3. Reisebericht: Islamische Republik Iran - Süden
24. Oktober - 23. November 2019
Freundlich winkt uns der Soldat herein, vorbei an einer Schlange von 60 bis 70 Afghanen, die uns mit dunklen Augen nicht gerade freundlich anstarren und ungern, aber letztendlich doch, Platz machen. Wir müssen unsere Mobiltelefone abgeben und betreten einen großen Raum in dem weitere Afghanen warten. Eine lange Glasfront trennt die Besucher von den Schreibtischen der Beamten. Es dauert nur wenige Minuten und wir werden als Europäer erkannt und dürfen durch eine Seitentür zu dem zuständigen Offiziellen, der ein Koordinator zu sein scheint, hinter die Glasfront kommen.
Wir wollen unser Visum um einen Monat verlängern und dies in Yazd erledigen. Alles wird schnell und unkompliziert aufgenommen, dass wir keine Kopie von unserem bisherigen Visum gemacht haben und unsere Passkopien so schlecht sind, dass man die Gesichter nicht erkennt, spielt keine Rolle. Der nette Verantwortliche gibt uns zu verstehen, dass er das erledigen wird. Vielen Dank. Am nächsten Tag ist (schon) wieder ein Feiertag, daher können wir unser neues Visum "erst" am übernächsten Tag abholen. Ein tolles Erlebnis effizienter Arbeit, auch wenn wir uns schon ein wenig unwohl gefühlt haben, dass man uns so bevorzugt bediente, was sich bei der Abholung der Visa wiederholte.
Yazd
Waren es in Isfahan die prächtigen Monumentalbauten und der gigantische Imam-Platz, liegt der Reiz der Wüstenstadt Yazd in seiner aus Lehm erbauten Altstadt. Und nicht nur die Altstadt ist komplett aus Lehm, auch große Teile der fast 1 Million Einwohner zählenden neueren Stadtteile bestehen aus Lehmbauten. Charakteristisch für die natürlich unter UNESCO-Weltkulturerbe stehende Altstadt sind die labyrinthischen kleinen Gassen, viele mit schönen Bögen oder Kuppeln überdacht.
Mitten im Zentrum, neben der großen Freitagsmoschee, liegt in einer dieser kleinen Gassen das Silk Road Hostel, ein Treffpunkt der Individualreisenden. Der vor dem Hostel gelegene Parkplatz ist beliebter Übernachtungsplatz und im Hostel dürfen Duschen etc. genutzt werden. Dafür gehen wir gerne in dem in einem schönen Innenhof gelegenen Restaurant essen.
Uns gefällt die Stadt ausgesprochen gut und nach dem eher touristischen Isfahan – erstmals im Iran fanden wir uns inmitten europäischer und asiatischer Reisegruppen wieder – ist Yazd eher entspannt und wir lassen uns durch das Gassengewirr und den Basar treiben.
Eines der unzähligen Details sind die schön verzierten Haustore mit zweierlei Türklopfern für männliche und weibliche Besucher.
Ein Highlight der Stadt sind die vielen Dachterrassen von denen man einen tollen Blick auf die traditionelle Lehmarchitektur hat, die durch keine hässlichen modernen Konstruktionen zerstört wird.
Interessant ist auch die Wasserversorgung dieser von Wüste und Salzseen umgebenen Stadt. Sie funktioniert nach wie vor durch ein uraltes System unterirdischer Kanäle, durch die das Wasser aus dem ca. 60km entfernten Gebirge transportiert wird. Eine ehemalige, 22 Meter unter der Erde, in den Felsen geschlagene und mit Wasser aus einem der Kanäle betriebene Getreidemühle schauen wir uns auch an.
Ein über 2000 Jahre alter Kraftsport "zu Ehre des Propheten" wird auch heute noch im ganzen Land praktiziert. Nach der arabischen Eroberung und während der Mongolenherrschaft galten diese "Krafthäuser" als Zentren des heimlichen nationalen Widerstandes. Die Übungen und deren Abfolge unterliegen jahrhundertealten strengen Regeln, die wir natürlich nicht kennen, wohl aber die iranischen Zuschauer, die in die Gesänge und Gebete einstimmen. Auf uns wirkt die ganze Darbietung eher folkloristisch, aber dennoch unterhaltsam.
Kharanaq & Chak Chak
Einsame Siedlungen und Geisterdörfer aus zerbröselndem Lehm, die Grenzen zwischen Freilichtmuseum und bewohnter Wüstensiedlung sind fließend. Ein typisches Lehmdorf im Stadium fortgeschrittenen, aber fotogenen Verfalls ist Kharanaq.
Inmitten der Einöde, umgeben von schroffen Bergen, liegt an einem Felshang Chak Chak, das landesweit wichtigste Heiligtum der Zoroastrier. Die Siedlung wirkt auf den ersten Blick wie eine Ansammlung von wenig attraktiven Terrassenhäusern, die Lage an einem schroffen Felsen mit Blick in die Weite der Wüste ist jedoch grandios. An oberster Stelle der Siedlung wurde ein Tempel errichtet in dem eine Quelle sprudelt, daher der Name. Der Legende nach hat hier die Tochter eines zoroastrischen Königs Zuflucht vor arabischen Eroberern gefunden.
Stop over in Toudeshk Cho
Da wir tiefer in die große Dasht-e-Kavir Wüste eintauchen wollen, geht es "zurück" in nördliche Richtung. Auf der Fahrt durch die Wüste nach Varzaneh haben wir Mohammad Jalali kennengelernt, der uns in sein Gästehaus eingeladen hat. Es liegt nicht weit entfernt von unserer geplanten Route und der Abstecher zum Tak Taku-Guesthouse ist in der Tat eine Empfehlung wert. Ein liebevoll restauriertes großes Lehmhaus im alten Ortskern mit dem typischen schönen Innenhof, umrahmt von einem Arkadengang an dem die Gästezimmer liegen. Mohammad hat das Anwesen in Eigenregie wieder aufgebaut und lebt auch dort und wir dürfen uns ebenfalls wie zuhause fühlen.
Am Weg stoppen wir in Ardakan und Ahmad Abad, um uns die für das wüste Hochland typischen Wasserzisternen mit Windtürmen aus der Nähe anzuschauen.
Dasht-e-Kavir Wüste
Über Nain geht es auf gut ausgebauter Straße in die große Wüste, vorbei an verfallenen Karawansereien und Siedlungen mit kleinen Lehmhäusern wo wir wieder rästeln ob diese noch bewohnt sind.
Unser Übernachtungstipp liegt in der Oase Garmeh. Eine einsame Nacht in der Wüste? Hier nicht! Im Palmenhain wimmelt es von Besuchern, die uns wie immer freudestrahlend begrüßen, während Bernd versucht unseren Toyo durch den engen, mit tief hängenden Palmwedeln zugewucherten Weg zu steuern. Pünktlich zum Sonnenuntergang läßt jedoch der Trubel nach und außer heulenden Kojoten ist völlige Ruhe.
Die weitere Strecke bis zur Wüstenstadt Tabas ist abwechslungsreich: Sand und Geröll, Gebirge und riesige Ebenen mit Salzseen.
Tabas
Wir sind bei einer jungen iranischen Familie eingeladen. Getroffen haben wir Zachra, ihren Mann und die kleine Tochter auf dem Parkplatz von Chak Chak, wo sie ihrer Tochter die Flaggen an unserem Toyo erklärte. Natürlich dürfen wir nicht in unserem Toyo schlafen, unsere Gastgeber insistieren, dass wir eine Nacht in einem Haus in Tabas verbringen, räumen für uns ihr Schlafzimmer und ziehen auf den Boden ins Kinderzimmer. Zum obligatorischen Tee werden wir mit iranischen Naschereien, Obst und Nüssen verwöhnt und haben viel Spaß an den interessanten Gesprächen mit dieser aufgeschlossenen Familie.
Mitten in der Wüste ist Tabas eine grüne Stadt: die breiten Boulevards werden von Palmenalleen gesäumt, in den Gärten blühen Oleander und Bougainvillas. Aushängeschild der Stadt ist daher auch der "Paradiesgarten", in dessen Wasserbecken drei dicke Pelikane paddeln. Architektonische Attraktion ist das Mausoleum eines Imams, dessen Schrein auch von Nicht-Muslimen besucht werden darf. "Frau" natürlich entsprechend vermummt und getrennt von den Männern.
Ein Abstecher in die Berge hinter Tabas offenbart eine andere Welt inmitten der Wüste: grüne Oasen in denen Reis angepflanzt wird und Schluchten mit Bergbächen.
Im Dorf Esfahak spazieren wir zwischen verfallenen Lehmhäusern umher, denn der Ort wurde von einem Erdbeben in 1978 fast komplett zerstört. Inzwischen gibt es erste zaghafte Renovierungsversuche, doch es ist noch viel zu tun.
Die weitere Fahrt Richtung Kerman ist grandios monoton und erst kurz vor Nayband wird die Landschaft wieder abwechslungsreicher. Der Ort liegt malerisch auf einem felsigen Hügel, umgeben von Palmen und terrassierten Feldern, und wirkt wie ein lebendiges Museum.
Kurz vor Kerman lohnt eine erst Mitte des 20. Jahrhunderts verlassene Karawanserei mitsamt Wachturm auf dem Felskamm zu einem Stopp.
Kerman
Kerman ist das Tor zur zweiten großen Wüste des Iran, der Dasht-e-Lut. Somit legen auch wir einen Stopp ein, füllen Vorräte auf und reinigen unseren Toyo vom Staub der letzten Wüstentour. Die Highlights der Stadt sind schnell erlaufen: eine schöne Basargasse, die Freitagsmoschee, das Mausoleum eines Imams - und dann zieht es uns auch schon wieder in die Einsamkeit.
Leider haben wir den ersten trüben Tag seit Wochen und somit legen wir vor der Wüstentour noch einen weiteren Stopp ein. In Mahan gelten das Mausoleum eines bekannten Dichters und der unter UNESCO-Welterbe stehende Prinzengarten als sehenswert. Beide Sehenswürdigkeiten empfinden wir als "ganz nett", bei dem zu den altpersischen "Paradiesgärten" zählenden Park sind wir uns einig, dass unser heimischer Garten weitaus paradischer ist.
Unsere iranische SIM-Karte zeigt kein Guthaben mehr an, also noch schnell zu einem entsprechenden Shop durchfragen. Die nette Verkäuferin spricht kein Wort englisch, aber wir verständigen uns und die junge Dame nutzt eifrig die Übersetzungs-App ihres Mobiltelefons. Es geht ans Bezahlen und sie tippt wieder eifrig in ihr Telefon. Übersetzung: "You have to pay US$ 20.000" Upps.... Wir geben ihr 200.000 iranische Rial, umgerechnet EUR 1,70. Sie nickt bestätigend und wir haben unsere Rechnung bezahlt.
Dasht-e-Lut
Dasht bedeutet Wüste und "lut" steht für nackt oder leer, doch so leer ist die Wüste gar nicht, im Gegenteil. Bizarre Gesteinsformationen genannt "Kaluts", die durch Windschliff aber auch Wassererosion entstanden sind, befinden sich im Westen der Wüste Lut.
Einige Lehmsiedlungen und befestigte Karawansereien in unterschiedlichen Stadien des Verfalls liegen am Weg.
Die spektakulären Gebilde erinnern uns an das Monument Valley in den USA mit dem Unterschied, dass wir hier alleine zwischen den Felsen umherfahren.
Tiefer in die Wüste dürfen wir ohne Guide nicht eindringen, denn das Gebiet wird von der Militärpolizei kontrolliert, um den Opiumschmuggel von Afghanistan und Pakistan zu unterbinden, und Touristen sind da nicht wirklich erwünscht.
Seit dem Frühjahr ist die einzige Verbindungsstraße außerdem nach heftigem Regen (!) überflutet. Da dies höchst selten vorkommt, machen die Iraner Ausflüge an die überschwemmte Straße.
Rayen
Früher eine wichtige Karawanenstation an der Handelsstraße nach Süden ist die Festungsstadt Rayen heute der zweitgrößte historische Lehmkomplex des Landes. Die komplett aus Adobeziegeln erbaute Stadt ist geschätzte 1.500 Jahre alt und war bis vor 150 Jahren noch bewohnt. Wir sind die einzigen Besucher der eindrucksvollen, teilweise sorgsam restaurierten Anlage und dürfen direkt vor dem Eingangsportal übernachten.
Richtungswechsel:
Wir fahren nach Persepolis und Shiraz, den Highlights im Süden des Landes. Dies ist ein "Umweg" von gut 1.000km zu unserem Verschiffungshafen am Persischen Golf. Geplant war der Besuch dieser beiden Orte bei unserer Rückreise durch den Iran im Frühjahr 2020. Doch Pläne ändern sich und so die voraussichtliche Route unserer weiteren Reise. Warum? Nun, seit Ende September erteilt Saudi-Arabien Touristenvisa. Das bedeutet für uns, dass wir von V.A.E. über Saudi-Arabien und Jordanien nach Israel reisen können und von dort per Schiff entweder nach Griechenland oder Italien. Es reizt uns sehr, das touristisch noch völlig unbefleckte Saudi-Arabien zu besuchen und Jordanien ist sowieso eine Reise wert.
Wir wollen uns beide Optionen für die Rückreise offen halten, somit geht’s jetzt zu den Ursprüngen des ersten persischen Weltreiches und der Kulturhauptstadt Irans.
Persepolis
Ob Sommerresidenz oder zeremonielles Zentrum – der Komplex von Persepolis ist die Kernzone des altpersischen Reiches. Begonnen um 500 vor Christus gilt die Ruinenstadt als wichtigste Kulturstätte des Landes, ihr ursprünglicher Zweck ist dennoch bis heute nicht restlos geklärt.
Die Anlage liegt malerisch an einem Hügel in den riesige Terrassen geschlagen und Felsquader aufgehäuft wurden. Viel steht nicht mehr, doch es beeindrucken die Reste der einst sehr prächtigen Anlage. Vor allem die gut erhaltenen Felsreliefs in den Eingangsportalen und die „erst“ vor rd. 500 Jahren entdeckten Reliefs am Treppenaufgang zum über 10.000 Menschen fassenden Audienzsaal.
Wir besuchen auch die nur wenige Kilometer entfernte Begräbnisstätte Naqsh-e-Rostam. In eine fast senkrechte Felswand ließen die damaligen Könige ihre Grabkammern schlagen und die Eingänge wie eine Palastfassade mit Säulen und riesigen Felsreliefs schmücken.
Shiraz
Wir tauchen noch einmal ein in das iranische Stadtleben mit quirligem Basar, schönen Moscheen und guten Restaurants. Shiraz gilt als Stadt der Gärten und der Poesie, denn die beiden bekanntesten iranischen Dichter lebten hier. Da wir Farsi weder lesen noch verstehen, verzichten wir auf den Besuch ihrer Mausoleen, ebenso auf die Gärten, und stürzen uns ein letztes Mal ins Getümmel eines Basars.
Ein sehr schönes ehemaliges Badehaus wurde zu einem Museum umgewandelt und vermittelt eine guten Eindruck der historischen Badekultur.
Der bedeutendste Sakralbau in Shiraz ist das Mausoleum des "Königs des Lichts", einem Bruder des wichtigsten Imams des Iran. Wir besuchen diese Pilgerstätte in der Abenddämmerung während des Freitagsgebetes und bekommen eine wundebare Führung durch einen promovierten Philosophen.
Ein Stadtspaziergang....
Wir verlassen die Stadt in Richtung Küste. Unsere geplante Abreise geht einher mit Unruhen in der Stadt, denn die Regierung hat die Benzinpreise verdreifacht. Offiziell wurden Subventionen gekürzt, um die so frei werdenden Mittel einkommensschwachen Familien zukommnen zu lassen. Als Reaktion auf die Proteste hat die Regierung kurzerhand das Internet landesweit blockiert, in Shiraz treffen wir dennoch Demonstranten auf der Straße und ein massives Polizeiaufgebot.
Auf unserer Fahrt Richtung persischem Golf werden wir kurz hinter Shiraz von der Polizei gestoppt. Nachdem wir ihnen unser Fahrtziel erklärt haben wird uns dringend von der geplanten Route abgeraten und die drei Polizisten eskortieren uns mit Blaulicht über 20 km zu einer aus ihrer Sicht sicheren Ausweichstrecke. Es wird wohl Zeit, das Land zu verlassen....
Insel Qeshm
Wir erreichen ohne Probleme die Hafenstadt Bandar Abbas und kaufen unser Ticket für die Verschiffung in die Emirate. Da die nächste Fähre erst in 5 Tagen ablegt beschließen wir, die verbleibenden Tage auf der größten iranischen Insel im persischen Golf zu verbringen. Qeshm liegt nur wenige Kilometer vor der Küste und die Überfahrt ist, abgesehen vom Papierkram da die Insel Freihandelszone ist, problemlos.
Empfanden wir den Iran größtenteils als wenig touristisch, setzt Qeshm hier noch eines obendrauf. Die kleinen Orte entlang der Küste machen einen völlig verschlafenen Eindruck, man könnte sie auch als ursprünglich bezeichnen. Für uns somit Entspannung pur und Natur genießen, denn die Landschaft ist geprägt von bizarren Gesteinsformationen und erodierten Tafelbergen.
Abenteuer Verschiffung
Pünktlich um 8 Uhr morgens sind wir im Hafen, das Schiff soll um 21 Uhr abends ablegen, aber da wir ja unseren Toyopedi dabeihaben, ist Zeit und Geduld gefragt. Und in der Tat zieht sich der Prozeß über den gesamten Tag, erst am abend werden die wichtigen Frachtpapiere für den Toyo erstellt, und statt um 21 Uhr segeln wir gegen 23 Uhr dann endlich los. In unserem Auto dürfen wir nicht übernachten, also verbringen wir die Nacht im vollen Passagierdeck.
Unsere Hoffnung, dass in den Emiraten alles besser organisiert ist, stirbt wenige Minuten nach der Ankunft, denn wir werden von eifrigen Hafenmitarbeitern gleichzeitig zu verschiedenen Büros geschickt. Zum Glück sind wir mit einer netten Gruppe anderer Overlander unterwegs und mit vereinten Kräften schaffen wir es, innerhalb von 4 Stunden unsere Personeneinreise und die Zollpapiere für die Autos zu erledigen. Der letzte Besuch im Hafen gilt dem Duty-freeShop und dann sind wir bereit für die Emirate.
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Französich-holländisch-deutsche Reisegruppe
Resume Iran
Was haben wir erwartet, was haben wir erlebt.
Wir waren in einem islamisch geführten Land, in dem auch das Rechtswesen religiös geprägt ist, und das tägliche Leben nicht nur visuell permanent an den Islam erinnert. Wir waren aber auch in einem Land, dass zu den Kernländern der Menschheitsgeschichte zählt. Wir haben grandiose Landschaften erwartet und haben sie bekommen. Wir konnten unzählige Kunstschätze und archäologische Stätten bewundern, wir waren in einem Kernland des Orients.
Dieses Land, auf dem seit 5.000 Jahren Hochkulturen gedeihen, hat uns berührt. Seine Sehenswürdigkeiten sind immens, allen voran Persepolis, Isfahan, Kashan, Kerman, Yazd oder die heilige Stadt Qom, ein Brennpunkt schiitischer Spiritualität. Immer wieder wird bei den Sehenswürdigkeiten nicht von Jahrhunderten sondern von Jahrtausenden gesprochen. Selbst Einstein soll zu einem seiner Studenten, er kam aus dem Iran, gesagt haben: Als Ihre Vorfahren schon Gedichte schrieben, hausten meine Landsleute noch in Höhlen.
So beindruckend die Landschaften, Wüsten, Basare, Moscheen und Paläste auch sind, eine Hauptattraktion für uns waren die Menschen. Ihre unglaubliche Gastfreundschaft, ihr Interesse an seinen Besuchern mit den permanenten Fragen: Wie geht es Dir? Wo kommst Du her? Wie gefällt Dir der Iran?, gefolgt von unzähligen Einladungen zum Tee oder zum Essen nach Hause. Die Kontaktfreudigkeit, das Interesse und die Neugier der Iraner kann soweit gehen, dass wir uns manches Mal gestört fühlten.
Das tägliche Leben? Wir hatten nicht den Eindruck, dass die Menschen unter dem Embargo leiden, können das aber auch nicht wirklich beurteilen. Es gab alles zu kaufen was wir brauchten und das zu sensationell günstigen Preisen durch den für uns vorteilhaften Rialkurs. Andererseits verlieren die Iraner aufgrund der hohen Inflation permanent von ihrem Geld und die Armut nimmt zu. Massenweise sieht man unvollendete Bauprojekte und die Unzufriedenheit mit den regierenden Mullahs steigt. So führten die letzten Benzinpreiserhöhungen zu Straßenunruhen, die vom Regime niedergeschlagen wurden und mit Toten und Verletzten endeten. Dass das Internet komplett lahm gelegt wurde war für uns eine neue Erfahrung und bedeutete in einem Land, wo wir keine Schrift lesen können und kein Wort verstehen, völlig von Informationen abgeschnitten zu sein.
Beibt die Frage: Hat sich die Reise gelohnt? Ja, das hat sie, ganz sicher.