einzigartigen geometrischen Steinmosaiken.
Wir übernachten an einem versteinerten Wasserfall mit spektakulär gelegenen Badebecken am Rand einer Steilwand.
Was wir nicht versäumen wollen ist die Herstellung des Mezcal, denn ca. 60% des mexikanischen Mezcals kommen aus der Region Oaxaca. Wie der bekanntere Tequila ist Mezcal ein Agavenschnaps. Während Tequila nur aus der blauen Agave hergestellt wird und nur aus einer Region Mexikos stammt, können für den Mezcal rund 20 verschiedene Agavenarten verwendet werden, sowohl gezüchtete als auch wilde. Mezcal wird meist in Familienbetrieben hergestellt und wir lernen in einer kleinen „Fabrica de Mezcal“ viel über den Prozeß.
Wir wollen mehr über die indigenen Handwerkstraditionen lernen und besuchen eine Weberfamilie und eine kleine Seidenmanufaktur. Die Farben werden aus natürlichen Rohstoffen wie Indigo (blau), Cochenilleschildläusen (rot), Moos etc. gewonnen und die Wolle bzw. das Rohseidengarn auch selbst gesponnen. Ein weiterer interessanter Besuch ist der Stop in einer Kerzenmanufaktur, in der Kerzen durch bis zu 100faches Übergießen des Dochtes mit flüssigem Wachs von Hand hergestellt werden. Und natürlich darf ein zapotekisches Essen nicht fehlen, das Restaurant im kleinen Dorf Teotitlan war 2012 auf der New York Times "Top Ten List" der besten Restaurants der Welt und wir bekommen für unter EUR 50,00 von den Köchinnen ein tolles Menu zubereitet.
Ein weiterer Abstecher führt uns zu den Ruinen von Yagul, die auf einem mit riesigen Kakteen bewachsenen Hügel liegen. Wir sind die einzigen Besucher der weniger bekannten Anlage, uns gefällt sowohl die schöne Lage der ehemaligen Siedlung als auch der labyrinthartige Palast, der wohl eine Herrscherresidenz war.
In der "Overlander Oasis" kochen wir gemeinsam: Leanne & Calvin verwöhnen uns mit deutscher Traditionsküche, Rouladen mit Spätzle und zum Dessert selbstgebackener Apfelstrudel. Wir revanchieren uns mit einem italienischen Abend, die neuen Campinggäste Elisabeth und Fred aus Neuseeland backen eine Apfeltorte nach einem Rezept aus ihrer holländischen Heimat.
Dia de los Muertos - Totensonntag
Es ist kein Tag des stillen Gedenkens, "it's party time"!. Schon Tage vor dem Totensonntag, einem der wichtigsten Festtage in Mexiko, werden Straßen und Häuser mit kunstvoll verkleideten Skelett-Puppen geschmückt und Altäre aufgebaut, auf denen die Lieblingsspeisen und Getränke der Verstorbenen sowie Obst, Brot und Nüsse angeboten werden. Der Weg zum Haus wird mit Blumen gestreut, um den Verstorbenen den Weg zu leiten. Am Vormittag des Totensonntages werden auf dem Friedhof die Gräber gesäubert und mit Unmengen Blumen dekoriert, danach geht es zum Feiern ins Gasthaus.
Am Abend geht die Party auf bzw. vor dem Friedhof weiter. In unserem Dorf Tule werden auf dem Friedhof Taco-, Tortilla- und Getränkestände aufgebaut und die Besucher machen es sich auf und zwischen den Gräbern gemütlich, viele sind toll kostümiert. Wir fahren weiter zum "Zentralfriedhof" nach Oaxaca und fühlen uns wie auf einem Jahrmarkt. Um den Friedhof herum reihen sich unzählige Freß- und Schiessbuden aneinander, es sind Karussells aufgebaut und Feuerwerk wird abgeschossen. Der Friedhof ist von einer riesigen Mauer umgeben und der Arkadengang innen ist wunderschön mit kleinen Kerzen beleuchtet. Doch die Stimmung ist nicht wirklich besinnlich, denn zwischen den Gräbern unterhalten kostümierte Artisten die Besucher. An der Ruine einer Kirche ist eine Bühne aufgebaut, die Zuschauer sitzen auf den Gräbern und aus den Särgen auf der Bühne klettern unter großem Applaus Cristoph Kolumbus und Benito Juarez, der Nationalheld. Wir geniesssen die fröhliche Stimmung und natürlich das leckere mexikanische Essen.
Unsere neue Kamera ist inzwischen auch angekommen, statt 7-10 Tagen hat es 15 Tage gedauert, aber jetzt geht es "endlich (wieder) on tour".