1. Reisebericht: Durch die Hohe Tatra nach Masuren

16. - 28. Juli 2021

4,2 Liter Hubraum und 6 Zylinder-Diesel - ein großartiges Gefühl unseren Toyopedi nach 15 Monaten Covid-bedingter Auszeit wieder brummen zu hören. Selbst das Piepen der GoBox, die die teure österreichische LKW-Autobahnmaut abrechnet, hört sich gut an, denn es bedeutet: wir sind wieder unterwegs. Zwar nicht auf Weltreise, aber in Europa, auf dem Weg in einige Länder die wir noch nicht kennen. Durch die Slowakei geht es nach Polen, dann weiter nach Litauen, Lettland und Estland und entlang der Ostseeküste wieder zurück nach Polen, mit einem Bogen um die russische Exklave Kaliningrad. Durch die nicht mehr so „neuen Bundesländer“ wollen wir dann wieder nach Hause reisen. So ist erst einmal der Plan!

  • Ein neues Land - Eine neue Flagge

Die erste Kontrolle an der Grenze zur Slowakei ist entspannt erledigt. Ein kurzer Blick auf das europäische Impfzertifikat und kurze Zeit später passsieren wir schon Bratislava. Die ersten erhobenen Daumen werden uns zum Gruß entgegengestreckt und Fotos von unserem Toyo gemacht während wir auf der Stadtautobahn überholt werden. Unser Ziel ist Banska Bistrica, gemäß unserem Reiseführer eine der schönsten Städte in der Slowakei, und auf unserem Weg in die Hohe Tatra liegend. Recht hat er, eine sehr schöne Stadt!

  • Militärmuseum
  • Denkmal einer Widerstandskämpferin

Dann geht’s weiter in die Hohe Tatra und die Westkarpaten und in 2000 Metern Höhe ist es ziemlich frisch. Wir quartieren uns auf einem schönen Campingplatz zwischen hohen Tannen mit Blick auf die Berge ein und ziehen uns früh in unser Auto zurück. Gegen 22 Uhr hören wir neben unserem Auto ein lautes schmatzen, ähnlich einem Hund der Wasser schlürft. Beim Blick aus dem Fenster sehen wir eine große Braunbärin mit zwei Jungen, die sich die Walderdbeeren schmecken lassen. Wir fühlen uns im Auto sicher, aber was ist mit den Leuten in ihren Zelten und allen die noch am Lagerfeuer sitzen? Kurz darauf haben sie die Bärin erspäht und machen Lärm mit ihrem Kochgeschirr, was dieser natürlich nicht gefällt, so daß sie sich wieder in die Berge trollt.
Viele Berge sehen wir von der Hohen Tatra leider nicht, da die Ausläufer des Sturmtiefs „Bernd“ genügend Wolken in die Slowakei geschickt haben. Somit machen wir nur eine kleine Wanderung und uns bleibt der Blick auf die kleinen historischen Luftkurorte mit ihren renovierten Grandhotels.

Wir besuchen noch das hübsche Städtchen Levoca und weiter geht es Richtung Polen. Wenige hundert Meter vor dem Grenzübergang biegen wir auf einen Waldweg ab und übernachten auf einem Parkplatz direkt an der Grenze. Der Grenzstein ist 10 Meter vom Auto entfernt und in der Nähe steht ein gigantischer Wachturm aus dem kalten Krieg in diesem Dreiländerdreieck von Polen, Slowakei und Ukraine. Für uns ein Beispiel, dass sich die kommunistischen Brüder damals auch gegenseitig nicht getraut haben.

  • Stadttor
  • Toll renovierte Häuser am Marktplatz
  • Rathaus mit Glockenturm
  • Burgruine an unserem Weg

Polen

Die Einreise nach Polen verläuft ohne jegliche Kontrolle. Unser Ziel ist Masuren, das Land der tausend Seen, im Nordosten des Landes. Wir wollen das schöne Wetter, die Landschaft und die unzähligen Seen genießen. Unser erster "Standort" erfüllt schon unsere Erwartungen: wir quartieren uns auf einem kleinen Naturcampingplatz an einem See, der nur mit Segel-, Ruderbooten oder Kajaks befahren werden darf, ein und genießen erst einmal die Ruhe und die Landschaft. Gepaddelt wird bei so viel Wasser natürlich auch und wir suchen uns den angeblich schönsten Paddelfluss Polens aus, der sich idyllisch durch einen Naturpark schlängelt.

  • Blick von unserem Übernachtungsplatz

Im kleinen Örtchen Heiliegelinde besuchen wir die schönste Barockkirche Polens, die auch einer der wichtigsten polnischen Wallfahrtsorte ist. In Rastenburg stoppen wir an der Kreuzritterburg des Deutschritterordens.

  • Stadtmauer in Rastenburg

Die berühmt berüchtigte Wolfsschanze, das ehemalige Führerhauptquartier, und eine weitere Stätte, der Sitz des Oberkommando des Heeres, stehen auf der Besuchsliste. Drei Dinge haben uns beeindruckt: Zum einen sind wir erstaunt wie viele von den Bauten heute noch stehen. Wie wir bei unserem Rundgang lernen, wurden die meisten Gebäude kurz vor Kriegsende noch mit Betondecken geschützt und die Bunker mit bis zu 7 Meter dicken Stahlbetonwänden ummantelt. Zum anderen ist es faszinierend, wie sich die Natur doch wieder alles zurückholt und immer mehr Beton unter Moosschichten verschwindet bzw. überwuchert wird. Zum dritten hat uns erstaunt, wie hoch das Interesse der vornehmlich jungen Polen an diesen Stätten ist. Wir hätten nicht mit so einem Ansturm an Besuchern gerechnet.

  • Bunker Adolf Hitlers
  • Erinnerung an den Attentatsversuch

Die Wolfsschanze liegt mitten im schönen Seengebiet, die Soldaten damals nannten es jedoch das „Mückennest“

Das Städtchen Lötzen liegt attraktiv an zwei großen Seen und ist lt. unserem Reiseführer eine der lebhaftesten Städte Masurens. Wir empfinden es als ziemlich touristisch und die Spazierwege am Wasser zwischen Hafen und Stadtzentrum sind mit Souvenirständen überfrachtet. In einem netten Lokal am Kanal zwischen den beiden Seen essen wir lecker und besichtigen anschließend die interessante preußische Ringfestung, eine riesige Anlage in der im Ersten Weltkrieg über 4.000 deutsche Soldaten stationiert waren.

  • Historische Drehbrücke und ehemalige Ordensburg
  • Feste Boyen

Abseits der masurischen Seenplatte liegt der Nationalpark Wigry, ein großes Natuschutzgebiet um den gleichnamigen See, im äußersten Nordosten Polens. Wir umfahren den See auf guten Schotterpisten und quartieren uns zum Abschluß unserer Masurenrunde auf einem kleinen Naturcampingplatz mit tollem Seeblick ein. Auf einer Halbinsel liegt malerisch eine schöne Klosteranlage, die wir uns anschauen.

  • Eremitenhäuschen, heute Gästezimmer.

Von hier aus geht es weiter nach Litauen. Allenstein, die Hauptstadt der Region, und den westlichen Teil Masurens werden wir bei unserer Rückfahrt besuchen.