1. Reisebericht: Von Cancun nach El Paso
24. August - 12. September 2016
Ankunft in Cancun: Mexiko empfängt uns am späten Abend mit schwülheißem Wetter. Unser Hotel (Ankunft 22:59h) hat die Bar ab 23 Uhr geschlossen, d.h. einer von uns checkt ein, der andere versucht noch schnell drei Biere zu ergattern. Es funktioniert - auch die Klimaanlage im Zimmer. Wir genießen die Biere und liegen bald im Bett, doch es wird eine kurze Nacht. An was haben wir vor der Abreise nicht alles gedacht und Listen geschrieben, Notizzettel im ganzen Haus verteilt, dann alles eingepackt und zwei große Reisetaschen mitgeschleppt, doch am frühen Morgen gegen 5 Uhr beugt sich Heike über mich und ruft: "Kabinenschlüssel???!!!". Auch ich sitze jetzt im Bett und die Nacht ist vorbei. Ja, wir haben unseren Kabinenschlüssel vergessen! Noch bevor wir in Cancun abgeholt werden, konnten wir mit unseren Freunden im fernen Österreich den Kurierservice aktivieren, um den Schlüssel nach Izamal zu schicken. Vielen Dank erneut an "Murmel Ellu". Nun ja, reisen in fernen Ländern bedeutet manchmal auch warten: auf ein Ersatzteil, an einer Grenzkontrolle, auf die Auflösung einer Straßenblockade, aber unser warten ist nur auf unsere Dummheit zurückzuführen. Trotzdem versuchen wir die schwülheißen Tagen in Izamal in einem schönen Zimmer auf der Hacienda Santo Domingo zu genießen, ebenso die netten Abende an der Bar, immer unseren Toyopedi im Blick, in den wir nicht hinein können. Wir besuchen erneut Merida und spazieren durch das hübsche Städtchen Izamal, das wir inzwischen wie einen vertrauten Urlaubsort kennen.
Wir hoffen, daß auch in unserer Kabine alles in Ordnung ist, denn äußerlich ist alles o.k und der Toyopedi läuft. Nach gefühlten drei Wochen, eigentlich waren es nur sieben Tage, halten wir unseren Schlüssel in der Hand und nach wenigen Arbeiten kann es los gehen. Wir wollen in den Südwesten der USA reisen und der Winter in den Rocky Mountains beginnt früh, somit heißt es "hurry up". Die nächsten Tage bringen wir große Strecken hinter uns, d.h. mit unserem langsamen Auto zwischen 500 und 600 km am Tag. Wir wollen aber nicht nur durch Mexiko "rasen" und so bleiben wir zwei Tage in San Miguel de Allende, einer wunderschönen kleinen Kolonialstadt, hängen, die wir sofort in unser Herz schließen und in unsere Kategorie "Städte in denen man leben könnte" aufnehmen.
Warum ist San Miguel de Allende eine so hübsche Stadt, die wir als das "Rothenburg ob der Tauber" Mexikos bezeichnen würden? Kopfsteingepflasterte Straßen und kleine Gassen mit kolonialzeitlichen Häusern, die viele Galerien beherbergen, geben der Stadt einen unglaublichen Charme. Viele ausländische Rentner haben sich auch aufgrund des angenehmen Klimas niedergelassen, denn hier im mexikanischen Hochland auf ca. 2000m Höhe sind am nächsten Morgen die Schlafanzüge nicht mehr durchgeschwitzt.
Bevor wir das ca. 100 km entfernte Guanajuato, das eine außergewöhnliche Stadt sein soll, erreichen, machen wir noch einen Abstecher zum Kloster Atotonilco, das für die Mexikaner ein bedeutendes Heiligtum ist.
20% des weltweiten Silbers kamen über 250 Jahre von hier und machten Guanajuato zu einer der reichsten und schönsten Städte Mexikos. Und wir sind ebenfalls begeistert. Von den 150.000 Einwohnern sind 1/5 Studenten, somit wirkt die Stadt viel "jünger" als das eher gemütliche San Miguel de Allende. Nicht so die prachtvollen Kolonialkirchen und Gebäude, die sich die Berghänge hinaufziehen. Wir genießen die Atmosphäre in dieser bunten Stadt, bummeln über die vielen schönen Plätze und erleben mal wieder ein völlig anderes Mexiko.
In großen Etappen, die längste fast 700 Kilometer, zieht es uns weiter in die USA. In Villa Ahumada übernachten wir wieder an einer Pemex-Tankstelle mit Imbiß. Man interessiert sich sehr für uns und wir müssen von unserer Reise erzählen und die jungen Mexikanerinnen bewundern unseren Toyopedi. Zum Dank werden wir von den jungen Damen zum Abendessen eingeladen.
Nach ca. 3.500km haben wir endlich die Grenze erreicht. Drei Grenzübergänge gibt es von Ciudad Juarez nach El Paso. Wir wählen den Übergang der im Internet empfohlen wurde, nämlich die "Puente Zaragoza" und reihen uns in die endlose Schlange mit texanischen und mexikanischen Autos ein. Die vermutete mexikanische Ausreise ist leider nur das Häuschen des Abkassierers für die Brückenmaut und so stehen wir bald vor den Schildern „Welcome to the United States“. Mexikanischer Ausreisestempel im Pass? Fehlanzeige!
Der junge US-Grenzbeamte weiss mit uns auch nichts anzufangen, weder mit unserem 10 Jahres-Visum, noch einem Auto mit deutschen Kennzeichen. Es wird Hilfe geholt, wir werden höflich zur Seite gewunken und zunächst unser Auto untersucht. Wir müssen in einiger Entfernung warten und dürfen nicht zuschauen, was die Grenzbeamten in unserem Toyopedi machen. Nach kurzer Untersuchung wird uns signalisiert „alles in Ordnung“ und wir müssen uns im Einreisegebäude mit etwa 40 Mexikanern, die ein Visum beantragen, für unseren Einreisestempel anstellen. Von den acht Schaltern ist einer geöffnet und wir ahnen, daß diese Einreise wohl länger dauern wird. Nach etwa drei Stunden Wartezeit sind wir endlich an der Reihe und lernen, daß es an dem Officer liegt, uns die Einreise für 180 Tage zu gestatten und daß unser 10 Jahres-Visum, das wir bei der amerikanischen Botschaft in Wien mit Interviews und Vermögensnachweisen erhalten haben, nur die Basis ist, um länger als die üblichen 90 Tage bleiben zu dürfen. Die Dokumente, mit denen wir glaubhaft machen mußten, dass wir uns den Aufenthalt in den USA leisten können und auch nicht in die USA auswandern möchten, haben wir natürlich nicht mehr dabei. Somit heißt es freundlich bleiben, obwohl Bernd am liebsten gefragt hätte: wo bitte geht es zurück nach Mexiko? Nach über vier Stunden haben wir alles geschafft und können den Grenzbereich verlassen. Es ist Samstag nachmittag und die Haftpflichtversicherung für unseren Toyopedi bekommen wir nicht mehr. Also kaufen wir ein, denn Obst, Gemüse, Fleisch und Wurst durfte nicht eingeführt werden, tanken - was auch ein besonderes Erlebnis ist - und fahren aus der Stadt. Unser Nahziel ist der Hueco Tanks State Park, der für seine Felsmalereien und die "Huecos" - natürliche Wassersammelbecken - bekannt ist und wo wir den Sonntag verbringen.
Am Montag morgen wollen wir die Versicherung abschließen, doch die Probleme scheinen unüberwindbar. Um eine Haftpflichtversicherung zu bekommen brauchen wir eine Adresse in den USA und wir haben von Freunden aus Österreich eine Adresse in Oklahoma. Die nutzt uns aber nichts, denn texanische Versicherungsagenten dürfen keine Kunden aus Oklahoma bedienen. Auch ein Anruf bei einer Versicherungsagentur in Oklahoma hift uns nicht weiter, denn unser Fahrzeug ist ja aus Deutschland und wir haben keinen amerikanischen Führerschein. Es ist schon kurios, woran wir scheitern: der fehlende Wohnsitz in den USA, keine Sozialversicherungsnummer, ausländisches Fahrzeug, kein amerikanischer Führerschein, kein "track record" bei einer Versicherung etc. Manche Versicherer "stört" nur einer der Punkte, andere listen mehrere oder alle auf.
Die Agentur in El Paso will uns wirklich helfen und so versuchen wir eine "Wohnsitz"-Adresse in El Paso zu bekommen und ein Postfach anzumieten. Den ganzen Tag sind wir damit beschäftigt, legen allein in der Stadt fast 100 Kilometer zurück, um den Anforderungen irgendwie zu genügen. Wir hatten von Reisenden gehört, die aufgegeben haben und zurück nach Mexiko gefahren sind, doch das wollen wir nicht - noch nicht. Nach einem Tag haben wir es dann auch geschafft und sogar zu einem akzeptablen Preis. Wir haben die Haftpflichtversicherung, zum ersten Mal Vollkasko und eine Unfallversicherung für insgesamt 12 Monate für USD 550,00 abgeschlossen. Unser Auto sollte allerdings noch von einem autorisierten Experten geprüft werden, was wir auch noch schnell für USD 7,00 erledigt haben. Erleichtert können wir nun durch die USA reisen, wo wir uns niemals hätten vorstellen können, dasß es so schwer sein kann, einzureisen und ein Auto zu versichern.
Nachtrag: vier Wochen später erhalten wir ohne weitere Begründung seitens der Versicherung die Kündigung.