9. Reisebericht: Zurück in Mexiko

30. Dezember 2016 - 13. März 2017

Die Einreise aus den USA nach Mexiko am kleinen Grenzübergang Lukeville gestaltet sich einfach. Kein US-Grenzbeamter interessiert sich für unsere Pässe und es gibt auch keinen Ausreisestempel aus den USA. Wir fragen nach, doch uns wird versichert dies hätte seine Ordnung. In Mexiko bekommen wir, obwohl wir vor 4 Monaten offiziell auch nicht ausgereist waren, erneut ein Visum für die maximale Aufenthaltsdauer für Touristen von 6 Monaten und nicht nur für die noch verbleibenden 2 Monate. Hätten wir nicht in der Bankfiliale der Banamex lange warten müssen, um unser „Eintrittsgeld“ einzuzahlen, wäre der Grenzübertritt in einer halben Stunde erledigt gewesen. Dennoch erscheint uns die Grenzabwicklung zwischen Mexiko und USA merkwürdig. Wir haben noch Visa für 2 Monate USA, ob wir noch im Land sind, weiss allerdings niemand und hätten wir die USA erst nach Ablauf unserer Visa verlassen wäre das hier auch niemandem aufgefallen. In der Nähe der mexikanischen Grenze wurden wir von vielen Grenzpolizei- und Militärkontrollen angehalten, doch man hat uns niemals nach unseren Visa gefragt oder unsere Papiere kontrolliert. Es wurde nur gefragt wo wir her kommen und wohin wir wollen. Auch auf unserer gesamten Tour hatten wir nicht eine Kontrolle unserer Papiere. Somit wundern wir uns nicht mehr über die Millionen von Illegalen in den USA.

Baja California

Wir wollen weiter in die Wärme, auf die Baja California. Sylvester verbringen wir einsam an einem schönen Strand in Mexiko und verschlafen, wie schon in den letzten Jahren, den Jahreswechsel. Dieser wird auch weniger bedeutungsvoll, wenn man daran denkt, dass Familie und Freunde zu Hause schon am Neujahrs-Frühstückstisch sitzen.

Im Norden der Baja California liegt das einzige Weinanbaugebiet Mexikos. Dies wollen wir besuchen und endlich mexikanischen Wein verkosten. Das Gebiet wird auch als "Nappa Sur" bezeichnet, denn die Qualität der Weine gilt inzwischen als ausgezeichnet. Es gibt beeindruckende Weingüter, zugegeben nicht so edel wie im Nappa Valley der USA, und wir hätten uns niemals vorstellen können, welch fantastische Weine in Mexiko produziert werden.

Wir fahren gemütlich gen Süden und genießen die einsamen Strände der Baja. Die Walsaison hat begonnen und wir sehen in der Ferne die Fontänen, beobachten Delphine sowie Pelikane und Möwen beim Fischen, fahren durch tolle Kakteenwälder und übernachten an einsamen Lagunen. Bei einem Glas Wein genießen wir die wunderbaren Sonnenuntergänge und den grandiosen Sternenhimmel.

Wie auch im vergangenen Jahr stoppen wir in dem hübschen Küstenstädtchen Loreto und genießen einige Tage "Zivilisation", insbesondere die tollen mexikanischen Restaurants, bevor es uns wieder an die nächsten einsamen Strände zieht.

Die dünn besiedelte Baja ist auch ein Vogelparadies und wir beobachten Kondore, Adler und natürlich die Seevögel.

Die kulinarischen Highlights nicht zu vergessen - von den Fischern kaufen wir frische Garnelen und bekommen eine Delikatesse geschenkt: fangfrische "Schokoladenmuscheln", lebend zu essen mit ein bischen Limone!

Walbeobachtungen

Die jährliche Wanderung der Grauwale von Sibirien und Alaska entlang der US-amerikanischen Küste zu den Lagunen der Baja California ist ein beeindruckendes Naturschauspiel. Noch faszinierender ist es, diese riesigen Tiere in den Lagunen der Baja, ihren Kalbgebieten, zu beobachten. Waren wir bei unserer letzten Reise zu früh auf der Baja, erleben wir die Wale dieses Jahr "hautnah".

Die warmen, flachen Lagunen sind für die bis zu 15m langen und 40t schweren Grauwale vermutlich wie "Badewannen" und wir befinden uns mitten zwischen diesen elegant im Wasser dahingleitenden Giganten. Die bis zu 700kg schweren Walbabys werden von ihren Müttern zum Atmen an die Wasseroberfläche gehoben und man hat den Eindruck sie werden uns präsentiert. Das "klassische" Abtauchen mit Flukenschlag ist ebenso spektakulär.

Nach fast sechs Wochen verabschieden wir uns zum zweiten Mal von dieser wunderbaren und relaxten Halbinsel und es ist nicht unvorstellbar, dass wir nochmals hierher zurückkehren. Wir verlassen die Baja wieder per Fähre, dieses Mal in das weiter südlich an der Küste gelegene Mazatlan, was eine 17stündige Überfahrt bedeutet.

Pazifikküste & Puerto Vallarta

In Mazatlan mit seiner hübschen Altstadt und der kilometerlangen Uferpromenade genießen wir einen Tag "Zivilisation"....

...bevor es uns an die schönen Strände der Pazifikküste zieht.

Puerto Vallarta gilt als das touristische Zentrum der Pazifikküste und zieht jeden Winter Millionen in- und ausländische Urlauber an. Natürlich gibt es eine moderne "Zona Hotelera" mit schicken Strandhotels, doch das alte Zentrum hat sich seinen Charme bewahrt mit Kopfsteinpflasterstraßen und kleinen gemütlichen Kneipen.

Zentrales Hochland & Patzcuaro

Wir verabschieden uns für diese Reise vom Pazifik und nach nur wenigen Kilometern befinden wir uns bereits in einer tropischen Bergwelt. Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel und die Temperaturen sind auch auf 1.500 Höhenmetern schon wieder sommerlich. Uns zieht es in die wenig touristische Region um Guadalajara und wir bleiben zunächst einige Tage an einem "Parque Acuatico", einem Wasserpark dessen riesige Schwimmbecken aus 37Gad warmem Thermalwasser gespeist werden. Danach geht es weiter in das winzige Dorf Santa Elena bei Atotonilco, in dem sich vor 25 Jahren der Schweizer Charly niedergelassen hat und dort ein Gourmetrestaurant betreibt. Wir dürfen im Garten campieren und genießen die tolle Gastfreundschaft.

Wir haben inzwischen schon viele mexikanische Kolonialstädte besucht, doch Patzcuaro in Michoacans Hochebene begeistert uns. Statt prächtiger Kolonialbauten entlang breiter Alleen besteht das Zentrum aus kopfsteingepflasterten Gassen mit kleinen, weiß und rotbraun gestrichenen Lehmhäusern. Zudem ist Patzcuaro das kommerzielle Zentrum des indigenen Volkes der Purepecha, die u.a. auf dem riesigen Markt und den zwei schönen und belebten "Plazas" ihre Waren anbieten.

Tepotzotlan

Ca. 50km nördlich von Mexico City endet eine wunderschöne vierte Reise mit dem Toyopedi im "Pueblo Magico" Tepotzotlan. Bevor wir das letzte Ziel dieser Tour - Mexico City - ohne unser zuverlässiges Reisemobil erreichen, ist erst einmal eine gründliche Reinigung unseres rollenden Hauses und technischer Dienst angesagt. In Pepe's RV-Park, einem ruhigen und großen Campingplatz nahe am Zentrum des hübschen Städtchens, wird unser Toyo bis zum Herbst "übersommern".

Mexico City

14 Mio. Einwohner in der Stadt und weitere 12 Mio. im Umland - wir lassen uns in diese riesige Stadt chauffieren. Auf 6 bis 8 Spuren pro Fahrtrichtung geht es in die Metropole und für unser Empfinden recht entspannt. Wir haben uns in einem hübschen B&B im Centro Historico, der historischen Altstadt, einquartiert, und können viele Sehenswürdigkeiten des alten Zentrums bequem zu Fuß erreichen.

Das heutige Mexico City wurde unter dem Namen Tenochtitlan im 14. Jhdt. auf einer Insel im Texoco-See gegründet. Der Überlieferung zufolge hatten die nomadisierenden Azteken dort einen Adler gesehen der auf einem Kaktus sitzend eine Schlange verspeiste und, dem Auftrag ihres Gottes folgend, an dieser Stelle eine Stadt gegründet. Adler, Schlange und Kaktus sind heute das Motiv auf der mexikanischen Flagge.

Schnell war die Insel zu klein und es wurden weitere Inseln im See besiedelt und schwimmende Gärten zur Versorgung angelegt. Die Verbindung erfolgte über Brücken und Kanäle, zwischen den Inseln und dem Festland wurden Dämme errichtet, die den Wasserstand regelten. Nach der Eroberung durch die Spanier wurden viele der Wasserwege trockengelegt und die Deiche vernachlässigt, was in der Folge zu riesigen Überschwemmungen führte. Erst mit der Trockenlegung des Sees konnte die Stadt weiter wachsen, doch die Sümpfe erwiesen sich als denkbar schlechter Untergrund für die prächtigen und schweren Kolonialbauten, so daß diese teilweise um mehrere Meter absanken. Durch die Trockenlegung des Sees senkt sich außerdem bis heute der Grundwasserspiegel und viele der Gebäude in der Innenstadt haben inzwischen eine kräftige "Schieflage".

Wir besuchen das weltberühmte anthropologische Museum, in dem die präkolumbischen Zivilisationen Mexikos und die Lebensweise ihrer Nachkommen sehr eindrucksvoll präsentiert werden.

Wir bummeln fünf Tage durch diese schöne Stadt, die trotz ihrer Größe eine entspannte Atmösphare hat und lassen es uns an den unzähligen Straßenständen sowie in den tollen Märkten schmecken.

Nach fast sieben Monaten Reisezeit und 24.668 gefahrenen Kilometern in den USA und Mexiko geht es jetzt wieder nach Hause. Die Naturschönheiten der USA waren atemberaubend und Mexiko in seiner Vielfalt hat uns erneut begeistert, so daß wir beschlossen haben, noch eine weitere Reise durch Mexiko mit seiner faszinierenden Kultur und Geschichte, den herrlichen Tropenwäldern, Wüsten und Stränden und nicht zuletzt den fröhlichen und gastfreundlichen Menschen zu machen. Am 12. Oktober geht es wieder los, bis dahin: Hasta luego!