2. Reisebericht: Following the sun
19. - 29. März 2022
Aber wo ist sie? Fast permanent hinter Wolken verborgen und der nächste Regenschauer lässt meist auch nicht lange auf sich warten.
Wir bleiben dennoch in den Bergen, denn wir wollen zum Naturpark El Torcal mit seinen imposanten Felsformationen. Seit 2016 sogar ein Weltnaturerbe. Das Wetter ist uns scheinbar gnädig, wir erspähen sogar einige Sonnenstrahlen und freuen uns auf die Wanderung. Ein einziger Berg liegt in Wolken und - wir wollen es kaum wahrhaben - auf den steuern wir zu. Wir steigen in den Shuttlebus und unser Optimismus sinkt mit jedem Meter den wir hochfahren, ebenso wie die Sicht. Oben angekommen befinden wir uns in dichtem Nebel. Die Felsen um uns herum können wir nur erahnen. Ein kurzer Spaziergang zu einem Aussichtspunkt - welche Aussicht? Wir spähen in den Nebel und hoffen es wird heller, doch im nächsten Moment ist alles wieder trübe und nieselig. Also ab in den nächsten Bus und raus aus dem Nebel!
Dann machen wir eben einen Spaziergang durch die nette Kleinstadt Antequera, der geografische Mittelpunkt Andalusiens.
Die Wettervorhersage ist leider schlecht und wir beschließen, zunächst die Städte Cordoba und Sevilla anzuschauen, denn Strand & Meer macht bei Regen noch weniger Spaß. Wir quartieren uns auf einer kleinen Campingwiese in einem Vorort von Cordoba ein und haben Glück mit unserer ersten Stadtbesichtigung, denn es bleibt trocken bis wir unseren Heimweg antreten.
Zur Hochblüte der maurischen Herrschaft in Spanien war Cordoba nach Mekka das wichtigste Pilgerziel der Muslime. Auch heute noch ist die Mezquita-Kathedrale das Highlight einer Stadtbesichtigung und eines der wichtigsten arabischen Bauwerke in der christlichen Welt. Die riesige Moschee wurde auf den Grundmauern eines römischen Tempels errichtet. Nach der christlichen Rückeroberung Spaniens wurde die Mezquita nicht abgerissen, sondern in eine Kathedrale umgewidmet und in der Mitte der Gebetshalle eine Basilika errichtet. Diese Kombination aus muslimischer Moschee und christlicher Kirche ist absolut beeindruckend und wir verbringen viel Zeit in diesem Sakralbau.
Wieder "on the road" führt uns die Landstraße direkt an der Festung des kleine Städtchens Carmona vorbei und wir legen einen Stopp ein.
Sevilla gilt als das kulturelle Zentrum Andalusiens und zählt aufgrund seiner Baudenkmäler im arabischen Stil zum UNESCO Weltkulturerbe. Wir beginnen unseren Stadttour mit einem Spaziergang an der schönen Plaza Espana, einem riesigen Platz der von einem halbkreisförmigen Backsteinbau eingerahmt wird.
Der prunkvolle Königspalast "Real Alcazar" gilt als das eindrucksvollste Baudenkmal im arabisch-christlichen Stilmix.
Stuckbögen mit Ornamenten, bemalte Keramikfliesen und fein geschnitzte Muster an Wänden und Decken wurden von den arabischen Handwerkern auch nach der "Reconquista" erschaffen und gelten heute als einzigartige Verschmelzung der Kunst beider Kulturen. Das Gold der "Indias" hat diesen Prunk wohl erst möglich gemacht.
Nicht weniger beeindruckend ist die auf den Grundmauern der ehemaligen Hauptmoschee errichtete Kathedrale. Sie gilt als die gotische Kathedrale mit der größten Grundfläche - uns beeindruckt eher die Höhe. Der Glockenturm ist das einstige Minarett und heute ein Wahrzeichen Sevillas.
Mit einem Spaziergang in der Altstadt beenden wir unseren "Kulturtag" in Sevilla.
Gibraltar ist unser nächstes Ziel und das heißt erst einmal nach Großbritannien einreisen. Die Autoschlange ist lang, doch es geht zügig voran und der junge Grenzbeamte weist uns lachend darauf hin, dass die Flagge von Gibraltar noch auf unserer Autotür fehlen würde.
Der nur knapp 5km lange Felsen ist schnell umrundet, schwieriger ist es an der Südspitze mit Leuchtturm und Aussichtspunkt einen Parkplatz zu finden.
Die Tour auf den Felsen sparen wir uns, denn es wird schon wieder neblig, stattdessen kaufen wir ein - wie es sich in England gehört Gin & Tonic - und bummeln noch ein bischen über die Main Street.
Man denkt immer Gibraltar ist der südlichste Punkt Kontintentaleuropas, doch das ist Tarifa, ca. 50km weiter westllich gelegen. Der Blick auf das nur 14km entfernte Marokko bleibt uns verwehrt, denn es ist immer noch dunstig, auch die Aussichtspunkte entlang der Küste helfen uns da nicht weiter. Wir begnügen uns mit einem Spaziergang durch den Ort und legen, als die Sonne sich wieder blicken läßt, einen Stopp am hübschen Playa Bologna ein.
Cadiz punktet durch seine Lage. Die Altstadt liegt auf einer Landzunge im Atlantik und ist komplett von der alten Stadtmauer umgeben, auf der man entspannt flanieren kann. Das machen wir und beschließen unseren ausgedehnten Spaziergang in einer netten Tappas-Bar nahe der Kathedrale.
Ein "muss" auf unserer Tour: Jerez de la Frontera, die Wiege des spanischen Sherry. Kellereiführung, Verkostung - doch es ist Sonntag und das macht unsere Pläne zunichte, zumal die meisten Kellereien auch am Montag geschlossen haben. Dafür ist auf der zentralen Plaza richtig Betrieb und vor der Festung ein Treffen spanischer Porschefahrer, die ihre neuen und vorwiegend klasssichen Sportwagen präsentieren.
Spaniens größtes Feuchtgebiet und bedrohtes Weltnaturerbe, der Donana Nationalpark liegt nur wenige Kilometer entfernt und wir versuchen uns den Lagunen mit dem Toyo zu nähern, doch der größte Teil des Schutzgebietes ist nicht zugänglich und auf eine Bootstour haben wir keine Lust. Trotzdem gelingen uns einige schöne Fotos.
Ein letzter Stopp in Südspanien: Palos de la Frontera. Von hier stach Christoph Kolumbus im Jahr 1492 in See. In einem kleinen Museum an der Mündung des Rio Tinto liegen Nachbauten der Entdeckerschiffe, die anläßlich des 500-jährigen Jubiläums der Entdeckung Amerikas angefertigt wurden.