2. Reisebericht: Islamische Republik Iran - Norden
3. - 24. Oktober 2019
Die Ausreise aus Armenien läuft schleppend. Die Autokontrolle dauert, denn der Grenzbeamte will in jeden Schrank schauen, selbst in die Fußbodenfächer, die Außenstaukisten und das Führerhaus. Heike steht derweil bei den Fußgängern an, ich habe einen anderen Schalterbeamten, der auch die Ausreise des Autos im Pass bestätigen muss. Nachdem er gefühlte dreißig Mal den Kfz-Schein hin und her gewendet hat, im Computer auch nichts findet, haut er den Stempel in den Pass – prima, mehr brauchen wir nicht und wir sind mit unserem Auto ausgereist.
Über einen Fluss geht’s zur iranischen Einreise. Am ersten Posten werden wir freundlich und, nach einem kurzen Blick auf Visum und Pass, mit einem „Welcome to Iran“ begrüßt. Der nächste uniformierte Posten ist für die Ein- und Ausreisestempel im Pass zuständig. Er sieht uns, hält alle Grenzgänger an, und winkt uns zu ihm. Wir erhalten sofort unsere Stempel, allerdings nicht in den Pass, sondern auf unser Visum. Dies ist eine „freundliche“ Maßnahme der Iraner, da sie wissen, dass ein iranischer Einreisestempel im Pass unser USA-Visum entwerten würde. Dann geht’s weiter in das nächste Büro, es wird nochmals alles kontrolliert, und wir werden höflich einer ausführlichen Befragung über unsere Reise unterzogen. Der nette, zivil gekleidete Beamte, begleitet uns zum nächsten Posten, der, in einem alten Container sitzend, die Fahrzeugdaten in seinen ebenso alten Computer eingeben muss, sich damit aber äußerst schwertut. Kein Wunder, Computertastatur in Farsi und wo ist da das ü von Künzel? Er fragt: Tonaj? Ich halte vier Finger hoch. Er schaut durchs Fenster aufs Auto, nickt und tippt weiter. Dann geht’s in den Commercial Complex, sogar in Englisch ausgeschildert. Waren bisher alle sehr freundlich und bemüht, scheint hier Mittagspause zu herrschen oder niemand da zu sein der sich mit unserem Carnet de Passage auskennt. Wir werden von einem Schalter zum anderen geschickt und nach einer halben Stunde und verstohlenen Blicken auf uns kommt von einem Beamten der Befehl: „Copy all documents“. Mist denke ich, wollten wir ja zu Hause machen. Wie sollen wir jetzt die Kopien bezahlen? Ausländische Kreditkarten werden nicht akzeptiert und eine Wechselstube gibt es innerhalb des Grenzbereiches nicht. Ein Problem, das wir aus Südamerika kennen. Wir geben unsere Dokumente in der Kopierstube ab und sind gespannt, doch alles wird anstandslos kopiert, ohne Kosten für uns. Weitere 15 Minuten werden für die drei Stempel im Carnet benötigt und wir können von dannen ziehen, natürlich nicht ohne dass bei der Ausfahrt nochmals alle Dokumente überprüft werden, immer mit einem freundlichen „Welcome to Iran“. Für unseren Toyopedi und seinen Inhalt interessiert sich erstaunlicherweise niemand. Möglicherweise haben sie einen „Deal“ mit dem übereifrigen armenischen Zollbeamten, denn so eine genaue Untersuchung hatten wir bei keiner Grenzüberquerung auf unseren bisherigen Reisen gehabt, schon gar nicht bei einer Ausreise.
Jetzt sind wir im Iran - ein erster Schwerpunkt dieser Reise und wir sind gespant und skeptisch zugleich. Zum ersten Mal auf unserer Reise besuchen wir ein Land in dem Staat und Religion nicht getrennt sind, im Gegenteil, Iran ist ein "Gottesstaat" und die Regeln des Islam bestimmen das Leben. Wird das unsere Reise beeinflußen? Was Heike anbelangt in jedem Fall schon einmal optisch, denn sie hat sich vor der Grenze eine lange Bluse die den Popo bedeckt angezogen und das obligatorische Kopftuch umgebunden. Kaum im Land unterwegs werden wir mit „Welcome to Iran“, „How are you?“ und „Where are you from“ begrüßt und und das hören wir seitdem tagtäglich, begleitet von hundertfachem Hupen und Winken beim Fahren und wir fühlen uns erst einmal willkommen.
Unser erstes Ziel ist Tabriz, die größte Stadt im Nordwesten des Landes, und wir übernachten im Stadtpark. Fast jede Stadt im Iran hat einen öffentlichen Park und der ist Treffpunkt und Picknickplatz, und für in- und ausländische Reisende auch Campingplatz. Es ist Freitag, aslo islamischer Sonntag, und im Park sind Menschenmengen unterwegs. Wir bekommen einen weiteren Vorgeschmack der iranischen Willkommenskultur, werden permanent fotografiert oder sollen für Selfies posieren. Selbst um Mitternacht werden wir noch für ein Foto herausgebeten.
Dafür wird uns Tee gebracht, zwei Schalen eines sehr gut schmeckenden Eintopfs angeboten, und jede Menge Obst und Nüsse von den um uns herum picknickenden Iranern geschenkt. Wenn das so weiter geht, hätten wir kein Geld tauschen müssen…. Getauscht haben wir in einer Wechselstube zum fast Dreifachen des offiziellen Bankkurses von 46.000 Rial/EUR, was die Lebenshaltungskosten für uns sehr niedrig macht. Das Highlight ist aber das Tanken, denn im Iran kostet Diesel EUR 2,50 - allerdings bekommt man dafür 100 Liter!
Bei einem ersten Spaziergang in der Stadt schauen wir uns das alte Stadttor an der ehemaligen Zitadelle und die neue riesige Freitagsmoschee an.
Der Besuch des Basars in Tabriz ist ein „muss“, denn der sich über ein komplettes Stadtviertel ausdehnende Basar ist nicht nur einer der größten des Landes, er gilt vor allem als einer der stimmungsvollsten im Land. Vorher schauen wir uns noch die historische Masjed-e-Kabud oder auch Blaue Moschee an, deren Bau im Jahr 1465 beendet wurde.
Der Basar umfasst mehr als 3,5km größtenteils mit Ziegelgewölben überdachte Gassen, Karawansereien, Moscheen, Kuppelbauten für die Teppichhändler und insgesamt rund 8.000 Läden und Werkstätten.
Kandovan
Unser nächster Stop gilt dem Bergdorf Kandovan mit seinen in Tuffstein geschlagenen Höhlen. Hier haben sich die örtlichen Bauern schon zur Zeit der Mongolenstürme vor 800 Jahren wohnlich eingerichtet und leben auch heute noch in den urtümlichen Spitzkegeln.
Orumiyeh
In der Einsamkeit übernachten wir an dem riesigen Orumiyeh-Salzsee, der einst zehn Mal so groß war wie der Bodensee. Inzwischen ist er, obwohl als Biospährenreservat geschützt, aufgrund menschlichen Missmanagements auf einen Schatten seiner selbst geschrumpft. Nicht nur hier sondern im ganzen Land ist die Wasserknappheit ein großes Problem, da erheblich mehr Wasser verbraucht wird als die natürlichen Ressourcen bieten.
Wir genießen nach dem Trubel in den Parks die Ruhe und den schönen Sonnenuntergang.
Takht-e-Soleyman
Am nächsten Tag besuchen wir Takht-e Soleyman, den Thron des Salomons, eine der imponierendsten archäologischen Stätten des Nordwestens. Eine über 10 Meter hohe ovale Festungsmauer, verstärkt mit 38 Türmen, schützte einst das Feuerheiligtum. Im Zentrum befindet sich ein 60 Meter tiefer türkisfarbener, von einer artesischen Quelle gespeister, 21 Grad warmer Kratersee. Man nimmt an, dass die Sassaniden-Schahs ab dem 5. Jhdt. nach ihrer Krönung in Ktesiphon am Tigris hierherkamen, um die Weihe der Götter zu empfangen und sich dem Ritteradel zu präsentieren.
Provinz Kordestan
Wir wollen weiter nach Kordestan, das gebirgige Grenzgebiet zum Irak. In Sanandaj, der Provinzhauptstadt, legen wir einen Stop ein, übernachten auf einem staubigen Innenstadtparkplatz, und können endlich eine iranische Sim-Karte erwerben.
Im Zagros-Gebirge passieren wir mehrere Kontrollen der Grenzpolizei, trotzdem können wir die Schmuggler beobachten, die über halsbrecherische Gebigspfade, teilweise zu Fuß, mit Eseln oder auch Toyota Pickups einen lebhaften Warenaustausch betreiben. Die Landschaft ist spektakulär und wir kommen nur langsam voran, denn auch bergab müssen wir langsam fahren, um auf diesen steilen Straßen die Bremsen unseres 4 Tonnen schweren Toyopedis nicht zu überhitzen.
Wir übernachten in Uraman, einem typischen Bergdorf mit seinen an einem steilen Berghang liegenden Terrassenhäusern, und hören zum ersten Mal in der Nacht Wölfe heulen. In dieser Gegend hat Saddam Hussein 1988 seine Giftgasangriffe gegen die Kurden befohlen.
Kermanshah
In den Tälern der Zagros-Berge wimmelt es lt. unserem Reiseführer geradezu von Felsbildern und Inschriften, mit denen im Laufe der Jahrtausende die diversen Herrscher den Untertanen ihre Siege ins Gedächtnis meißeln wollten. Wir beschränken uns auf die Reliefs in Kermanshah, die eindrucksvoll in natürlichen Felsgrotten angelegt sind, sowie in Bisotun, die um 500 v. Chr. entstanden sind. Das Sensationelle an dem Hauptrelief von Bisotun ist die dreisprachige Inschrift, denn bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine altpersische Schrift, und der im Relief verewigte Herrscher Darius I. ließ 38 Keilschriftzeichen erfinden, um seine Siegesbotschaft neben neubabylonisch und elamisch auch in altpersisch niederschreiben zu können. Leider ist das Relief größtenteils von einem Gerüst verdeckt und von der Schrift nicht viel zu sehen. Angeblich würde sich daran auch so schnell nichts ändern, denn das Bildnis zeige aus islamischer Sicht Unliebsames, nämlich den Sieg eines absoluten Herrschers.
Saveh
Wir übernachten in Saveh und wollen uns die Freitagsmoschee aus dem 11. Jahrhundert mit einem schönen Ziegelminarett und einem Arkadenumsäumten Innenhof anschauen. Nach kurzer Verhandlung mit dem Wächter wird das große Tor für uns aufgeschlossen und wir zahlen 0,80 Cent pro Person Eintritt.
Qom
Auf einer längeren Fahretappe geht es Richtung Osten, bis an den Rand der großen Wüsten Irans. Zogen früher Kamelkarawanen entlang der Wüsten, ist diese Nord-Südachse heute die Haupttouristenroute, denn die früheren Oasenstädte gelten als die touristischen Highlights des Landes. Begegneten wir bislang kaum ausländischen Touristen, sind wir gespannt, ob sich das jetzt ändern wird.
Unser erstes Ziel ist Qom, die „heilige Stadt“ und das zweitwichtigste Pilgerziel im Land, denn hier befindet sich die Grabstätte von Fatimah der „Reinen“. Inzwischen hat sich Qom zum Zentrum der schiitischen Lehre entwickelt und gilt als Kaderschmiede nicht nur des iranischen Klerus, sondern der gesamten schiitischen Welt.
Auch Khomeini hat an der hiesigen führenden Koranschule studiert und gelehrt. Qom wurde daher auch zum Zentrum des Widerstandes gegen das Schah-Regime und die ersten massiven Unruhen, die schließlich zur Revolution führten, brachen hier aus.
Unser erster Eindruck: eine sehr gepflegte Stadt und die Zahl der komplett verhüllten Frauen liegt nahezu bei 100%, in den bislang besuchten Städten war die Quote bei ca. 50%, in ländlichen Regionen auch höher. Touristen gibt es hier unglaublich viele, allerdings vorwiegend Pilger aus den islamischen Ländern.
Natürlich besuchen wir das Heiligtum, Nicht-Muslime dürfen die Anlage besichtigen, in den Grabraum und die große Moschee ist uns der Zutritt allerdings nicht gestattet. Am Eingang werde ich von Kopf bis Fuß in einen wunderbaren Tschador gepackt, wir bekommen eine englischsprachige Führerin an die Seite, und dürfen so gerüstet die heilige Stätte betreten.
Ein Besuch des Basars von Qom darf nicht fehlen, als architektonische Sensation gilt hier die Kaufhalle der Teppichhändler.
Kurz hinter Qom erreichen wir ein weiteres Pilgerziel, das Heiligtum von Jamkaran. Nach der Revolution 1979 rückte der Ort ins Scheinwerferlicht der internationalen Propaganda und Staatspräsident Muhad Ahmadinejad veranlasste nach seiner Wahl 2005, den Ausbau in kolossalen Dimensionen. Heute werden pro Jahr ca. 15 Millionen Pilger gezählt, allein zum Geburtstag des Zwölften Imams pflegen zwei Millionen Pilger auf dem Vorplatz zu beten, was uns stolz erzählt wird mit dem Hinweis, dass nach Mekka "nur" 600.000 Pilger kommen.
Dasht-e-Kavir Wüste
Wir fühlen uns reif für die Wüste und wollen einen ersten Ausflug zu der, an einem großen Salzsee liegenden, Karawanserei Maranjab machen. Lt. unseren Recherchen gibt es einen Kontrollpunkt an der Hauptpiste, die ausländischen Fahrzeugen die Zufahrt ohne Guide verweigert. Wir nehmen eine andere Route und niemand stört sich an uns, im Gegenteil, die wenigen anderen iranischen Besucher winken uns wie immer freundlich zu, schenken uns Obst und erkundigen sich nach unserem Befinden.
Die Karawanserei ist wegen Renovierung geschlossen und wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen zwischen Dünen und Salzsee und genießen die Ruhe.
Auf dem Rückweg von der Wüste passieren wir den kleinen Ort Nushabad. Dort grub die lokale Bevölkerung vor 1.500 Jahren eine unterirdische Stadt aus dem Boden, die in Kriegszeiten als Zufluchtsort diente und auch Schutz vor extremen Temperaturen bot. Das gigantische Labyrinth breitet sich auf vier Quadratkilometern aus und reicht auf drei Etagen bis zwanzig Meter in die Tiefe. Dies ist für uns, kurz vor der Mittagspause an der ehemaligen Festung des Ortes, einen Stopp wert.
Kashan
Die Oasenstadt Kashan mit ihrem schönen Basar und den prachtvollen alten Kaufmannshäusern ist unser nächstes Ziel. Besonders interessiert uns der Hamam "Sultan Amir Ahmad", der eine der schönsten historischen Badeanlagen des Iran sein soll.
Abyaneh
Auf unserem Weg nach Abyaneh passieren wir die nuklearen Einrichtungen von Natanz, die in letzter Zeit häufiger in die Schlagzeilen geraten sind. Die Straße führt direkt an den Atomanlagen vorbei, schon von weitem erkennen wir die Flugabwehrstellungen und halten uns selbstverständlich an das Fotografier- und Halteverbot. Irgendwie sind wir erleichtert als wir das Gebiet ohne größere Kontrollen Richtung Berge verlassen. Es ist Freitag (iranischer Sonntag) und das kleine Dorf, das als ein Paradebeispiel alter ländlicher Lehmarchitektur gilt, ist von iranischen Touristen überfüllt.
Die rostbraunen Lehmhäuser sind so eng und verschachtelt an einen Berghang gebaut, dass die flachen Dächer als Terrassen und Höfe der oben wohnenden Nachbarn dienen.
Eine weitere Pilgerstätte ist in Badrud und nur ein kleiner Abstecher. Wir halten kurz an, denn das erst vor wenigen Jahren aus Spendengeldern fertiggestellte Mausoleum besitzt eine der größten Kuppeln des Mittleren Ostens. Wieder sind wir überrascht von den Menschenmengen, rund um den riesigen Komplex sind überall Zelte aufgebaut, in der Anlage sitzen die Gläubigen und picknicken, beten oder - auch ganz wichtig - bummeln hin und her. Heike wird wieder in den obligatorischen Tschador gepackt, ansonsten achtet niemand auf uns. So gehen wir auch – natürlich getrennt - zu dem heiligen Schrein, dem sich die Gläubigen betend nähern und ihn dann mit Küssen bedecken.
Isfahan
Der Iran ist ungefähr 20-mal größer als unsere Wahlheimat Österreich und 4-mal so groß wie Deutschland. Es leben rund 80 Millionen Menschen im Iran, das entspricht in etwa der Bevölkerung von Deutschland. Der größte Teil des Landes sind Wüsten- und Steppengebiete in denen man nicht leben kann, daher wohnen viele Iraner in den großen Städten. Teheran hat neun Millionen Einwohner, Isfahan 2 Millionen und gilt als eine der schönsten und interessantesten Städte des Landes. Wir entscheiden uns für Isfahan.
Im Hinterhof eines Hostels finden wir für EUR 10,00 einen sicheren Parkplatz für unseren Toyopedi. Nur schnell 50 Meter entgegen der Einbahnstraße fahren, dann wird vom geöffneten Hoftor kurzer Hand die obere Schiene abgebaut, damit wir auch einfahren können, und schon stehen wir im Hof bei den Hühnern. Wir dürfen im Auto schlafen, aber, wenn wir statt EUR 10,00 dann doch EUR 12,00 ausgeben, bekommen wir ein Zimmer mit Frühstück und Gemeinschaftsduschen. O.k., das machen wir und einen Wäscheservice gibt’s auch noch. Unser Reisemobil steht sicher im Hof und wir können die Stadt auch am späten Abend genießen.
Isfahan gilt bis heute als orientalische Märchenstadt und wir sind natürlich sehr gespannt. Die meisten der sehenswerten Baudenkmäler wurden im 16. Jhdt. unter Schah Abbas I. errichtet, denn er verlegte seine Residenz nach Isfahan. Nach einem genauen Plan ließ er breite Boulevards, Gärten, Moscheen und prunkvolle Paläste anlegen, um die Stadt zur "Perle Persiens" zu erheben. Die Goldene Zeit währte allerdings nicht lange und Anfang des 18. Jhdts. eroberten afghanische Rebellen die Stadt, verwüsteten sie und richteten ein Blutbad unter der Bevölkerung an. Erst die Ernennung des großen Imam-Platzes und der Freitagsmoschee zum UNESCO-Welterbe in 1979 führten dazu, dass sich der Staat des architektonischen Erbes von Isfahan wieder annahm.
Der mit doppelstöckigen Arkaden eingerahmte Platz mißt 560x160 Meter und ist damit dreimal größer als der Markusplatz in Venedig. An jeder Seite befindet sich ein architektonisches Highlight.
Inzwischen sind die unzähligen historischen Gebäude renoviert und die Fliesenfassaden der Repräsentationsbauten, insbesondere die Eingangsportale der Moscheen, erstrahlen in blau, türkis und gelb.
Bei so viel Kultur darf die Kulinarik nicht fehlen und wir entdecken gegenüber unseres Hostels in einem Hinterhof ein kleines, von zwei jungen Damen geführtes Kleinod. Auf unsere Frage, ob es denn Essen gibt oder sie nur eine Teestube betreiben, wird uns versichert, dass sie uns "good food" zubereiten würden. Da wir die Speisekarte sowieso nicht lesen können, lassen wir uns überraschen und bekommen ein traumhaftes Menü zubereitet.
Die "Paradiesgärten" sind ein Teil der iranischen Kultur und in einem Land, das zum großen Teil aus Wüste besteht, verwundert es nicht, wenn üppiges Grün und Wasser als Paradies gilt. Bereits 500 vor Chr. wurden die ersten Gärten angelegt, neun verbliebene wurden 2011 zu UNESCO Welterbestätten erklärt.
Isfahans Basargasse zählt zu den längsten durchgehend gedeckten Basaren der Welt mit einer Vielzahl an tollen Kunsthandwerksläden.
Südlich des Zentrums liegt die beliebteste Flanierzone der Isfahanis, der Fluß Zayandeh Rud - so er Wasser führt. Dies ist zur Zeit der Fall, und entsprechend viel los ist an den Jahrhunderte alten historischen Brücken.
Ein letzter Abstecher gilt dem Armenierviertel und der dortigen christlichen Kathedrale, die von außen auf den ersten Blick wie eine Moschee wirkt, im Inneren sind die Wände und die Decke über und über mit Fresken überzogen. Die Malereien zeigen in wilder Kombination Ereignisse aus dem Alten und Neuen Testament.
Dasht-e-Kavir Wüste
Nach fast vier Tagen in der Großstadt sehnen wir uns wieder nach Wüste, fahren außerhalb von Isfahan kilometerlang an der Isfahan Nuklear Aerea vorbei, und verlassen die Stadt Richtung Varzaneh. Unterwegs passieren wir eine Lehmmoschee mit einem ungewöhnlichen Minarett, das aussieht wie ein Fabrikschornstein, sowie eine historische Brücke und ebenso historische Taubentürme. Die Taubentürme wurden bis vor einigen Jahrzehnten genutzt, um Tauben Nistplätze zu verschaffen, den Menschen dienten die Tauben als Nahrung und deren Exkremente als Dünger. In eine über 1.000 Jahre alte Zitadelle, die von einer nach wie vor fast intakten 10 Meter hohen Mauer eingefasst wird, können wir hineinfahren und finden uns in einem Gassenlabyrinth mit fast völlig zerfallenen Lehmhäusern wieder. Zu unserer Verblüffung leben noch Menschen in den wenigen noch nicht völlig zerbröselten Häusern. Es kommt uns vor wie der Ausflug in eine andere Zeit.
Eine historische, und vermutlich die einzige, Getreidemühle im Iran, die noch von einem Kamel angetrieben wird, müssen wir sehen. Die Besitzer, ein älteres Ehepaar, nehmen sich viel Zeit für uns und führen alles vor, wir bekommen Tee und viele Souvenirs angeboten, die wir leider nicht wirklich gebrauchen können. Ins Grübeln kamen wir allerdings bei dem Eselmist, der uns zum Rauchen angeboten wurde...
Nach einer zweitägigen Reisepause an einem Salzsee in der Wüste fahren wir auf einer sehr guten Schotterpiste weiter Richtung Yazd. Ein kleiner Höhepunkt auf dieser Strecke ist, neben eindrucksvoller Landschaft, eine verlassene Karawanserei am Weg mit einer Frischwasserquelle.
In Yazd werden wir eine längere Pause einlegen, da wir unser Visum verlängern müssen und die einzigartige, komplett aus Lehm errichtete Altstadt erlaufen wollen. Mehr dazu im nächsten Reisebericht.